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Das Hexenkloster

Das Hexenkloster

Titel: Das Hexenkloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fühlte sich nicht eben gut. Sie stöhnte manchmal auf und ging so steif wie eine Marionette.
    »Wir sind gleich da«, sagte sie. »Da brauchen Sie wirklich keine Sorge zu haben.«
    »Die habe ich auch nicht.«
    Sie gingen noch vier Schritte weit und erreichten eine Tür, auf die Lorna deutete, als sie stehen blieben.
    »Ist das die Bürotür der Chefin?«
    »Ja, hier sitzt Marnie Steel.«
    »Auch jetzt?«, vergewisserte sich Ike.
    »Ich gehe davon aus.«
    »Gut!«
    Nein, es war nicht gut. Ike Turner befand sich in einer Zwickmühle. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er war kein Profi, der mit einer Situation wie dieser hier tagtäglich umging. Er war allerdings ein Mensch, der nachdachte und bestimmte Dinge in Erwägung zog. Wenn er Lorna laufen ließ, dann würde sie Alarm schlagen. Das gehört einfach zu ihrem Job. Also konnte er sie nicht laufen lassen. Er wollte sie aber auch nicht töten, und deshalb gab es für ihn nur eine Lösung.
    Zuschlägen.
    Er hatte es noch nie getan. Er wollte keinen Menschen erschlagen und musste verdammt aufpassen, was die Härte anging. Im Kino sah das immer so leicht aus, aber in der Wirklichkeit?
    Ike atmete tief durch die Nase ein. Er hörte, wie die Frau eine leise Frage stellte. Auf die einzelnen Worte achtete er nicht. Er trat näher an Lorna heran und hob das Gewehr.
    Im nächsten Augenblick schlug er zu.
    Der Lauf traf die Frau am Hinterkopf und am Nacken. Er hörte nichts, abgesehen von einem Klatschen. Kein Stöhnen, auch keinen Schrei, die Frau blieb sogar stehen, und Ike glaubte, genau das Falsche getan zu haben, und er überlegte, ob er noch mal zuschlagen sollte.
    Er ließ es bleiben.
    Es war nicht nötig, denn Lorna sackte mit einem Mal zusammen. Die Zeit war ihm nur so lang vorgekommen. Während der Bewegung drehte sich die Geschlagene herum, sodass er einen Blick gegen das Profil werfen konnte. Ike glaubte, einen erstaunten und schmerzerfüllten Ausdruck zu sehen, dann gaben die Beine nach.
    Bevor sie gegen den harten Boden schlagen konnte, fing Ike Turner sie ab und ließ sie behutsam auf die Steinfliesen gleiten. Er hoffte, dass er nicht zu hart zugeschlagen hatte und zog die Frau von der Tür weg in den toten Winkel.
    Nein, es war ihm kein Stein vom Herzen gefallen. Er fühlte sich auch nicht gut oder wie der große Sieger. So etwas getan zu haben, das ging ihm gegen den Strich. In diesem Fall hatte er keine andere Möglichkeit gesehen. Es ging um seine Frau, und da setzte er eben alles ein, um sie wieder in die Arme schließen zu können. Da sprang er auch über seinen Schatten hinweg.
    Im Vergleich zu dem, was noch vor ihm lag, war dieser Part leicht gewesen. Jetzt galt es, das nächste Hindernis zu überwinden. Er musste in das Büro und konnte nur hoffen, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Ike hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie er vorgehen sollte. Dass er den Rückzug antreten würde, war ausgeschlossen. Ihm fiel ein, dass er auch Lorna hätte fragen können, wo sich seine Frau befindet. Doch eine Antwort, auf die er sich hundertprozentig verlassen konnte, hätte er bestimmt nicht bekommen.
    Aber diese Marnie Steel wusste Bescheid, und deren Büro lag hinter dieser Tür.
    Bevor er den nächsten Schritt anging, schaute er sich noch einmal um. Beobachtet wurde er nicht. Am Ende des Ganges allerdings bemerkte er eine Bewegung. Dort ging jemand her. Nur interessierte sich diese Person nicht für den Gang. Sie verschwand in eine andere Richtung und ging dorthin, wo die Treppe lag.
    Jetzt wischte er sich den Schweiß aus seinem Gesicht. Sein Herz schien in einer Schlinge zu stecken, die Kehle war ausgetrocknet. Er würde Probleme beim Sprechen haben, aber darüber machte er sich keine Sorgen. Ike bückte sich und schaute durch das Schlüsselloch wie ein kleiner Junge, der nachschauen wollte, ob Weihnachtsgeschenke auf dem Tisch standen.
    Im Raum dahinter brannte Licht.
    Das gab ihm Hoffnung. Es war bestimmt jemand da. Wenn nicht, hätte sicherlich auch kein Licht gebrannt.
    War die Tür offen?
    Er wartete nicht länger. Seine Hand lag auf der kühlen Metallklinke. Er drückte sie hinunter – und stieß die Tür im nächsten Moment wuchtig nach innen, um sofort über die Schwelle zu huschen.
    Sein Blick war dabei nach vorne gerichtet. Er hielt das Gewehr fest wie einen Rettungsanker. Und er überschaute mit einem Blick locker die Situation.
    Der Raum war recht groß. Er besaß zwei Fenster, die von dunklen Vorhängen verdeckt

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