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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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ein Kampf, der sich den Untergang meines Ordens zum Ziel
gesetzt hat.“ Er erhob sich schwerfällig.
    „Aber Ihr
seid noch lange nicht wiederhergestellt“, warnte Donna Elvira ihn.
    Pater
Baptista sah sie ernst an: „Der Teufel ruht nie. Wie könnte ich mir da Ruhe
gönnen?“, entgegnete er. „Aber seid unbesorgt, teure Freundin. Meine Brüder
werden sich um mich kümmern. Er wandte sich nochmals an Emilia: „Vielleicht
darf ich Eure Gastfreundschaft ein letztes Mal beanspruchen, in dem ich Euch um
ein bescheidenes Gefährt bitte, das mich in das Professhaus meines Ordens
verbringt?“
    „Selbstverständlich.
Serafina wird sich darum kümmern.“ Nachdem die beiden gemeinsam ihr Gemach
verlassen hatten, meinte Donna Elvira nachdenklich: „Wir sollten weiterhin
vorsichtig bleiben und in unserer Aufmerksamkeit nicht nachlassen.“
    „Ich teile
Eure Ansicht“, erwiderte Emilia ernst. „Ich für meinen Teil werde mich erst
wieder sicher fühlen, wenn ich mich zusammen mit meinen Kindern auf hoher See
befinde und die Gestade Italiens am Horizont versinken sehe.“
    „Das ist
nicht ganz das, was ich meinte. Ich denke, dass es noch lange nicht überstanden
ist. Pater Baptista wirkte anders als üblich, ohne den angestammtem Biss, der
sein Wesen auszeichnet.“
    „Nun, handelt
es sich bei ihm nicht um einen älteren Herrn, der eben erst dem Tod von der
Schippe gesprungen ist? Da ist es wenig verwunderlich, dass er sich noch etwas
schwach auf den Beinen fühlt.“
    „Oh, glaubt
mir, Emilia, Pater Baptista wird niemals ein älterer Herr sein“, lachte Donna
Elvira auf. „Außerdem spielte ich nicht auf seinen körperlichen Zustand an.
Wisst Ihr denn nicht, dass Pater Baptista der Kopf des schwarzen Kabinetts der
Jesuiten ist? Schon seit vielen Jahren kämpft er mit allen Mitteln für das Überleben
seines Ordens.“
    „Was
bedeutet das: Schwarzes Kabinett?“, horchte Emilia auf.
    „Dass du dir
Pater Baptista als eine Art Geheimdienstchef der Jesuiten vorstellen musst. Sämtliche
politischen Fäden des Ordens laufen bei ihm zusammen. Ihm oblag auch die
Verantwortung für die Dokumente, die Piero gestohlen hat. Darüber hinaus weiß
er über deine enge Beziehung zu deiner Schwägerin Filomena Bescheid - immerhin
die Tochter Beatrices, seiner langjährigen Erzfeindin. Er hat uns gegenüber mit
Absicht das Gerücht erwähnt, dass man die Schatzkarte der Inkas in deinem
Besitz vermutet. Und er weiß durch Prinz Galitzins Bericht, dass du nur eine
Abschrift des Jesus-Evangeliums bei dir führtest. Doch obwohl er eben die
Gelegenheit dazu gehabt hätte, hat er dich nicht danach gefragt. Ich stelle mir
daher die Frage: Was hat mehr Wert für Pater Baptista? Das Wohlergehen deiner
Familie oder das Jesus-Evangelium, dessen Besitz vielleicht das Überleben
seines Ordens garantiert, wie auch das Gold der Inkas, das ganze Königreiche
aufwiegen soll?“
    „Ich kann
Eure Bedenken durchaus nachvollziehen“, erwiderte Emilia. „Doch ich denke, dass
Ihr Euch ausnahmsweise irrt. Ihr solltet Eure Gedanken frei von Misstrauen
machen, Donna Elvira, dann können sie auch in eine andere Richtung fließen. Ich
glaube, dass Pater Baptista bewusst nicht danach gefragt hat, weil er längst
erraten hat, dass ich vorhabe meinem Bruder neben dem Jesus-Evangelium auch die
Schatz-Karte zu übergeben.“
    Donna Elvira
strahlte Emilia wie eine stolze Mutter an, deren Kind soeben eine
außerordentliche Leistung vollbracht hat. „Ihr seid eine überaus kluge Frau,
Emilia. Nichts anderes habe ich von Euch erwartet.“
    „Nein, Ihr
seid eine kluge Frau, Donna Elvira“, erwiderte Emilia ihr Lächeln. „Geschickt
habt Ihr mich zu dieser Antwort hingeführt, in der Erwartung, dass ich diesen
Entschluss gefasst habe.“
    „Wenn Ihr
das sagt…“, antwortete Donna Elvira leichthin und faltete einen roten
Kaschmirschal zusammen.
    „Donna
Elvira?“
    „Ja, mein
Kind?“
    „Wäret Ihr
sehr traurig, wenn sich Serafina dazu entschlösse, mit mir nach Amerika zu
gehen?“
    „Nein, aber
warum denn? Ich komme ja selbst auch mit.“
    Emilia blieb
kaum Zeit für Verblüffung, da es just an der Tür klopfte. Emilia streckte sich
sofort steif auf dem Bett aus. Donna Elvira öffnete die Tür einen Spalt breit
und Serafina schlüpfte herein. Sofort hüpfte Emilia aus dem Bett und warf sich
ihrer Freundin in die Arme. „Hast du es schon gehört? Deine Mutter kommt mit
nach Amerika!“
    Serafina sah
ihre Mutter lange an. Diese erwiderte ihren Blick.

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