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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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inzwischen mit
ihrem Umhang bedeckt.
    Brüsk wandte
sich die Herzoginmutter an ihren Sohn und deutete auf Emilia: „Sperr das
verlogene Miststück ein und lass sie gut bewachen.“ Sie selbst lief in Richtung
Ausgang.
    „Was hast du
vor, Mutter?“, rief der Herzog ihr nach.
    Über ihre
Schulter hinweg rief sie zurück: „Nach oben, die Wachen informieren. Ich gehe
jede Wette ein, dass sich Colonna mit einem schwarzen Umhang unter die anderen
gemischt hat.“
    Emilia
zuckte kaum merklich zusammen. Diese teuflische Frau hatte Filomenas Plan
schnell durchschaut. Ihr Gemahl persönlich lieferte sie in ihrem Appartement ab
und übergab sie der Obhut ihrer beiden Aufpasserinnen. Zusätzlich postierte er
zwei Soldaten vor ihrer Tür. Bevor er sie verließ, zog er sie mit eisernem Arm
an sich. Emilia bog ihren Kopf zurück. Er sah in ihr zurückgebogenes, bleiches
Gesicht und senkte seinen Mund auf ihre zarte Kehle. Mit heiserer Stimme sagte
er dann: „Erwartet mich.“
    Erneut
machten sich die beiden Frauen an ihr zu schaffen. Sie bürsteten Emilias Haar
bis es wie Seide knisterte, kleideten sie aus und hüllten sie in ein frisches
Nachthemd. Wie eine leblose Puppe ließ Emilia alles mit sich geschehen. Ihr
Schicksal war ihr egal. Ein einziger Gedanke beherrschte sie, der in endloser
Monotonie in ihrem Inneren widerhallte: Bitte lass Francesco entkommen sein.
Bitte lass Francesco entkommen sein…
    Nach
vollendeter Arbeit nahmen die alten Zofen auf einer kleinen Bank neben der Tür
zum Waschkabinett Platz und verschmolzen mit dem Wandpaneel. Die Tür in ihrem
Rücken wurde geöffnet und wieder geschlossen. In der Annahme, dass es sich bei
dem Eintretenden um den Herzog handelte, weigerte sich Emilia von diesem Notiz
zu nehmen. Doch ihr Rücken hatte sich unmerklich versteift. Aus dem Augenwinkel
sah sie die beiden Zofen hinaus huschen.
    „Bin ich
Euch nicht willkommen?“, erkundigte sich eine sanfte Frauenstimme. Freudig
überrascht fuhr Emilia herum. Filomena stand lächelnd dort. Konnte dies gute
Nachrichten bedeuten? Filomena bestätigte ihre unausgesprochene Frage mit einem
Nicken und Emilia warf sich ihr überschwänglich in die Arme. Schließlich löste
sich Emilia von ihr. „Sag, wie hast du es geschafft an den Wachen
vorbeizukommen?“
    „Warum
sollten sie mich nicht vorbeilassen?“ Dann schlug sie sich auf die Stirn: „Aber
natürlich, wie dumm von mir. Woher sollst du es auch wissen, wenn niemand es
dir bisher gesagt hat.“ Sie setzte eine Miene auf und verkündete dann: „Ich
gehöre zur herzoglichen Familie. Vor dir steht…“, Filomena deutete auf ihr Nonnengewand,
„…das sprichwörtliche schwarze Schaf.“
    Sie erntete dafür
bloße Verständnislosigkeit.
    Filomena
verzog den großen Mund und meinte: „Verzeih, ich muss mich wohl genauer
ausdrücken: Vor dir steht deine Schwägerin. Herzog Carlo ist mein Bruder. Leider,
so gern ich es auch vor aller Welt leugnen würde, aber Dame Beatrice ist meine
Mutter.“
    Der befremdete
Ausdruck in Emilias Gesicht erlosch. Schrecken trat an seiner statt. Fast
unmerklich wich sie einen Schritt zurück. „Warum hast du mir das bisher
verschwiegen?“, erkundigte sie sich schroff.
    „Hättest du
mir dann vertraut? Sogar jetzt, da ich dir hinreichend bewiesen habe, dass du
mir vertrauen kannst, weichst du vor mir zurück. Der Schatten meiner Mutter ist
übermächtig! Mir blieb nur, dir durch Taten zu beweisen, dass ich deine
Freundin bin…“ In einer anrührenden Geste streckte ihr Filomena beide Hände
entgegen.
    Emilia
glaubte ihr und schalt sich, ihre junge Schwägerin unnötig verletzt zu haben.
Sie ergriff Filomenas Hände: „Verzeih mir“, bat sie schlicht. Sie setzen sich
wieder: Emilia in den Lehnstuhl vor dem prasselnden Feuer, während die kleine
Nonne den Hocker zu ihren Füßen wählte. „Die Flucht ist also gelungen?“,
erkundigte sich Emilia mit klopfendem Herzen.
    „Ja,
Francesco ist fort.“ Filomena lachte und faltete die Hände in ihrem Schoss, als
wollte sie Gott für seine Hilfe danken.
    Fasziniert
betrachtete Emilia ihre frischgebackene Schwägerin. Welche Art von Leben mochte
es sein, das Filomena hinter diesen Mauern führte? Warum war sie Nonne
geworden? Wollte sie für die Verwerflichkeit ihrer Mutter Buße tun?
    „Ich sehe,
du hast viele Fragen“, meinte Filomena, die unschwer ihre Gedanken erraten
hatte, „Doch uns bleibt wenig Zeit. Mein Bruder wird bald zu dir kommen.“
    Emilias
Gesicht verfinsterte sich bei dem

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