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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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kannst? Dass sie am Leben ist, ist gewiss, sonst würdest du nicht so ruhig vor mir stehen. Also, welchen Grund kann es geben, sie nicht abzuholen?«
    ›Ha, ruhig vor ihm stehen! Wenn er wüsste, wie ich innerlich zittere‹, dachte Magdalena. Beim Gedanken daran, ihm gleich die Wahrheit beichten zu müssen, wurde ihr übel. Dabei hatte sie noch eine weitere Nachricht für ihren Mann, und die war nun wirklich wundervoll. Magdalena hatte sie sich bis zum Schluss aufgehoben, weil sie wusste, dass diese Joachim versöhnen würde.
    Ungeduldig trommelte er mit den Fingerspitzen auf die Armlehne des Sessels.
    »Magda, was verschweigst du mir?«
    ›O je‹, dachte Magdalena, ›schlimmer kann es nicht kommen. ‹ Bei der Abkürzung ihres Namens auf ein einfaches Magda wusste sie, dass nun dicke schwarze Wolken über ihnen hingen, die nur schwerlich zu vertreiben waren.
    »Ich warte auf eine Antwort!«
    Stockend begann Magdalena zu berichten. Abwechselnd weiteten sich Joachims Augen fassungslos, oder sie verengten sich zu zornigen Schlitzen.
    ›Wenigstens lässt er mich ausreden‹, dachte die junge Frau, die ihren Mann ängstlich beobachtete. Als sie geendet hatte, schloss er für wenige Sekunden die Augen, stand auf, trank den Schnaps in einem Zug und stellte das Glas auf den Tisch, hinter dem sich seine Frau noch immer verschanzt hatte. Als er im Begriff war, zur Tür zu gehen, sagte Magdalena hastig: »Joachim, ich möchte dir noch etwas sagen …« Weiter kam sie nicht, denn sein Blick aus eisigen Augen bremste sie.
    »Mein Bedarf an Neuigkeiten ist für heute gedeckt«, erklärte er frostig und verließ das Zimmer.
    ›Er lässt mich einfach stehen‹, dachte sie entrüstet und traurig zugleich. Dabei hätte sie ihm gern zur Versöhnung noch die
wundervolle Neuigkeit erzählt. Sollte sie ihm folgen? Es ihm im Bett erzählen? Nein, dachte sie, er würde ihr sicher nicht zuhören. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als zu warten, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    Erschöpft von dem anstrengenden Tag, setzte sich Magdalena in den verwaisten Sessel. Geistesabwesend strich sie über das glatt polierte Holz der Armlehne.
    ›Pah, einen studierten Mediziner‹, dachte sie spöttisch. Sicher meinte Joachim Doktor Freudentaumel. Bei dessen Behandlung wäre wohl niemand vor Freude getaumelt. Der Arzt war noch von der alten Schule und der Überzeugung, dass Aderlass und Blutegel für alles gut seien.
    Magdalena seufzte leise. Hoffentlich ging es Anna gut. Joachims Bedenken hatten nun auch sie nachdenklich gestimmt. Zweifel begannen an ihr zu nagen. Was, wenn Joachim Recht hatte und der Mann im Wald tatsächlich ein Scharlatan war. Was, wenn er Anna mehr schaden als helfen würde?
    War es wirklich erst gestern Abend gewesen, als sie ihrer Base von ihren Beobachtungen berichtet hatte? Anna hatte nichts geantwortet, sondern nur Löcher in die Luft gestarrt.

    »Liebe Base«, hatte Magdalena an diesem Abend versucht, Anna aus ihrem Schneckenhaus zu locken, »du musst mir natürlich nichts erzählen. Wenn du glücklich in deiner Ehe bist, dann entschuldige ich mich für mein Einmischen. Allerdings frage ich mich, warum du nie über deinen Mann sprichst und warum du anscheinend keine Sehnsucht verspürst, ihn wiederzusehen.«
    Magdalena hatte ihr Weinglas zum Mund geführt und wollte eben einen Schluck nehmen, als sie Tränen in Annas Augen glitzern sah. Sie stellte das Glas zurück und setzte sich neben die junge Frau.
    »Ach, Anna, lass mich helfen.«
    Wie eine Mutter nahm Magdalena sie in die Arme und strich ihr zärtlich über die Haare, obwohl sie nur zwei Jahre älter war. Erleichtert, sich ihren Gefühlen hingeben zu dürfen, weinte Anna leise und genoss das Gefühl, eine verständnisvolle Freundin in der älteren Base gefunden zu haben. Zwar verspürte sie keinen Drang, von ihrem freudlosen Leben zu berichten, denn sie hatte Angst, dass auch Magdalena ihr vorhalten würde, überstürzt geheiratet zu haben.
    Warum sich Wilhelm so sehr verändert hatte, war Anna selbst nicht klar. Sie war sich bewusst, dass von der scheinbaren Liebe zu Beginn ihrer Ehe nichts übrig geblieben war. Wie groß waren seine Versprechungen vor der Hochzeit gewesen. Damals hatte sie fest geglaubt, sie habe die Trauer um ihre Eltern nur überstanden, weil Wilhelm ihr Trost und Zuversicht gegeben hatte. Trug sie die Schuld an den Veränderungen in ihrer Ehe? Oder war Wilhelm vom Leben auf dem Gestüt enttäuscht worden? Hatte er sich das

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