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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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ich habe gespürt, dass sie unglücklich ist. Ihr Mann scheint sie nicht zu lieben, jedenfalls nicht so, wie du mich«, verteidigte sie sich. Joachim ignorierte den Versuch seiner Frau, ihn zu versöhnen, und sah sie kopfschüttelnd an.
    »Eben, Magdalena, es scheint dir so, aber du weißt es nicht genau. Ich begreife dich wirklich nicht.«
    »Also wirklich, Joachim, das konnte doch ein Blinder sehen. Und weißt du, was mich stutzig gemacht hat? Als ich mir dessen bewusst wurde, war mir klar, dass es ihr nicht gut ging …« Erwartungsvoll sah ihr Mann nun zu ihr auf. Bestärkt fuhr Magdalena fort: »Immer wenn die Sprache auf ihr Zuhause und
ihren Mann kam, hatte sie regelrecht keine Stimme mehr. Nur ein Krächzen konnte sie noch hervorbringen …«
    Joachim blickte sie zweifelnd an.
    »Doch«, beschwor sie ihn, »doch, Joachim, so etwas gibt es. Es muss gar keine richtige Krankheit sein. Manchmal reicht es schon, dass man sehr unglücklich ist, um krank zu werden.«
    Ihr Mann atmete geräuschvoll aus und meinte dann: »Der Grund wird eine beginnende Erkältung sein, aber ich will nicht mit dir streiten. Wenn du wirklich glaubst, dass es Anna schlecht geht, warum bist du dann nicht zu einem studierten Mann mit ihr gegangen? Stattdessen vertraust du sie einem Scharlatan an, der irgendwo in der Wildnis haust. Hoffentlich weiß er, was er tut, oder noch besser: Hoffentlich tut er gar nichts! Morgen in der Früh holst du deine Base wieder hierher zurück und bete, dass euch niemand sieht! Wie konntest du in diesen Zeiten, wo die Menschen nur darauf lauern, einander allen möglichen Übels zu bezichtigen, so etwas Unsinniges unternehmen? Es ist mir unbegreiflich, wieso du solch ein Risiko eingehen musstest! Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    Verständnislos blickte er sie an und wartete auf eine Antwort. Da Magdalena schwieg, fuhr Joachim mit müder Stimme fort: »Wenn gewisse Kreise erfahren, dass du zu einem so genannten ›Heiler‹ in den Wald gehst … Glaube mir, meine Liebe, das wäre für so manche ein gefundenes Fressen. Die Zeiten sind hart und oft ungerecht. Kannst du dir nicht denken, dass viele neidisch sind, weil wir Geld von meinem Oheim Hiob von Stotternheim geerbt haben?«
    Nein, daran hatte Magdalena nicht gedacht. Erstaunt schüttelte sie den Kopf. Als Joachim sich ihrer Unbekümmertheit bewusst wurde, meinte er versöhnlich: »Wie könntest du das auch wissen! Doch ich versichere dir, dass die Arbeiter hinter unserem Rücken tuscheln, weil sie mit ihrem Leben hadern. Sie glauben, dass die Welt ungerecht ist. Durch Zufall hörte ich, wie
einer sagte: »Wo Geld ist, kommt immer noch welches hinzu!« Nicht selten schlägt mir ihre Wut entgegen. Erst letzte Woche musste ich einen Mann entlassen, weil er versucht hatte, die Waidjunker gegen mich aufzuwiegeln, da ich ihm keine Lohnerhöhung geben wollte. Er ließ mich wissen, dass ihm mehr Lohn zustünde, aus dem einfachen Grund, da ich ja im Geld schwämme. Ihm war allerdings nicht klar, dass meine Arbeiter nach Leistung und nicht nach Größe meines Vermögens bezahlt werden.«
    »Joachim, das hast du mir verschwiegen!« rief Magdalena vorwurfsvoll.
    »Ach, Lenchen, warum sollte ich dich damit belasten?«
    Noch immer hielt er das kleine Glas, auf dem das Motiv eines Ebers eingraviert war, in der Hand und starrte auf die klare Flüssigkeit darin. Da er sie wieder mit ihrem Kosenamen ansprach, hüpfte Magdalenas Herz, weil sie glaubte, dass ihr Mann nun wieder versöhnt sei. Doch unvermittelt wurde sein Blick erneut ernst.
    »Du versprichst mir, dass du Anna vor dem ersten Hahnenschrei zurückholst! Dann wird nicht auffallen, dass sie die Nacht nicht im Haus verbracht hat.« Grimmig fügte er hinzu: »Am besten wird sein, wenn ich dich begleite. Dann weiß ich wenigstens, dass ihr beide ohne Schaden zurückkehrt.« Obwohl er keine Frage gestellt hatte, erwartete er dennoch eine Antwort von ihr: »Magdalena, ich möchte deine Zustimmung hören!«
    Seine Frau hatte sich von der Lehne erhoben und ging einige Schritte, bis der schwere Holztisch aus Nussbaum zwischen ihnen war. Dann erwiderte sie: »Das geht nicht!«
    Seine Falte in der Mitte der Stirn wurde tiefer, und sein Gesicht nahm einen zornigen Ausdruck an.
    »Was heißt das?«, fragte er noch ruhig, obwohl Magdalena wusste, dass er innerlich kochte.
    Sie druckste herum und fand doch nicht die richtigen Worte, um ihren Mann zu beschwichtigen.
    »Sag mir endlich, warum du Anna nicht zurückbringen

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