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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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hat als dein Gemahl alle legitimen Rechte über dich. Dass die Ehe
vollzogen wurde, davon wird sich bald der Blindeste mit einem Blick auf deine
Taille überzeugen können. Glaubst du wirklich, dein Bruder würde alles
riskieren, sein Leben und seine Berufung, um seiner rechtens verheirateten
Schwester zur Hilfe zu eilen, nur weil dieser der Gatte nicht genehm ist, den
der Vater für sie ausgesucht hat?“
    Emilia sank
buchstäblich in sich zusammen. „Barmherziger! Du hast ja absolut Recht! Ich
kann das nicht von Emanuele verlangen. Es würde sein Leben zerstören ...“
    Filomena
verstand, dass Emilia diesen Schlag erst verkraften musste. Doch er war nötig
gewesen, um ihrer Freundin die Augen zu öffnen.
    Endlich hob
Emilia ihr Gesicht, ein entschlossener Zug stand um ihren Mund: „Dann muss ich
mir eben selbst helfen.“
    Filomena
suchte gar nicht erst, ihre Befriedigung darüber zu verbergen. „Du wirst dich
also weiterhin nicht in dein Schicksal fügen?“
    „Selbstverständlich
nicht. Falls ich dein Lächeln richtig deute, scheinst du nichts dagegen zu
haben?“
    „Nein, im
Gegenteil. Ich wollte nur, dass du begreifst, dass wir auf uns alleine gestellt
sein werden. Auch ich will ein für alle Mal das Joch dieser Hexe, die zufällig
meine Mutter ist, abwerfen. Ich habe bisher nur ausgeharrt, da ich weiter gehofft
habe, dass mein Bruder endlich deren wahres Wesen erkennt und sich von ihr abwendet.
Doch ich habe begriffen, dass dies reines Wunschdenken war. Auf seine Art ist
Carlo kaum minder verdorben als sie. Dabei liebe ich meinen Bruder über alles.
Ich war sogar bereit…“ Filomena schluckte, bevor sie fortfuhr: „So übermächtig
war mein Wunsch, meinen Bruder und mich von der Hexe zu befreien, dass ich
eines Nachts versucht habe, sie in ihrem Bett zu ermorden.“ Nervös schielte
Filomena nach diesem Geständnis auf Emilia.
    Emilia
beugte sich vor und legte ihre Hand über Filomenas: „Du musst damals wirklich
sehr verzweifelt gewesen sein“, meinte sie sanft. „Doch lass uns nicht weiter
darüber sprechen. Es ist vorbei.“
    „Aber ich
muss darüber sprechen“, erregte sich Filomena. „Jahrelang habe ich einfach nur
resigniert. Erst du hast mir den Mut zurückgegeben.“ Sie kam nun zusehends in
Fahrt. „Ich… ich wäre sogar bereit, es nochmals zu versuchen!“, rief sie. „Nur
wenn die Hexe tot ist, wären wir wirklich frei. Sie ist die böse Triebfeder von
allem. Meine Mutter ist kein Mensch, sie ist ein Monstrum. Sie zu morden, wäre
eine gute Tat!“ Filomena zitterte jetzt am gesamten Leib.
    Emilia
kniete vor ihr nieder und nahm deren kleine Hände auf, die unruhig über ihr
Kleid huschten. „Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, aber ich verspreche
dir, eines Tages werden wir frei sein! Komm, trink einen Schluck Wein.“ Emilia
reichte ihr das Glas und sah, dass Filomenas bleiche Wangen sich wieder mit
etwas Farbe füllten. Sie neigte sich ihr zu: „Wir sollten uns überlegen, wohin
wir fliehen wollen. Der Principe Colonna hatte ursprünglich vor, uns bei
Freunden in der Nähe von Paris unterzubringen. Ich habe es dir bisher nicht
erzählt, aber ich träume schon seit langem von einem anderem Ort.“
    „Wie heißt
dieser Ort?“, erkundigt sich Filomena sofort interessiert.
    „Amerika!“,
verkündete Emilia in einem Ton, als spräche sie vom gelobten Land.
    „Nicht
schlecht“, stimmte Filomena sofort zu. „Unermesslich groß und am anderen Ende
dieser Welt. Da dürfte es sogar der Hexe schwerfallen, uns dort auf die
Schnelle aufzuspüren.“
    „Du heißt
meinen Plan also für gut?“
    „Ich halte
die Wahl des Ortes für gut. Nun müssen wir nur noch von hier fliehen, sicher
die Küste erreichen, ein Schiff auftreiben, das nach Amerika aufbricht und den
Kapitän überreden, zwei allein reisende Frauen mit an Bord zu nehmen. Ein
Kinderspiel…“ Filomena hatte schnell zu ihrer alten Form zurückgefunden.
    Emilia
grinste. „Pest, dein Pessimismus ist so erfrischend wie ein kalter Guss.
Ehrlich, du hörst dich genauso an wie meine Freundin Serafina. Ihr beiden würdet
euch blendend verstehen.“
    „Ach? Wer
ist denn diese Serafina?“
    „Meine beste
Freundin. Wir sind zusammen aufgewachsen und gemeinsam aus Santo Stefano
geflohen. Sie hält sich derzeit im Palazzo Colonna auf. Sie würde auch mit nach
Amerika kommen.“
    „Fein, dann
füge ich meiner Liste hinzu, dass wir, bevor wir zur Küste reisen, einen Umweg
über Rom machen müssen, um Serafina-Freundin

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