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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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wurden nebeneinander auf dem roten Kanapee platziert.
Pater Baptista wandte sich zunächst an Donna Elvira. „Ich bitte Euch, mir nun über
alle Geschehnisse Bericht zu erstatten, und zwar von dem Tag an, seit Pater di
Stefano die geheimen Dokumente in diesem Haus deponiert hat. Ich muss mir ein
genaues Bild der Lage machen können.“
    „Sehr gerne.
Jedoch ist meine Tochter besser dazu geeignet, Euch über alles in Kenntnis zu
setzen, da ich selbst erst gestern hier eingetroffen bin.“ Donna Elvira nickte
Serafina aufmunternd zu. Diese schlang nervös ihre Hände ineinander. Sie mühte
sich redlich den verwickelten Bericht in klaren Worten darzustellen. Ihre
Schilderung umfasste die nächtliche Ankunft Emanueles, Pieros Eintreffen, der
sozusagen mit dem Verletzten Baptista ins Haus fiel - bis hin zu der
Entdeckung, dass die Dokumente entwendet worden waren.
    Pater
Baptista hörte der jungen Frau aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen. Einzig,
als sie darauf zu sprechen kam, dass Emilia das Dokumentenpaket am sechsten Tag
geöffnet hatte und nun mit einer der Rollen unterwegs nach Viterbo war, um dort
Pater Colonna zu treffen, hörte sie Pater Baptista etwas murmeln, das sich
ungefähr anhörte wie ` das kommt davon, wenn man Frauen Geheimnisse
anvertraut.´
    Serafina
hatte ihren eigenen Bericht kaum beendet, da fasste Baptista bereits Piero di
Stefano ins Auge: „Wie ich vorhin in der Halle vernehmen konnte, wurde die
Fürstin Wukolny verhaftet. Berichtet mir, was Ihr darüber wisst.“
    Pieros
folgende, kurze Schilderung unterschied sich kaum von jener, die er bereits
Serafina gegeben hatte. Nachdenklich rieb sich Pater Baptista die große Nase.
Er wirkte zunehmend erschöpft. Besorgt registrierte Elvira den perlenden
Schweiß auf seiner Stirn. Sie füllte zwei Gläser halb mit Wasser, halb mit Wein
und reichte es den beiden Verletzten. Während der Majordomus nur daran nippte,
als wäre es ihm peinlich, in Gegenwart anderer zu trinken, leerte Pater
Baptista sein Glas mit den langen Zügen eines vor dem Verdursten stehenden
Mannes. Auf diese Weise gestärkt, begann er seine Befragung. Er richtete das
Wort an Piero und kam ohne Umschweife auf den Kern: „In wessen Auftrag habt Ihr
die Dokumente gestohlen?“
    Piero zuckte
nur kurz zusammen, dann gab er den Namen preis: „Im Namen José Moñinos, dem
spanischen Gesandten am Hof des Papstes.“
    Pater
Baptista nickte, wie jemand, der seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt
sieht. „Ausgerechnet dem hartnäckigsten und mächtigsten Feind unseres Ordens.
Sicherlich verhandelt er längst mit Stoppani, oder seinem Bluthund Bertolli.
Das ist das Ende.“ Jäh verengten sich seine Augen, als wäre ihm eben ein
Gedanke gekommen: „Habt Ihr dem Spanier tatsächlich alle Dokumente
ausgehändigt? Wie viele Rollen waren es genau? Habt Ihr sie gezählt?“
    Piero gab
sich entsprechend entrüstet, wie alle Diebe, die man beschuldigte, Unrecht
getan zu haben: „Natürlich, insgesamt elf Stück an der Zahl.“
    Pater
Baptistas Augen fixierten Piero. Eine Weile hielt Piero ihm stand, dann senkte
er den Kopf. Baptista seufzte: „Nun, da es ursprünglich ein Dutzend waren und
die zwölfte mit der Fürstin nach Viterbo unterwegs war, geht die Rechnung
bedauerlicherweise auf. Dabei hatte ich zu hoffen gewagt, dass Ihr wenigstens
ein Unterpfand für Euch zurückbehalten habt. Nun sehe ich, dass meine Hoffnung
vergebens war.“ Dieser Umstand schien den Pater geradezu niederzuschmettern.
Hatte er sich Kraft seines Willens bisher aufrecht gehalten, sank er nun in
sich zusammen, als hätten sich seine Knochen in Wasser verwandelt.
    Elviras
Augen wanderten ratlos hinüber zu Serafina, doch ihre Tochter gab ihr durch ein
Heben der Schultern zu verstehen, dass auch sie Pater Baptistas Gedankengang
nicht ganz hatte folgen können. „Verzeiht, Pater“, bat Elvira. „Aber welchen
Unterschied könnte ein einziges verbliebenes Dokument in diesem Fall bewirken?“
    Baptistas
Kinn ruckte von seiner Brust hoch, als schämte er sich für den Augenblick der
Schwäche. War sein ganzes bisheriges Leben nicht dem Kampf gewidmet gewesen? Für Gott, seinen Glauben und seinen Orden? Er würde sich auch dieser
Prüfung stellen. Sein abwesender Blick kehrte zurück: „Nun, dank der Bemühungen
unseres Cavalieres hier…“, Piero besaß immerhin soviel Anstand, bei diesen Worten
den Kopf einzuziehen, „…Ist genau das eingetreten, was wir mit allen Mitteln
versucht haben zu verhindern:

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