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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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bereit halten?
    Sie ging, um
sich nach dem Befinden ihres neuesten Logiergastes zu erkundigen. Die Tatsache,
dass sie glaubte, in diesem einen Jesuitenpater erkannt zu haben, beunruhigte
sie mehr, als sie sich eingestehen wollte. Sie musste sich Klarheit darüber
verschaffen, wer dieser Mann war und warum man ihn ausgerechnet vor ihrer Tür
angegriffen hatte. Seit einigen Tagen glaubte sie nicht mehr an den Zufall.
    Sie fand
Donatus auf ihrem Weg. Mit langem Gesicht informierte er sie, dass man den
Verletzten im Frühstückssalon untergebracht und er deshalb angeordnet habe,
dass man das Frühstück dafür im Speisesaal servieren würde. Emilia begnügte
sich mit einem Nicken. Donatus räusperte sich hörbar und Emilia vermutete
sofort, dass er sie auf die Unschicklichkeit hinweisen wollte, dass einer Frau,
die keine Klosterschwester war, die Pflege eines Priesters nicht zustand. In
der Tat stellten Serafina und ihre Kräuterküche für den bigotten Majordomus ein
ständiges Übel dar. Normalerweise amüsierte Emilia seine moralisierende Art.
Nicht umsonst hatte ihr Majordomus lange in Francescos Diensten gestanden. Es
stimmte, dass der Herr auf den Diener abfärbte. Doch sie hatte jetzt weder Zeit
noch Verständnis übrig. Darüber hinaus reizte seine trübselige Miene ihre
ohnehin zum Zerreißen angespannten Nerven. Etwas schärfer als beabsichtigt
sagte sie daher: „Was gibt es denn noch, Donatus? Ist es in diesem Haus den
Meinen nicht erlaubt zu agieren, wie es ihnen beliebt?“
    Das lange
Gesicht Donatus zerfiel in gekränkte Verblüffung. „Aber selbstverständlich,
Eccellenza“, erwiderte er blasiert. „Ich wollte die werte Eccellenza nur darauf
aufmerksam machen, dass es für den Anfang opportun wäre, dem Mann nicht allzu viel
Vertrauen zu schenken.“
    Nun war es
an Emilia verblüfft zu reagieren. „Von welchem Mann sprecht Ihr? Doch nicht
etwa von dem verletzten Priester?“
    Ein
blutjunges Dienstmädchen kam ihnen just auf dem Flur mit einem Stapel Wäsche
entgegen. „Was suchst du dumme Gans noch hier? Habe ich dich nicht längst zu
Bett geschickt?“, fuhr Donatus sie unwirsch an. Das Mädchen wurde weiß wie
vergorene Milch und ließ beinahe die Wäsche fallen. „Aber Euer Gnaden, ich
wollte doch nur…“, stotterte sie und begann wie Espenlaub zu zittern. Emilia
bekam Mitleid mit dem armen Ding. „Geh zu Bett. Morgen ist ein neuer Tag und
die Wäsche kann sicherlich noch ein wenig länger auf ihren Bestimmungsort
warten“, sagte sie freundlich. Das Mädchen knickste und hastete in der Gegenrichtung
davon.
    „Wir gehen
besser in mein Gemach, Donatus“, forderte sie ihren Majordomus auf. „Was ist
das also für eine seltsame Geschichte?“, fragte sie, kaum dass sie dort
angelangt waren. „Warum glaubt Ihr, mich vor dem Verletzten warnen zu müssen?
Kennt Ihr ihn?“
    „Nein, ich
kenne diesen Mann nicht, aber vielleicht jenen Personenkreis, für den er
arbeitet. Ich habe Euch nicht damit belästigen wollen, da es meine Aufgabe ist,
derlei Dinge von Euch fernzuhalten, Eccellenza. Aber in den letzten Monaten
haben sich die Versuche gehäuft, einen Spion in Eurem Haushalt unterzubringen.“
    „Einen
Spion? Was soll das heißen? Erklärt Euch.“
    Donatus holte
Luft. „In jedem Haushalt der adeligen Familien Roms ist mindestens ein Spion
des Papstes untergebracht. Man scheint höheren Ortes besonderes Interesse für
Euch zu hegen, denn darüber hinaus hat auch der spanische Gesandte versucht,
einen seiner Diener bei Euch unterzubringen.“
    „Spione in
meinem Haushalt? Der des Papstes mag vielleicht noch angehen, aber was sucht
der Spanier bei mir?“, rief Emilia verblüfft.
    „Ihr wisst
sicher durch Euren Bruder, Excellenza, dass derzeit zersetzende Kräfte in
unserem Kirchenstaat walten. Es ist ein wütender Kampf entbrannt, der nicht nur
Rom und Italien, sondern halb Europa spaltet. Eure Eccellenza sind die Witwe
des reichen Herzogs von Pescara, um dessen Mutter sich nicht verstummende Gerüchte
ranken. Euer Bruder ist Angehöriger des Jesuitenordens und zählt zum engsten
Kreis des Pater General Ricci. All das zusammen prädestiniert Euch zu einer interessanten
Zielperson, insbesonders für den spanischen Gesandten José Moñino.“
    „Ich habe
diesen Namen zwar schon gehört, fürchte jedoch Donatus, dass ich Eurem
politischen Diskurs nicht ganz folgen kann. Wie könnte ich das Interesse dieses
Mannes geweckt haben?“ Gleichzeitig überlegte sie fieberhaft. Suchte der
Spanier

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