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Das Hexenkloster

Das Hexenkloster

Titel: Das Hexenkloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stammte es von einer Lampe, denn es zuckte nicht. Da tanzte kein Widerschein, da gab es keine Schatten, die an den Wänden in die Höhe fuhren und mit ihren Spitzen über die Decke tanzten, es war da, es blieb auf dem Boden so starr liegen und es fand ein Ende in ihrer Nähe, aber es erreichte nicht die beiden Kerzen. Doch die Veränderung war dabei, sich nach vorne zu schleichen, und Kelly würde bald von ihr erreicht werden. Nur noch Sekunden, dann...
    Es passierte jetzt und plötzlich!
    Vor ihr.
    Und es ging alles so schnell, dass sie den Überblick verlor. Und sie bildete es sich nicht nur ein!
    Nur ein leises Rauschen hatte sie gehört, dann konnte sie sehen, was passiert war.
    Die Frau war wirklich wie aus dem Nichts erschienen, als liefe vor ihr ein Film ab.
    Kelly Turner starrte sie an.
    Das musste Assunga sein!
    ***
    Manchmal kann man in der Kehle eine Wüste haben, so trocken ist sie. Das spürte Ike Turner, als er durch das Gelände fuhr und eine Abkürzung nahm. Sie kam zwar seinem Umweltbewusstsein nicht eben entgegen, aber an diesem verdammten Tag war sowieso alles anders. Da ging es einzig und allein um seine Frau und um nichts anderes.
    Den normalen Weg erreichte er, nachdem er durch das »Buschland« gefahren war und eine schmale Holzbrücke hinter sich gelassen hatte, die einen Bach überspannte. Danach rutschte er noch über ein feuchtes Wiesenstück mit alten Schneeresten hinweg und rollte schließlich auf die enge Straße, die zum ehemaligen Kloster hinführte. Sie war nicht asphaltiert, was auch nicht zu sein brauchte, denn viel Verkehr herrschte hier wirklich nicht. Hin und wieder erschien ein Transporter mit den neuen Gefangenen oder mal ein Besucher. Ansonsten war sie der Einsamkeit übergeben wie auch das hohe Gemäuer.
    Wäre das Licht des Tages vorhanden gewesen, so hätte er es längst sehen können. Er entdeckte es trotzdem, nur nicht so deutlich. Es malte sich als kompakter Schatten im freien Gelände ab. Es war breiter als hoch. Dass die Mauern eine gewisse Dicke besaßen, war auch aus dieser Entfernung zu erkennen. Es lag nicht eingehüllt in eine völlige Dunkelheit, sondern zeigte an verschiedenen Stellen einige helle Lichtflecken, die jedoch nie klar zu ihm herübergrüßten, sondern zerfasert waren.
    Hinter jedem Fenster lebte eine Gefangene, hinter jeder Scheibe lauerte ein Schicksal, aber Ike dachte nicht daran. Ihn interessierte einzig und allein seine Frau, von der er hoffte, sie lebend wiederzusehen. Ansonsten war auch seine Existenz sinnlos.
    Er machte sich keine Gedanken darüber, wie die nahe Zukunft ablaufen könnte. Er würde alles auf sich zukommen lassen und aus der Situation heraus reagieren.
    Und er würde sich nicht scheuen, Gewalt einzusetzen, wenn es denn sein musste. Dass er dazu in der Lage war, hätte er vor wenigen Tagen noch nicht gedacht, aber wenn es eben nur diesen einen Weg gab, dann musste er ihn gehen.
    Einem Gefühl folgend, schaltete er die Scheinwerfer aus. Man sollte sein Kommen so spät wie möglich bemerken, wenn überhaupt. Er wollte auch nicht direkt bis an den Bau heranfahren und die letzten Meter zu Fuß gehen.
    Auf der weichen und feuchten Grasnarbe ließ er den Pick-up ausrollen. Keine Scheinwerfer mehr, kein Licht, auch keine absolute Dunkelheit, denn der Himmel zeigte noch immer das faserige Grau der Dämmerung, mit letzten Lichtflecken bestückt.
    Er stieg aus. Das Gewehr nahm er mit. Es steckte jetzt nicht mehr in dem Futteral. Als er das Metall anfasste, spürte er die Kälte. Ike hängte sich die Waffe über die rechte Schulter und machte sich auf den Weg.
    Er war es gewohnt, leise zu gehen. Darin hatte er sich eine gute Routine angelernt, und die nutzte er jetzt aus. Trotz seiner großen Schritte war er kaum zu hören. Er glitt mehr auf das Haus zu als er ging und behielt dabei seine geduckte Haltung bei.
    Er konzentrierte sich. Bei ihm bedeutete das, dass er auf jedes Geräusch achtete und es einsortierte, wenn er etwas hörte. Auch das hatte er im Laufe der Zeit gelernt, doch an diesem Abend wurde er durch nichts gestört.
    Das Haus rückte näher. Ike hatte das Gefühl, als würde es wachsen. Er selbst kam sich so klein vor. Es waren auch keine Stimmen zu hören. Nur die Lichter hinter den Fenstern blieben. Hin und wieder durch einen Schatten unterbrochen, wenn eine Person vorbeiging.
    Ike Turner blieb plötzlich stehen. Ihm war etwas aufgefallen, was nicht in diese Gegend hineinpasste. Damit hätte er niemals gerechnet. Doch er

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