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Das Himmelbett

Das Himmelbett

Titel: Das Himmelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Badezimmer schnaubte meine Freundin unter der Dusche.
    Es war in dem Augenblick, gerade als sie die Dusche abgestellt hatte, daß wir schließlich davon zu sprechen begannen, ob ich gehen sollte.
    »Er sah süß aus«, rief sie durch den Türspalt. »Wie alt ist er?«
    »Zwanzig, dreiundzwanzig.«
    Die Balkontür stand geöffnet, und unten von der Straße her waren Stimmen zu hören. Plötzlich wurden sie im Brausen der Toilette ertränkt.
    »Bist du noch da?« fragte ich im Scherz.
    »Und ob. Jetzt sollst du mal sehen. Eine Vorführung, Striptease.«
    Sie glitt vollkommen nackt ins Zimmer und stellte sich in einer herausfordernden Pose hin, die Hüften hervorgedreht, die Hände im Nacken verschränkt. Sie war nett anzusehen, am ganzen Körper braun, sogar auf dem Bauch. Aber wie gewöhnlich dachte ich daran, daß sie das helle, wirre Haar >dort unten< abschneiden sollte, wenn auch aus keinem anderen Grunde als wegen der Wärme. Es abschneiden oder abrasieren.
    »Sieh mal«, sagte sie und grabschte den BH von einem Stuhl. »Umgekehrter Striptease.«
    Mit langsamen, >sexy< Bewegungen begann sie, sich anzuziehen, Stück für Stück; Höschen, Hüftgürtel, Strümpfe, Kleid, Schuhe.
    »Siehst du?«
    Sie war vollkommen angezogen, aber jetzt nahm sie den Überzug vom Bett und hüllte sich darin ein.
    »Bravo«, sagte ich. »Du könntest jeden beliebigen Mann vor Aufregung verrückt machen.«
    »Warte. Ich bin noch nicht fertig.«
    Sie riß die Wolldecke vom Bett und wickelte sie noch zwei-dreimal über dem Bettüberzug um sich herum. Dann nahm sie den abgetretenen Teppich, der zwischen unseren Betten lag, und mit einem langen, schmachtenden Blick sank sie auf den Stuhl, den Teppich bis ans Kinn hochgezogen.
    »Komm«, flüsterte sie heiser. »Komm und nimm mich.«
    So hatten wir miteinander gescherzt, ehe ich, gerade noch rechtzeitig, mich fertig anzukleiden begann. Als ich so weit war, ging ich auf den Balkon hinaus. Die Straße war zufällig menschenleer, aber vom Kinderheim gegenüber konnte man den abendlichen Gesang hören. Meine Freundin kam hinter mir auf den Balkon hinaus.
    »Vierzehn Tage sind wir jetzt hier«, sagte sie. »Wir haben zwei Dosen Sonnencreme verbraucht und uns viermal gehäutet. Aber viele getroffen haben wir noch nicht.«
    »Du«, sagte ich. »Ich habe etwas Dummes getan. Versprich mir, nicht zu lachen. Ich habe mir das Pessar eingesetzt.«
    Sie antwortete nicht. Statt dessen legte sie ihre Hand auf meine und drückte sie leicht.
    Ich sollte den Jäger am Marktplatz unten im Hafen treffen. Ich sah ihn vor mir, wie ein Stierkämpfer wirkte er, schmal und geschmeidig, und in meiner Fantasie sah ich auch, wie er sein rotes Tuch hochhielt, und wie er es dann mit einer gewaltigen, umfassenden Gebärde auseinanderfaltete und um meine Schultern legte.
    Wir gingen also im Hafen auf die Pier hinaus, und jetzt konnten wir die großen, hell erleuchteten Schiffsrümpfe deutlich erkennen.
    »Ich hatte Gelbsucht«, sagte ich. »Als es am schlimmsten war, sah ich genau wie eine Japanerin aus.«
    Er hatte sich mir zugewandt und lächelte schnell und ein wenig scheu.
    »Bist du jetzt gesund?« fragte er.
    »Gesund, aber noch krank geschrieben. Jetzt überlege ich nur noch, ob ich eine oder zwei Wochen länger bleiben soll.«
    »Wo arbeitest du?«
    »Ich bin Kellnerin in Norrköping. Und du? Ach ja, du wolltest ja Förster werden. Wie heißt du übrigens?«
    »Sten.«
    »Süß.«
    »Nein, beschissen.«
    Ich mochte nicht protestieren. Er fuhr fort.
    »Du bist die erste, mit der ich hier auf der Insel spreche. Es ist schwer zu wissen, wo man anfangen soll.«
    Wir waren bei dem ersten japanischen Trawler angekommen. Man hatte zwei Scheinwerfer auf das rostfarbene Schleppnetz gerichtet, das achtern an einem Kran aufgehängt war. Aber das ganze Schiff war von unzähligen Lampen erleuchtet, wie in einem Theater, wir konnten genau in die Kajüten hineinsehen, in denen kleine Japaner, alle in weißen Unterhemden, entweder Karten spielten oder in ihren Kojen lagen und lasen oder an die Decke starrten. In der Pantry goß der Koch Wasser in einen Topf. Er beugte sich hinunter und sprach mit jemandem, der offensichtlich auf dem Boden saß. Eine Frau? Eine Hand wurde zu ihm hochgestreckt, verschwand aber wieder.
    Draußen an Deck standen drei Japaner an die Reling gelehnt. Einer von ihnen, der eine weiße Mütze mit einem langen Schirm auf dem Kopf hatte, beugte sich vor und rief uns:
    »English?«
    »Swedish«, antwortete ich.

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