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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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abzuwenden.
    »Normalerweise lasse ich keine Bullen rein.«
    Sie blieb in der schmalen Türöffnung stehen, und Timo musste so dicht an ihr vorbeigehen, dass er ihre Brust streifte.
    »Machen wir es kurz, oder willst du ausführlich reden?«, fragte er im Flur, der voller Kartons stand. Durch eine halb offene
     Tür sah er in die Küche, wo ein altertümlicher Mehlsack auf dem Fußboden stand.
    »Haben wir denn etwas zu bereden?«, fragte Heli, während sie ins Wohnzimmer ging. Der Computer und die gewaltigen Bücherberge
     verrieten, dass es ihr zugleich als Arbeitszimmer diente.
    Timo setzte sich ungebeten auf das abgenutzte Veloursofa, das sicherlich vom Sperrmüll stammte. Auf der alten Blümchentapete
     war mit Reißnägeln ein Plakat mit deutscher Aufschrift befestigt:
»Atomkraft? Nein Danke!«
    Eine der Wände war zum Teil für gerahmte Fotos reserviert, unter denen eine vergrößerte Schwarzweißaufnahme dominierte. Sie
     war irgendwann an einem sonnigen Sommertag in den siebziger Jahren aufgenommen worden, auf den Eingangsstufen eines bescheidenen
     Bauernhauses. Timo erkannte Heli als zehnjähriges Mädchen sofort: Sie war braun gebrannt, ernst, steckte in Trainingshosen
     und Gummistiefeln und schien direkt von der Heuwiese ins Bild spaziert zu sein.
    »Ich möchte wissen, was du über die Störungen auf der Baustelle Olkiluoto weißt«, sagte er mit Blick auf Heli Larva.
    |51| Auf ihren Lippen bildete sich ein schönes, geheimnisvolles Lächeln, an das sich Timo noch gut erinnern konnte. »Wovon sprichst
     du eigentlich?«
    »Ihr wisst doch, dass Sabotage auf der Baustelle nichts nützt. Der Reaktor wird auf jeden Fall gebaut   ...«
    »Bist du noch mit Soile zusammen?«
    Für eine Sekunde stutzte Timo. Er nickte kaum sichtbar. »Es ist nur eine Frage der Zeit, wann ihr erwischt werdet   ...«
    »Ist sie noch am CERN?« Während sie sprach, tippte Heli etwas in ihren Computer, den einzigen modernen Gegenstand im Raum,
     klickte zweimal mit der Maus und wandte sich dann Timo zu.
    Dieser nickte erneut, diesmal ungeduldig. »Wenn ihr glaubt, dass Olkiluoto   ...«
    »Ihre Dissertation über die Transmutation von Atommüll ist Mist.« Das Lächeln war wie weggewischt von Helis Lippen, und ein
     stechender Blick war in ihre Augen getreten. Mit gespreizten Beinen setzte sie sich Timo gegenüber auf einen Stuhl. Sie senkte
     die Stimme zu einem heiseren Flüstern. »Mit ihrer Doktorarbeit würde ich mir nicht mal den Hintern abwischen.«
    Timo wollte aufstehen, aber Heli drückte ihn mit festem Griff aufs Sofa zurück. Gleichzeitig setzte sie sich mit gespreizten
     Beinen auf seine Knie, ergriff mit beiden Händen den Bund ihres Sweatshirts, zog es sich über den Kopf und warf es in hohem
     Bogen auf den Fußboden. Vor Timos Gesicht erschienen ihre nackten, weißen Brüste.
    Noch bevor er sich von der Überraschung erholt hatte, beugte sich Heli zu ihm, um ihn auf den Mund zu küssen. Instinktiv wich
     Timo zurück, stieß aber gegen die Wand. Um den Mund der Frau von seinen Lippen zu lösen, griff er nach ihrem Gesicht und versuchte,
     sie von sich wegzudrücken, aber Heli gab nicht nach, sondern löste ihre Lippen erst einen Moment später. Sie richtete sich
     auf und führte mit den Händen ihre Brüste an Timos Gesicht heran.
    |52| Timo packte sie an den Hüften und hob sie energisch zur Seite, bis sie mit dem Rücken auf dem Sofa lag.
    Vollkommene Stille erfüllte den Raum. Es verging eine Sekunde, eine zweite, eine dritte   ... Dann brach Timo die Stille, indem er aufstand und zur Tür ging. Dort blieb er stehen. »Zieh dich an!«
    Nicht mal in den eigenen Ohren klang er so souverän, wie er das gern gehabt hätte.
    Heli blieb noch einen Augenblick auf dem Sofa liegen, dann griff sie ausdruckslos nach ihrem Sweatshirt und zog es sich über.
    »Wink mal!«, sagte sie.
    »Was?«
    Sie deutete auf den Computer. Timo fixierte die Webkamera, die auf dem Bildschirm angebracht war.
    »Du kannst deiner Frau zuwinken.«
    »Was redest du da?«, fragte Timo, während ihm die Angst in die Glieder fuhr. Er machte einen Satz zum Computer, sah auf dem
     Monitor das grobkörnige Bild der Kamera und darauf sich selbst.
    »Die Aufnahme ist gespeichert«, sagte Heli. »Da wird sich schon ein passender Ausschnitt finden.«
    Timo riss die Maus aus dem Stecker und griff nach dem Computer.
    »Randalieren zwecklos. Die Aufnahme ist an einen anderen Rechner gegangen. Ich kann sie jederzeit an eine E-Mail anhängen und an deine

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