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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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abzuholen.“
    Wenn Emilia
es nicht besser gewusst hätte, hätte sie fast gemeint, dass in Filomenas Stimme
eine Spur Eifersucht mitschwang über diese unerwartet aufgetauchte Freundin
Emilias. „Du verfügst wirklich über ein besonderes Talent anderen Mut
zuzusprechen“, erwiderte sie nun. „Aber eins nach dem anderen. Unsere erste
Sorge sollte der Frage gelten, wie wir unsere Flucht bezahlen sollen. Was wir
also zunächst brauchen, ist Geld.“
    „Oder Gold
und Edelsteine…“
    Etwas an
ihrem Ton weckte Emilias Aufmerksamkeit: „Das klingt, als stünde dir davon
etwas zur Verfügung?“
    „Nun, ich weiß,
wo Mutter ihre Schätze aufbewahrt.“
    „Du willst sie
bestehlen?“
    „Du
begreifst schnell.“
    „Es wäre
nicht das erste Mal“, murmelte Emilia in Erinnerung an die Ersparnisse von
Donna Elvira. „Hast du schon einen Plan?“, fragte sie weiter.
    „Ich
überlege noch, aber wir haben ja noch Zeit.“
    Emilia
wollte schon auffahren. Dann begriff sie, worauf Filomena anspielte. Sie
seufzte. Es stimmte, sie hatten Zeit. Erst musste sie dieses verflixte Kind zur
Welt bringen…
     
    Etwas Gutes hatte die Rückkehr nach Sulmona doch: Der von
Emilia so sehnsüchtig erwartete Besuch Emanueles, ihres Vaters und leider auch
Piero, konnte nun doch stattfinden. Sie befand sich eben auf dem Weg zur
Morgenmesse, als ein von Emanuele vorausgeschickter Bote in den Hof ritt. Er
kündigte den Besuch für den nächsten Mittag, den 30. September an. Mit Rücksicht
auf den alten Conte Abelardo reiste der kleine Trupp im gemächlichen Tempo.
    Noch am
selben Tag sandte Emilia Bischof Paini eine Nachricht über den
verwandtschaftlichen Besuch und versicherte sich seiner Unterstützung. Der gute
Mann ließ Beatrice daraufhin übermitteln, dass er sich dem Besuch anschließen
würde und sich freue, Vater und Brüder der Herzogin kennenlernen zu dürfen. Beatrice
hatte Emilias Schachzug mit einem säuerlichen Lächeln quittiert. Nach der Messe
hatte die Herzoginmutter - wie so oft - ihre Kutsche anspannen lassen. Herzog
Carlo glänzte weiter mit Abwesenheit. Laut Filomena hatte er angeblich nur kurz
in Rom geweilt und war weiter nach Madrid gereist, an den Hof Karls III.
    Kaum hatte
Beatrices Kutsche den Hof verlassen, da eilte Filomena zu Emilia. „Du hast mich
einmal nach meinen besonderen Talenten gefragt. Ich sagte dir, dass ich sie dir
zeigen werde, wenn die Zeit gekommen ist. Komm mit! Es ist soweit.“ Filomena
führte Emilia in die Eingangshalle hinab. Wieder ging es durch die kleine
Pforte hinter der Treppe. Doch anstatt weiter den aus den Felsen geschlagenen
Stufen zu folgen, wandte sich Filomena auf dem Absatz nach links. Dort befand
sich eine weitere, in die Steinwand eingelassene Pforte. Sie ließ sich nur mit
einem schweren Schlüssel öffnen, den Filomena aus den Tiefen ihres Gewandes
hervorgezaubert hatte. Sie betraten einen kargen Vorraum. Einer der riesigen
Nubier aus der Leibwache Beatrices kam ihnen mit einer Fackel entgegen. Eine
Pritsche mit einer zerwühlten Decke in der Ecke zeigte an, dass er hier
Quartier bezogen hatte. Seine Augen leuchteten bei Filomenas Anblick auf und Emilia
ahnte sofort, dass sie den geheimen Liebhaber ihrer Freundin vor sich hatte.
    „Es ist gut,
Ta-Seti. Meine Mutter hat erlaubt, dass ich der Herzogin meine Werkstatt zeigen
darf“, sagte Filomena bestimmt. Ta-Seti maß sie mit einem hungrigen Blick,
trotzdem schien er sichtlich zu zögern. „Herrin nichts gesagt“, erwiderte er
mit kehliger Stimme. Seine Augen streiften für den Bruchteil einer Sekunde
Emilias Mitte, wo sich eine leichte Wölbung bemerkbar machte.
    „Du kannst
gerne gehen und sie fragen. Die Herzogin und ich werden hier so lange auf deine
Rückkehr warten.“
    Filomena ließ
sich sofort häuslich auf der Pritsche nieder. Emilia staunte über ihre
Unverfrorenheit. Sie wusste, dass Beatrice es keinesfalls erlaubt hatte, zudem
war sie ja eben erst mit ihrer Kutsche aufgebrochen.
    Der große
Nubier wirkte unschlüssig. Er sah mehrmals von Filomena zur Tür und wieder
zurück. Schließlich sagte er: „Es ist gut. Ihr könnt passieren.“ Er drehte sich
um und der Lichtschein seiner Fackel erfasste eine weitere Tür. Erstaunt
entdeckte Emilia daran zwei identische Schlösser. Ta-Seti löste den Schlüssel,
den er an einer Kette um den Hals trug und öffnete ein Schloss, während
Filomena das andere mit einem zweiten Schlüssel, den sie ebenfalls aus ihrem
Kleid gezogen hatte, öffnete. Die

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