Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
Vom Netzwerk:
nicht am Wein verschluckte.

    Bereits am Tag nach Silvias Tod war es mit Katharinas ehemals ruhigem Leben vorbei. Ihre Mutter hatte sie mit der Obhut der Kinder betraut, und so war sie rund um die Uhr mit ihnen beschäftigt.
    Fritzchen wurde noch gestillt und blieb die meiste Zeit bei der Amme. Auch Hannes bereitete wenig Schwierigkeiten. Er schien seine Mutter nicht zu vermissen und war zufrieden, wenn man mit ihm spielte. Doch der dreijährige Mattias schreckte des Öfteren nachts aus dem Schlaf und weinte. Da Katharinas Zimmer
am Ende des Ganges lag und sie so nachts nicht schnell genug zu ihm gelangen konnte, schlief sie nun im Kinderzimmer.
    Zeitweise ging die Verantwortung für die Kinder über die Kräfte der Siebzehnjährigen. Auch ihre Mutter hatte die dunklen Schatten unter den Augen ihrer Tochter bemerkt und ihr versprochen, sich sonntags um die drei Buben zu kümmern. Katharina durfte länger schlafen und den Tag für ihre Zwecke nutzen. Für das Mädchen war es selbstverständlich, dann ins Armenhaus zu gehen, wo man sie schon vermisste.
    Katharina hatte in der Küche einen Korb mit Essen für die Armen zusammengepackt, als Otto ihr auflauerte. Grob packte er sie am Arm.
    »Wo willst du hin?«, zischte er und kam ihrem Gesicht gefährlich nahe. Katharina wand sich in seinem Griff, doch sie kam nicht los. Als er den Korb bemerkte, hob er mit der freien Hand das Tuch hoch.
    »Bringst den unnützen Menschen auch noch etwas zu essen? Sie sollen gefälligst arbeiten, dann brauchen sie keine Almosen. Essen, für das wir in der Töpferei schuften müssen«, brauste er auf. Seine eisblauen Augen blickten das Mädchen scharf an.
    »Lass mich, Otto! Das geht dich nichts an! Das ist allein meine Angelegenheit und hat dich nicht zu kümmern.«
    Sein Griff wurde fester, sodass das Mädchen leise wimmerte. Ottos Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und versuchten, Katharina Angst einzuflößen. Plötzlich lachte er laut auf und ließ sie los.
    »Eine kleine Wildkatze bist du. Das gefällt mir, sehr sogar. Dann wird es wenigstens nicht langweilig. Doch merke dir, bist du erst einmal meine Frau, gehst du nicht mehr zu diesem Gesindel, ist das klar?«
    Katharina gab ihm keine Antwort, sondern ging schnell hinaus. Sie hörte ihn noch bis zur nächsten Ecke laut hinter ihr her lachen.
    »Heilige Elisabeth, wenn du gerecht sein willst, dann hilf mir. Es kann doch nicht in deinem Sinne sein, dass ich die Armen nicht mehr besuchen darf«, sprach das junge Mädchen zu sich und war nahe daran, in Tränen auszubrechen.

Kapitel 9
    Am nächsten Morgen fühlte sich Anna ausgeruht und war guter Dinge. Der Gedanke, einige Tage zu verreisen und ihrem Käfig, wie sie ihr Zuhause heimlich nannte, zu entfliehen, stimmte sie fröhlich. Während sie sich ankleidete, summte sie leise eine Melodie vor sich hin. Friedrich hatte Recht behalten. Die Ruhe und die Vorfreude auf die geplante Reise taten ihr und ihrer Stimme gut. Frohen Mutes nahm sie sich vor, ihrem Mann beim Frühstück von den Reiseplänen zu berichten.
    Anna hatte gerade am gedeckten Tisch Platz genommen, als dieser sich zu ihr gesellte.
    »Geht es dir besser, meine Liebe?«, fragte er lächelnd, einen spöttischen Unterton nicht verbergend. Bevor Anna antworten konnte, musste sie sich räuspern. Ihre Kehle schien sich wieder zu verengen. Münzbacher zog scheinbar genervt eine Augenbraue nach oben, sagte jedoch kein Wort.
    »Ja, danke, ich fühle mich wohler und möchte für einige Tage meine Base Magdalena in Erfurt besuchen.«
    Der Notar legte das noch warme Hefeteilchen, das er gerade auseinanderbrechen wollte, wortlos zurück auf den Tisch. Dann brauste er auf: »Das habe ich besonders gern. Ich rackere mich ab, und du …«
    »Sage unserer lieben Base meine herzlichsten Grüße«, wurde er von Clemens unterbrochen, der gerade durch die Tür trat. Mit großen Schritten ging er auf Anna zu und küsste sie, wie
jeden Morgen, auf die Stirn. Dann setzte er sich an die lange Seite des Tisches und sah seinen Schwager herausfordernd an. Dessen Gesicht hatte die Farbe gewechselt, was Anna mit leichter Freude registrierte. Doch sehr schnell hatte ihr Mann seine Gefühle wieder unter Kontrolle. Nur an der Art, wie er das Hefegebäck auseinanderriss, war sein unterdrückter Zorn zu erahnen.
    Als Münzbacher kein weiteres Wort mehr an die Geschwister richtete, sondern seinen ärgerlichen Blick lieber in den Krug mit Eierbier versenkte, fragte Clemens seine Schwester: »Wann

Weitere Kostenlose Bücher