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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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steht es mit Emanuele? Hat er Kenntnis
von Pieros Diebstahl?“
    „Ja.
Allerdings ist er dir sofort nach Viterbo nachgeritten, bevor uns die Nachricht
deiner Verhaftung bekannt wurde.“
    „Das heißt,
er weiß weder von der Verhaftung, noch von unserem abenteuerlichen
Befreiungsplan?“
    „Vermutlich
wird ihm Grigorowitsch über deine Verhaftung berichten. Er ist nämlich seit
gestern verschwunden. Wir sind sicher, dass er Emanuele hinterhergeritten ist.
Du weißt, wie sehr er an dir hängt.“
    „Wie habt
ihr überhaupt von meiner Festnahme erfahren? Mein Kerkermeister hatte mir
deutlich zu verstehen gegeben, dass ich mir keine Hoffnungen auf eine baldige
Freilassung machen sollte, da meine Gefangennahme geheim gehalten werden sollte.“
    „Durch
Piero. Er kam zurück und behauptete, er hätte sich aufgrund nicht näher
bezeichneter Geschäfte in den Vatikan begeben und dabei zufällig von deiner
Verhaftung gehört.
    „Wie? Piero?
Er hat es tatsächlich gewagt, nochmals hierher zurückzukehren, obwohl er mich
bestohlen hat?“ Verwirrt schüttelte Emilia den Kopf. Serafina wollte bereits zu
einer weiteren Erklärung ansetzen, als Emilia abwinkte: „Lass, ich will von
seinen niederen Motiven lieber gar nichts erfahren. Wo ist er jetzt?“
    „Prinz
Galitzin hat ihn mit zu sich genommen und versprochen, ihn uns einige Tage vom
Hals zu halten.“
    Pater
Baptista fand, dass er sich lange genug zurückgehalten hatte: „Teure Fürstin,
Ihr kennt nun alle Gründe, die uns zu diesem riskanten Spiel mit dem Tod
veranlasst haben. Solange Ihr für tot gehalten werdet, haben Eure Kinder und
Ihr nichts zu befürchten - weder von der vom Spanier angeführten
Bourbonen-Allianz, noch von den Schergen Stoppanis oder Bertollis. Ihre Gelüste
werden sich vorerst auf Euren Bruder Piero übertragen. Doch er kann Euch nur
für kurze Zeit als Schild dienen. Wir sollten uns daher die nächsten Schritte
überlegen. Wenn Ihr in Rom verbleibt, werdet Ihr Euer Geheimnis nicht lange
aufrecht erhalten können. Dienstboten schwatzen.“
    „Oh, ich
habe keinesfalls vor, in Rom zu bleiben, Pater. Diese Stadt, überhaupt die
gesamte alte Welt, krankt an ihrer Verderbtheit. Mein wenig erfreulicher
Aufenthalt in den Verließen des Papstes hat mich in dieser Meinung bestätigt. Ich
muss gestehen, dass ich schon länger den Drang verspüre, von hier fortzugehen.“
    „Und wohin
zieht es Euch, Fürstin? Wo glaubt Ihr noch ein Stückchen gesunder Erde
vorzufinden? Wollt Ihr etwa in Eure Heimat zurückkehren, in Euer beschauliches
Santo Stefano?“
    Serafina
beobachtete Emilia seit einigen Sekunden von der Seite. Sie ahnte die Antwort
voraus, die Pater Baptista erhalten würde. „Gibt es denn nicht eine neue Welt,
in die all jene ihre Hoffnung setzen, die der alten überdrüssig geworden
sind?“, stellte Emilia die Gegenfrage.
    „Ich
verstehe“, erwiderte Baptista gedehnt. „Ihr habt vor, Euch nach Amerika einzuschiffen?
Ich möchte Euch ungern Eure Illusionen rauben, meine liebe Fürstin. Aber mit
den Bewohnern der alten Welt haben auch ihre Probleme nach drüben übergesetzt.
In den englischen Kolonien rumort es zunehmend. Kritische Stimmen munkeln
bereits, dass es zu einem Krieg mit dem Mutterland Großbritannien kommen wird.“
    „Ihr habt
Recht, Pater Baptista, Ihr könnt mir meine Illusionen nicht rauben. Ich habe
mit dem alten Kontinent abgeschlossen und will es nun auf einem neuen
versuchen. Meine Kinder sollen zumindest die Möglichkeit bekommen, eine neue Welt
kennenzulernen.“
    „Nun, ich
werde Euch sicher nicht von Eurem Entschluss abhalten. Aber wenn Ihr auswandern
wollt, zumal mit Euren Kindern, dann sind umfangreiche Maßnahmen zu ergreifen.
Ihr benötigt ein Schiff und…“ Pater Baptista hielt inne, da Emilia ihn
freundlich anlächelte. Auch er lächelte nun: „Ich vergaß, Fürstin. Ihr seid ja
selbst Reederin.“ Er offenbarte damit erneut sein umfangreiches Wissen. „Wenn
ich mich richtig entsinne, besitzt Ihr gleich mehrere prachtvolle Segler. Das
vereinfacht die Sache natürlich sehr. Wann wollt Ihr aufbrechen?“
    „In wenigen
Tagen wird eines meiner Schiffe im Hafen von Civitaveccia erwartet. Ich habe vor,
mit meinen Kindern und allen, die mir folgen wollen…“, - sie sah dabei Serafina
an -, „an Bord zu gehen.“
    „Wohlan, so
sei es“, sagte Pater Baptista. „Ich werde Euch nun verlassen, verehrte Fürstin
und zu meinen eigenen Geschäften in der alten Welt zurückkehren. Dort draußen
tobt noch immer

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