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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Mund. War es möglich, dass Finnen die Anschläge selbst hinbekommen hatten? Heli
     Larva und Co.? Viele Leute waren dazu nicht nötig gewesen.
    Auf dem Weg die Treppe hinauf zu seinem Büro meldete Timos Handy den Eingang einer SMS.   Auf dem Display erschien die Nummer des Absenders. Timo öffnete die Mitteilung:
    |107| Habe Kopien von Ihrem Vorschlag. Falls man mir zu nahe kommt, übergebe ich sie der SiPo.
    Der Absendername stand nicht darunter. Das war auch nicht nötig.
    Timo speicherte die Nachricht und wägte seine Lage ab. Wenn sein Fehltritt an Rautios Ohren drang, war Timo im Nu aus den
     Ermittlungen draußen.
    Er bereute immer heftiger, Lahdensuo nicht aus dem Restaurant hinaus gefolgt zu sein und ihm das Diktiergerät mit dem nötigen
     Krafteinsatz auf der Straße entwunden zu haben.
    Gleichzeitig ging ihm Rautios gallige Miene nicht aus dem Sinn, als er andeutete, Timo würde sich nur für seinen Vater an
     der Präsidentin rächen wollen. Damit hatte Rautio praktisch zugegeben, dass Präsidentin Heino seinerzeit Paavo Nortamo tatsächlich
     etwas angetan hatte, was nach Wiedergutmachung verlangte.
    Timo wusste, dass er den Fall ernster nahm, als nötig gewesen wäre, und er war sich über seine Beweggründe selbst nicht vollkommen
     im Klaren. Er musste aufpassen, dass noch so nachvollziehbare menschliche Empfindungen ihn nicht zu unprofessionellen Entschlüssen
     verleiteten. Wahrscheinlich hätte er ohne persönliche Motive nicht versucht, Lahdensuo ein Geschäft vorzuschlagen. Er, der
     den Kuhhandel von Politikern immer verabscheut hatte, hatte genau dasselbe versucht – bloß mit der Ungeschicklichkeit des
     Amateurs.
    Wilson rief an und bestellte ihn zu sich. Neugierig ging Timo ein Stockwerk nach oben. Er klopfte an, machte die Tür auf und
     betrat das Büro seines Vorgesetzten. Wilson wirkte merkwürdig ernst.
    »Setz dich. Ich habe schlechte Neuigkeiten«, sagte er unverblümt. »Du bist entlassen. Gib mir deinen Dienstausweis und such
     anschließend deine persönlichen Sachen zusammen. Ein Wachmann wird dir dabei helfen.«

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    Timo brachte kein Wort heraus. War die Sache mit dem Archivformular aufgeflogen? Hatte Lahdensuo sein Diktiergerät doch zur
     SiPo gebracht? Oder hatte Rautio seine Finger im Spiel?
    Timo befeuchtete seine trockenen Lippen. »Warum?« Die Kraft seiner Stimme überraschte ihn selbst. Statt eines unterwürfigen
     Hauchens gelang ihm eine kontrollierte, kräftige Frage.
    »Wie du in deinem Arbeitsvertrag nachlesen kannst, müssen Kündigungen nicht begründet werden. Du bekommst zwei Monate lang
     weiter dein Gehalt. Es tut mir Leid, aber ich kann nicht anders.«
    »Hat es mit der Aushändigung der Archivinformationen zu tun?«
    »Wie bitte?«
    Es hatte also nichts damit zu tun. Timo biss sich auf die Lippen. Blieb nur eine Alternative übrig. »Die Finnen wollen ihren
     TER A-Vertreter austauschen?«
    »Ich sagte bereits, dass ich zu den Gründen nicht Stellung nehme.«
    Timo konnte an Wilsons Gesichtsausdruck nichts ablesen, war aber sicher, dass Rautio hinter dem Rausschmiss steckte. Wurde
     in Helsinki mittlerweile mit so harten Bandagen gekämpft? Lahdensuo konnte nichts mit der Sache zu tun haben. Der würde so
     lange wie möglich den Mund halten.
    »Es tut mir Leid«, wiederholte Wilson und schien auch zu meinen, was er sagte. Er streckte die Hand aus.
    Timo nahm seinen Dienstausweis aus der Tasche und reichte |109| ihn Wilson. Nach und nach dämmerte ihm, in was für einer Situation er sich befand.
    »Ich habe gerade ein Haus in Auderghem gekauft.«
    Wilson seufzte. »Das ist nicht leicht für mich. Aber es gibt keine andere Möglichkeit. Der Wachmann wartet auf dem Gang.«
    »Was sage ich meinen Kollegen?«
    »Was du willst.«
    Timo schluckte und drehte sich um. Starr, fast willenlos, ging er zur Tür.
    »Warte«, sagte Wilson.
    Timo blieb stehen. Einen Moment lang hoffte er, sein Chef würde »April, April« rufen oder lachend auf eine versteckte Kamera
     deuten.
    »Was hast du mit ›Aushändigung der Archivinformationen‹ gemeint?«
    »Nichts.«
    Timo trat auf den Flur hinaus, wo tatsächlich ein Wachmann wartete. Glaubte man, er könnte ab sofort eine Gefahr für die Behörde
     darstellen? Hatten sie wirklich die Befürchtung, er würde einen Computer zerstören oder etwas mitgehen lassen? Warum diese
     demütigenden Sicherheitsmaßnahmen?
    Timo schwitzte und spürte, wie sich Röte in seinem Gesicht breit machte. Der Flur erschien im heiß,

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