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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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anzupacken.
    Manchmal gibt es auch so etwas wie Vorsehung. So kam ich einmal von einer Geschäftsreise zurück ins Büro. Meine Sekretärin teilte mir mit, dass an diesem Tag eine Mitarbeiterin beerdigt werde, die bei uns in der Firma als Reinigungskraft gearbeitet hatte. Auch deren Tochter war seinerzeit bei uns beschäftigt. Selbstredend hätte an meiner Stelle jemand anderes die Firma bei der Beisetzung vertreten können. Und so hatte ich auch kurz überlegt, ob ich persönlich teilnehmen solle oder nicht. Denn mein Zeitplan an diesem Tag war recht eng. Wäre die Verstorbene eine Führungskraft oder eine der örtlichen Honoratioren gewesen, so würde ich selbstverständlich hingehen, dachte ich. Aber nur eine Sekunde später wurde mir klar, welcher Blödsinn solch eine Einstellung ist. Ob Putzfrau oder Abteilungsleiter, jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter leistet seinen unverzichtbaren Beitrag zum Erfolg des Unternehmens. Und also verdient jeder auch auf seinem letzten Gang denselben Respekt. Diesem Impuls bin ich dann gefolgt. Obwohl ich todmüde war, ging ich zum Friedhof und habe dort auch ein paar Worte gesprochen. Am nächsten Tag kam die Tochter der Verstorbenen zu mir und erzählte, ihre Mutter habe am Tag vor ihrem Tod nicht nur vorhergesagt, dass ich zu ihrer Beerdigung kommen und zur Trauergemeinde sprechen würde. Sie habe sogar ziemlich genau prophezeit, was ich sagen würde. Das hat mich menschlich sehr berührt.
    Und es warf zugleich zentrale Fragen auf: Was bedeutete die Vorahnung jener Frau? War das schlicht Zufall? Oder doch Fügung? War mein Entschluss hinzugehen Folge einer sozialen Konvention? Eine persönliche emotionale Entscheidung? Oder doch eine Art Eingebung von oben? Irgendein Band jedenfalls muss bestanden haben, aufgrund dessen ich in jenem Moment, auch wenn es rein äußerlich gerade eher weniger passte, das Richtige getan habe.
    Viele Dinge geschehen mit derartigen Vorahnungen. Meine Mutter hatte sehr oft welche, und wir Kinder haben uns nie wirklich darüber gewundert. Es war einfach so. Dennoch habe ich mich gegen Mutters Vorahnungen oft gesträubt. Ich wollteunabhängig sein, frei von ihren Meinungen und Gedanken, überhaupt von anderer Leute Meinung. Doch im Laufe des Lebens habe ich gelernt, mit solchen Vorkommnissen umzugehen. Oft spricht eben eine innere Stimme zu uns, wenn wir einen Gedanken oder einen Entschluss fassen. Wer auch immer die Quelle dieser Stimme im Einzelfall sei. Natürlich bin ich persönlich zutiefst davon überzeugt, dass es oft Gott ist, der uns einen Anstoß gibt. Wie es umgekehrt Ausdruck menschlicher Vermessenheit wäre anzunehmen, dass Gott für jedes Problemchen auf Erden zuständig sei.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
    Warum ohne Mut und Begeisterung keine Idee Wirklichkeit werden kann
    Ich kann es nicht oft genug betonen: Auch die beste Idee ist am Ende immer nur so gut wie ihre Umsetzung. Von der Idee des Rades allein hätte sich niemand etwas kaufen können. Nur Räder rollen, nicht Ideen. Leonardo da Vincis zahlreiche Entwürfe einer Flugspirale sind gewiss Zeugnisse seines nicht allein künstlerischen, sondern eben auch technischen Ingeniums. Aber zu seiner Zeit war es nicht möglich, einen funktionsfähigen Hubschrauber zu bauen. Weder gab es genügend leistungsfähige Antriebe noch Materialien, die zugleich leicht und stabil genug für so eine Maschine waren. Mozarts Musik bildet einen ganzen Kosmos von Ideen, Gedanken und Gefühlen, der immer wieder aufs Neue fasziniert. Fasziniert sind wir allerdings auch, wenn wir im Salzburger Mozarteum einmal vor der dort senkrecht aufgestapelten Neuen Mozart-Ausgabe stehen: Sie reicht fast bis an die vier Meter hohe Decke, umfasst 132 Bände und neben Kommentaren und Dokumenten allein über 25 000 Notenseiten. Mozarts umfangreiche Korrespondenz ist darin noch gar nicht enthalten. Da er über 30 Jahre komponiert hat, kommt man rein rechnerisch auf zweieinhalb Seiten Notentext an jedem Tag im kurzen Leben des Komponisten. Nicht nur Mozarts Schaffenskraft, auch sein Schreibpensum war also phänomenal.
    Nun sind künstlerische Ideen noch ein Sonderfall, denn in der Mehrzahl der Fälle setzen Maler, Bildhauer oder Schriftsteller ihre Einfälle erst einmal allein um. Ob ihre Idee dagegen gut ist, den Nerv einer Zeit trifft, das Interesse des Publikums findet, entscheidet sich erst später – und bekanntlich nicht immer zu Lebzeiten desjenigen, der ein Werk geschaffen hat. Beim Komponisten sieht es

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