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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hatte Rautio aufgetragen, ihr die Erlaubnis zum Telefonieren zu beschaffen.
    Ihre Stimme klang noch aufgeregter als vorhin. Timo staunte, mit welcher Hingabe sie sich auf das Thema stürzte.
    »Ja.«
    »Ich habe nachgedacht. Der DN S-Code kann auf jeden beliebigen anderen Code verweisen. Verstehst du? Im finnischen Alphabet gibt es neunundzwanzig Buchstaben,
     aber ein Gen setzt sich aus den Zeichen eines Alphabets von vier Buchstaben zusammen. Adenin A, Guanin G, Thymin T und Cytosin
     C.   Aber man kann diesen Buchstaben ebenso gut eine andere Bedeutung geben. A kann D bedeuten, G kann A sein.«
    »Könnte in dem Code der Name eines Ortes stecken?«, fragte Timo. Die Ampel sprang auf Grün um, und das Taxi kroch im Verkehrsstrom
     weiter.
    »Könnte schon, wenn die Buchstaben dem Ortsnamen entsprechend |382| geordnet sind. Aber wenn auf dem T-Shirt die Buchstaben stehen, die vom Gen des Quastenflossers diktiert werden, kann es natürlich kein Ortsname sein   ...«
    »Mach schnell!«
    »Die Genkarte benutzt Basen. Was benutzt eine geografische Karte?«
    »Buchstaben.«
    »Idiot! Koordinaten. Das heißt, dass hinter den Buchstaben Zahlen stecken. Und wenn der DN S-Code dazu gedacht ist, einen Hinweis auf einen Ort zu geben, dann hat der Code den Ort diktiert. Und nicht der Ort den Code.«
    Timo dachte kurz nach über das, was Larva gesagt hatte, und war begeistert: »Dann wäre der Code also zuerst ausgewählt worden,
     und erst dann der Hinweis auf den Ort?«
    »Die Koordinaten«, sprach Larva rasch weiter. »Stellen wir uns den einfachsten möglichen Schlüssel vor: Wir bringen die Buchstaben
     des DN S-Codes in alphabetische Reihenfolge und verwandeln sie in Zahlen: A ist die Eins, C die Zwei, G die Drei und T die Vier. Dann wird
     die Buchstabenfolge zu der Ziffernfolge eins, zwei, zwei, vier, drei und so weiter   ...«
    »Warte, ich nehme einen Stift.« Timo zog einen Stift aus der Tasche und notierte sich die Zahlen, die ihm Larva diktierte.
     Das Taxi näherte sich dem Rathaus.
    »Wo liegt der Ort mit diesen Koordinaten?«, fragte Timo.
    »Das hängt davon ab, wie man sie gruppiert. Ob der Längengrad 12 oder 122 ist. Aber falls er 122 ist, befinden wir uns irgendwo
     in Asien, genauer: in China. Ich würde den genauen Ort suchen, wenn mich jemand ins Internet ließe   ...«
    Timo ballte die Hand zur Faust und beendete das Telefonat. »Halten Sie an«, sagte er zum Fahrer.
    »Ich kann nicht   ...«
    »Biegen Sie dort ab«, sagte Timo und wies auf die schmale Katariinankatu, die zum Senatsplatz führte.
    Der Fahrer setzte den Blinker und hielt in der Katariinankatu auf dem Gehweg an.
    |383| »Warten Sie hier.« Timo stieg aus und sprang um die Ecke in die Aleksanterinkatu, wo eine japanische Touristengruppe gerade
     den Senatsplatz mit dem Dom fotografierte. Timo eilte nach links an den Geschäften mit Reiseandenken und Geschenkartikeln
     vorbei. Dann bog er in die Sofiankatu ein und betrat dort das erstbeste Lokal. Es war ein russischer Teesalon, dessen Wände
     kostbare Bilder zierten.
    »Haben Sie einen Internetanschluss?«, fragte er die Frau hinter der Theke.
    »Leider nein. Vielleicht gibt’s ein Internet-Café auf der Esplanade?«
    Draußen warf Timo einen Blick in den modernen Shop des Stadtmuseums auf der anderen Straßenseite, aber dort stand gerade eine
     große Reisegruppe. Ein Haus weiter stieg er neben einem Verkaufstisch mit billigen, gebrauchten Büchern die Stufen zu dem
     Antiquariat hinauf, das er schon oft aufgesucht hatte.
    Der Besitzer trug ein weißes Hemd mit Fliege und ließ sich zunächst sehr bitten, bevor er Timo die Erlaubnis gab, zwischen
     Bücherkisten im Hinterzimmer den Computer zu benutzen.
    Timo öffnete ein Kartenprogramm, schrieb die Zahlen, die ihm Heli gegeben hatte, in das für die Koordinaten vorgesehene Feld
     und drückte auf Enter.
    Auf dem Bildschirm erschien eine Landkarte. Ein roter Kreis zeigte den gesuchten Koordinatenpunkt an. Er befand sich in China,
     in der Nähe von Fushan.
    Timo starrte auf die Karte. Der Name neben Fushan bohrte sich in seine Augen.
    Huafan.
    Fushan lag auf den Höhen von Huafan.
    Timos Herz setzte buchstäblich einen Schlag aus.
Fern auf den Höhen von Huafan zieht ein Gewitter auf, es erhebt im Fluss die Wellen gegeneinander
...
    Eilig dankte er dem Antiquar und verließ den Laden. Das konnte kein Zufall sein. Lag hier die Erklärung dafür, warum die Chinesen
     hinter dem Fund her waren?
    |384| Auf dem Weg zum wartenden Taxi

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