Das Hexenkreuz
hatte.
Doch Serafinas folgende Reaktion entschädigte ihn. Jäh erblasst, packte sie ihn
an den Schultern: „Was sagst du da? Verhaftet? Aber von wem, um Himmels
willen?“ Viel hätte nicht gefehlt und sie hätte Piero geschüttelt.
„Ohne
Zweifel im Namen des Papstes“, erwiderte Piero, zufrieden seine Neuigkeit doch
noch exklusiv angebracht zu haben.
„Bist du
dessen sicher? Woher stammt diese Information überhaupt?“, setzte Serafina
nach. Sie misstraute Piero naturgemäß.
„Selbstverständlich
bin ich sicher“, warf er sich in die Brust. „Es geht dich zwar nichts an, aber
du da in die Ereignisse eingeweiht scheinst ... Meine Geschäfte führten mich
heute Nachmittag mitten in das Herz des Vatikans. Dort wurde ich zufällig
Zeuge, wie päpstliche Soldaten Emilias Pferd zurückbrachten. Ich habe mich
daher an einen Stallburschen herangemacht, um ihn auszuhorchen. Von ihm erfuhr
ich, dass man eine unbekannte Dame verhaftet hat.“
„Aber wenn
der Stallbursche gar keinen Namen zu nennen wusste, wie kannst du dir dann so
sicher sein, dass es sich bei der Dame um Emilia gehandelt hat?“, klammerte sich
Serafina an diesen Ausweg.
„Nun, zum
einen habe ich sowohl das Pferd wie auch ihr Wappen auf dem Sattel
wiedererkannt, und zum anderen verriet mir dieser Junge weiter, dass sich diese
Dame als Mann verkleidet hatte.“ Zufrieden beobachtete Piero, wie sich
Serafinas Blässe weiter vertiefte. Doch sie fasste sich rasch. „Warum hast du
das nicht gleich gesagt?“, fuhr sie ihn an. Sie hegte keinen Zweifel mehr am
Wahrheitsgehalt seiner Worte. Zu sehr steuerte das Schicksal bereits den ihm
bestimmten Hafen an. Ein Steinchen schien sich zum anderen zu fügen.
„Dumme Gans,
als ob ich das nicht versucht hätte!“, blaffte Piero nun zurück. „Aber mein
Esel von Bruder wollte mir ja partout nicht zuhören. Stattdessen hat es ihm
gefallen, sich in die Rüstung seiner Empörung zu wickeln, an der jedes
vernünftige Wort abprallen musste.“
Ein Stöhnen
hinter ihnen erinnerte die beiden Kontrahenten daran, dass sie sich nicht
alleine in der Halle befanden. Tatsächlich hatte Donatus durch die
fortwährenden Bemühungen Donna Elviras endlich das Bewusstsein wiedererlangt.
Nachdem sie ihm einige Schlucke Wein eingeflößt hatte, richtete sich der
Majordomus mit ihrer Hilfe auf. „Leider, der Cavaliere spricht die Wahrheit.
Die Eccellenza wurde am Stadttor durch päpstliche Soldaten verhaftet. Bei
unserem Herrgott, sie hat ihnen einen wütenden Kampf geliefert. Welche
Fechtkunst! Doch es waren zu viele Angreifer. Mich hat man liegen gelassen, da
man mich für tot hielt. Ich bedaure zutiefst, dass ich die Eccellenza nicht
besser habe verteidigen können“, entschuldigte er sich und sein langes Gesicht
wirkte durch die bekümmert herabgezogenen Mundwinkel noch länger.
„Es ist
nicht Eure Schuld, mein lieber Donatus“, suchte Donna Elvira ihn aufzumuntern.
„Wir sind sicher, dass Ihr alles in Eurer Macht stehende getan habt, um der
Fürstin beizustehen. Das Dilemma ist nur, dass der junge Emanuele kaum noch
einholbar sein wird. Was sollen wir jetzt ohne ihn unternehmen? Da sich weder
der junge Colonna noch sein Vater, der Fürst, derzeit in Rom aufhalten, können
wir sie nicht um Hilfe in dieser misslichen Angelegenheit ersuchen“, überlegte
Donna Elvira laut.
„Vielleicht
könnte ich in dieser Sache behilflich sein?“, ließ sich unvermittelt eine
schwache Stimme hinter ihnen vernehmen. Im Türrahmen des umfunktionierten
Frühstücksalons lehnte eine zitternde Gestalt in einem langen weißen Hemd.
„Pater
Baptista, Ihr seid erwacht!“, rief Elvira freudig aus und stürzte ihm mit
ausgestreckten Händen entgegen, um ihn zu stützen. „Bitte, Ihr müsst Euch
sofort wieder hinlegen. Ihr seid noch viel zu krank. Kommt, ich werde Euch
helfen.“
Der
Verletzte wehrte sie schwach, aber entschieden ab. „Nein, bitte, ich muss mit
dem jungen Mann sprechen.“ Er blickte Piero dabei direkt in die Augen. „Da mir
diese Halle jedoch zu öffentlich erscheint und mein Quartier zu klein, bitte
ich Euch einen Raum auszuwählen, in dem wir uns ungestört unterhalten können.“
Zustimmend nickte Elvira. Angesichts der Hiobsbotschaft von Emilias Verhaftung
konnten sich Pater Baptistas verschlungene Beziehungen als unersetzlich
erweisen. Donna Elvira geleitete den Verletzten in die Bibliothek, gefolgt von
Serafina und Piero. Donatus bestand ebenfalls darauf, sich ihnen anzuschließen.
Die beiden Leidenden
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