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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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seinen Glauben an die Gerechtigkeit
Gottes entgegenzusetzen. Langsam, mit einer fast liebkosend anmutenden Bewegung,
legte er seine Hand auf das rundliche Wachstuchpaket. „Darum habe ich Euch
rufen lassen. Ich habe einen Entschluss gefasst, da ich das Schicksal nicht
länger herausfordern kann.“
    Verständnislos
hefteten sich Emanueles Augen auf das seltsame Päckchen. Die Worte Riccis
hatten seinen Pulsschlag unwillkürlich beschleunigt. Der Pater General verließ
seinen Platz und kam um den Schreibtisch herum. Er legte Emanuele die Hand auf
die Schulter: „Ihr, mein Sohn, besitzt seit langem mein Vertrauen und habt mich
niemals enttäuscht. Ich weiß, dass Eure Seele rein und gotterfüllt ist. Aus
diesem Grund habe ich Euch auserwählt, das Geheimnis der Jesuiten für eine
Weile in Euren Gewahrsam zu nehmen.“ Ricci hielt inne, wohl um die Wirkung
seiner Worte abzuwarten.
    Emanuele
blieb stumm. Aus dem einfachen Grunde, da es ihm die Sprache verschlagen hatte.
Ricci nickte, ein feines Lächeln erhellte seine müden Züge. „Das gefällt mir an
Euch: Ihr seid kein Mann der überflüssigen Worte. Werdet Ihr tun, um was ich
Euch bitte?“
    Emanuele
musste sich erst die Kehle frei räuspern, um seine Stimme wiederzufinden. Dann
senkte er seinen Kopf in einer angedeuteten Verneigung: „Eure Eminenz, Ihr
wisst, dass ich Euer ergebenster Diener bin. Verfügt über mich nach Eurem
Ermessen.“
    „Sehr gut“,
erwiderte Ricci in einem Ton, als hätte er nichts anderes von dem jungen Pater
erwartet. „Hier sind Eure Instruktionen. Aber zuerst das Paket.“ Er nahm es vom
Tisch, schnallte es Emanuele geschickt um den Bauch und prüfte dann dessen Sitz
mit der Mimik eines Schneiders bei der Anprobe. Emanuele sah verblüfft an sich
hinunter. Immerhin ergab der Gürtel nun einen Sinn.
    „Nun streift
das hier über.“ Der Pater General drückte ihm das braune Kleiderbündel in die
Hände. Mit zitternden Fingern löste Emanuele die Kordel und fuhr in das grobe
Gewand. Die enorme Weite umspielte seinen Leib, während seine Hände in den
langen Ärmeln verschwanden. Dafür war die Rundung des Pakets kaum mehr zu
bemerken. Zu seinem Entsetzen griff der Pater General nun nach der Perücke und
stülpte sie dem jungen Mann über. Auch hier überprüfte er den Sitz, als würde
er dergleichen Tätigkeiten täglich verrichten. Emanuele ließ alles mit der
Miene eines in sein Schicksal Ergebenen über sich ergehen. Seinen Superior
schien das Ergebnis zufrieden zu stellen. Er betrachtete Emanuele von allen
Seiten und nickte beifällig. „So wird es gehen. Und nun hört mir zu. Ihr müsst
diese Unterlagen von hier fortbringen, da sie hier nicht mehr sicher sind.
Verrat lauert hinter jedem Schatten. Keinesfalls dürfen sie in die Hände
unserer Feinde fallen. Das wäre unser endgültiger Untergang. Ihr allein
entscheidet darüber, wohin Euch Euer Weg von hier aus führen wird. Ich will und
ich kann es auch nicht wissen. Auf diese Weise kann mir das Geheimnis bei einer
Befragung nicht entrissen werden.“
    Emanuele
schluckte und seine Stimme zog sich vor Furcht zusammen: „Eure Eminenz
fürchtet… hochnotpeinlich befragt zu werden?“
    „Nun, mein
Sohn, ich bin zwar ein alter Mann, doch es ist nicht die Folter, die ich
fürchte. Unsere Gegner bedienen sich weit subtilerer Methoden, wie der Hypnotik
oder der Herstellung gewisser Tränke, die einem die Zunge lösen. Nun geht. Es
ist spät geworden. Das Schicksal der Unseren ruht nun in Euren Händen. Unser
Geheimnis ist nun Euer Geheimnis. Hütet es wohl und sprecht mit Niemandem
darüber. Sobald Ihr einen sicheren Ort Eurer Wahl zur Verwahrung gefunden habt,
kehrt Ihr in Euer altes Quartier zurück. Pater Baptista hat die Anweisung, das
Gerücht zu verbreiten, dass ich mit Euren Diensten nicht mehr zufrieden bin.
Verzeiht diese Lüge, mein Sohn, sie dient allein Eurem Schutz. Sollten unsere
Feinde siegen und ich mit dem Orden stürzen, will ich Euch nicht mit mir
reißen. Sollten wir diesen Sturm überstehen, werdet Ihr rehabilitiert werden.
Nun verlasst mich. Geht und möge Gott mit Euch sein.“ Er schlug das Kreuz über
Emanuele und sprach seinen Segen. Dann schritt er zur Tür. „Pater Baptista wird
Euch auf demselben Weg wieder hinausbegleiten.“
    Emanuele,
verwundert so schnell entlassen zu sein, obwohl er mit einer Mission von
solcher Tragweite beauftragt worden war, verharrte an Ort und Stelle: „Aber
Eure Eminenz, muss ich denn mein Schweigen nicht auf die Bibel

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