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Das Himmelbett

Das Himmelbett

Titel: Das Himmelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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über das Kinn, aber das machte mir nichts aus, ich lehnte mich gegen eine weiche, aber feste Schulter und lächelte. Ich hielt die leere Flasche hoch, dann beugte ich mich nach vorn über den Kutschbock, der nach Tang roch.
    Sten tauchte wieder auf, und wir bestellten sofort mehr Kaffee und Cognac. Wir warteten. Er schaukelte auf dem Stuhl und stieß gegen den Tisch hinter uns, an dem ein junges Paar saß und Ansichtskarten schrieb. Dann legte er die Hände wie einen Feldstecher um die Augen und betrachtete mich prüfend.
    »Was siehst du?« fragte ich und steckte das Haar im Nacken hoch.
    »Ich sehe Lo. Eine Frau.«
    Ich beugte mich vor und versuchte, durch die Jackenöffnung hineinzuspähen.
    »Hast du einen Gürtel oder Hosenträger?«
    »Nichts. Ich bin nackt.«
    Er lachte.
    Ich wollte mehr fragen, alles mögliche. Nimmst du Rasierwasser? Parfüm? Ich wollte über seine Kleidung sprechen, seine Kleiderbügel, Schuhe und sein Schuhputzzeug. Ich wollte alles wissen, alles berühren, was mit ihm zusammenhing. Es streicheln, es riechen. Neugierig, zitternd, als sei ich fünfzehn und nicht fünfunddreißig.
    »Bald fange ich an zu singen«, sagte Sten, der >Jäger<. »Was gibt es für Lieder?«
    Er war aufgestanden.
    »Wir müssen was unternehmen. Ein Nachtklub!«
    »Von mir aus gern.«
    »Nein, ein sündiges Lokal mit schlechten Mädchen. Komm. Nimm meine Hand.«
    Das war nötig, wir wurden hin- und hergeschubst. Dann bekamen wir ein Taxi, es blieb genau vor mir stehen, der Scheinwerfer leuchtete meinen Bauch an. Ich zog ihn ein und atmete tief.
    Wohin fuhren wir? Hierher und dorthin, durch Menschenhaufen, durch die Dunkelheit. Ich zog mich in eine Ecke zurück und versuchte, meine Haare in Ordnung zu bringen, holte den Lippenstift hervor, aber es war zu dunkel, und ich blieb sitzen und lutschte daran. An einer Straßenecke sah ich zwei Polizisten mit ihren lustigen, harten Hüten.
    »Die möchte ich mal beklopfen«, sagte ich.
    »Sieh dich vor.«
    Wir waren da. Ein heller, blitzender Eingang mit Bildern halbnackter Mädchen, die auf ihre Brüste zeigten. Einige Männer standen rauchend herum, Musik drang durch die rote Flügeltür ins Freie.
    »Sten.«
    Wir kamen direkt in ein großes, schwer zu überschauendes Lokal, irgendwo war ein Orchester. Hinter einer gewaltigen, hufeisenförmigen Bartheke stand eine etwas ältliche Frau und hob ihre weißen Hände über einem Wirrwarr von Flaschen und Gläsern. Das Lokal war voller Menschen: kräftig angemalte Frauen mit bloßen, weißen Schultern und kühn ausgeschnittenen Kleidern, und Männer natürlich, alle in Jacketts. Wir schraubten und schoben uns zur Theke hin, und es gelang uns, ein paar Gläser zu bestellen. Cognac, wie ich mich erinnere, oder Whisky. Auf jeden Fall war es keine Limonade.
    »Willkommen in meiner kleinen Bude«, sagte Sten und hob sein Glas. »Plumps, wir sind da.«
    Ich stand, wo ich stand, meine Hüften hart gegen seine gepreßt, der Ellenbogen eines fremden Kerls drückte sich mir in den Leib.
    »Du«, meinte ich. »Sag mir etwas Nettes. Etwas Schmeichelhaftes.« Zum erstenmal, seit wir uns getroffen hatten, sah er mir ruhig in die Augen. Eine Locke war ihm in die Stirn gefallen.
    »Du bist hübsch«, sagte er. »Ganz bestimmt. Meine Hand drauf.«
    »Es ist gut, ich glaube dir.«
    Ich spürte eine Hand gerade dort, wo die Hüfte hereinkurvt, bevor die Rundung des Schenkels beginnt. Nein, es war nicht Stens Hand, es war jemand, der hinter mir stand, jemand, den ich nicht sehen konnte, ohne mich vollständig umzudrehen. Die Hand lag still mit ausgebreiteten Fingern, fest und bestimmt. Und ich ließ sie da.
    »Auf das Wohl des Königs. Und das der Königin.«
    Wir tranken die Gläser leer, aber sie wurden augenblicklich wieder gefüllt, so voll, daß sie überliefen. Die Theke war aus irgendeinem tropischen Holz gezimmert, und bei Stens Ellenbogen saß ein großes Astloch, das wie eine zusammengekauerte, nackte Frau aussah.
    Ich war nicht voll, ich fühlte mich nur wohl.
    Die Hand auf meiner Hüfte bewegte sich langsam mit gespreizten, prüfenden Fingern schenkelabwärts und blieb erst kurz oberhalb des Knies stehen. Schauer liefen durch meinen Körper, und ich spürte einen starken Impuls, die Knie hart gegeneinanderzupressen, so wie man es tut, wenn man klein ist und mal muß.
    Die Musik? Ja, sie war zu hören, und sie war gut, ein schwerer, harter Rhythmus. Die Frau hinter der Theke schmatzte mit den Lippen den Takt und sah zu den Tanzenden

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