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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schwarze Erde schluckte alles Licht der Straßenlaternen.
    Timo parkte hinter dem Renault
Scenic
, den er kannte. Abgesehen von der Außenbeleuchtung war das Haus dunkel, so wie alle anderen Häuser der Straße auch. Jukka
     machte die Haustür auf. Trotz seines Morgenmantels gelang es ihm, wie ein effizienter E U-Bürokrat zu wirken.
    »Entschuldige«, sagte Timo leise.
    »Da gibt es nichts zu entschuldigen. Merja hat dir das Bett neben Aaro im Gästezimmer gemacht. Reija schläft im Wohnzimmer
     auf der Couch.«
    Timo hängte seine Jacke an die Garderobe und flüsterte: »Wir müssen morgen früh aufstehen. Wir fliegen mit der Morgenmaschine
     nach Finnland.«
    »Nach Finnland?« Jukka warf Timo einen verdutzten Blick zu. »Was ist passiert?«
    »Nichts Besonderes. Ich erzähl es dir irgendwann einmal. Ich bringe Aaro für ein paar Tage zu meiner Mutter nach Porvoo.«
    »Hat das mit dem Einbruch zu tun?«
    »Darf ich mal kurz ins Internet?«
    Timo sah seinen Freund ernst an, und der verstand, dass weitere Nachfragen vergeblich wären.
    Jukka schaltete den Computer in der Wohnzimmerecke ein und ließ Timo dann in Ruhe. Timo reservierte für den nächsten Morgen
     die Flüge nach Helsinki. Aaro würde so lange in Finnland bleiben dürfen, bis alles geklärt war. Es durfte nicht das geringste
     Risiko bestehen, dass der Junge in Gefahr geriet. Als er die Nummer seiner Visa-Karte eingab, fielen Timo prompt wieder der
     Kredit für das Haus und sein Rausschmiss ein.
    |151| Nachdem er die Reservierung vorgenommen hatte, rief er Google auf. Das Blättern in Vaucher-Langstons Buch hatte ihn auf neue
     Suchwörter gebracht. Das waren allesamt Strohhalme, an denen er sich festhielt, aber etwas Besseres hatte er nicht.
    Neben Vaucher-Langstons Namen schrieb er in das Suchfeld die Namen der Abteilungen der U S-Streitkräfte , die im Buch des Professors vorkamen. Unter den Suchergebnissen fand er eine Überschrift, in der die Karte von Piri Reis
     erwähnt wurde. Er klickte den Link an und kam auf eine Homepage, wo auch kritische Ansichten geäußert wurden: In die an sich
     völlig ungenaue Karte seien Quellenkarten verschiedener Gebiete eingegangen. Bei diesen seien unterschiedliche Projektionen
     verwendet worden, die von den Erforschern der Karte von Piri Reis in den dreißiger Jahren vereinheitlicht und rekonstruiert
     worden waren – unter der Annahme, dass die ursprünglichen Quellenkarten genau waren und dass sich alle Fehler der Kompilationskarte
     von Piri Reis beim Kopieren und Erstellen der umfassenderen Karte eingeschlichen hatten. Aber das sagte noch nichts über die
     Genauigkeit, ja nicht einmal über die Existenz der Quellenkarten.
    Andererseits schloss auch diese These nicht die Möglichkeit exakter Quellenkarten aus. Man müsste nur eine von den Karten
     finden, die Admiral Reis beim Erstellen seiner Karte verwendet hatte. Nur das könnte etwas beweisen – und würde die traditionelle
     Geschichtsschreibung mit einer ernsthaften Herausforderung konfrontieren.
    Auf einmal kam Timo sich lächerlich vor. Er vergeudete seine Zeit mit einem Thema, das Lichtjahre von den eigentlichen Problemen
     entfernt zu sein schien. Andererseits: Keine Supermacht würde einer Nichtigkeit so rücksichtslos nachjagen. Das Auftauchen
     von Vaucher-Langston in dem KG B-Material und die geheimnisvolle Drohung der CIA hatten Timo auf sehr seltsames und zwielichtiges Terrain geführt.
    Von der Tür des Gästezimmers aus betrachtete er Aaros Gesicht. Das Licht vom Flur fiel auf die hellen Wangen und die |152| langen Wimpern seines Sohnes. Der Junge hatte es verdient, in einer soliden und sicheren Umgebung aufzuwachsen. Das Beste,
     was Timo jetzt tun konnte, war Aaro an einen sicheren Ort zu schicken – denn so unfassbar die Drohung der Amerikaner auch
     zu sein schien, gab es doch allen Grund, sie ernst zu nehmen.
     
    »Brüssel hat mitgeteilt, dass der Finne ein Buch von Vaucher-Langston gekauft hat«, sagte Dick Novak über eine kodierte Telefonverbindung
     zu William C.   Irons in Washington. Novak saß in einem dunklen Wagen in der St. John’s Street in Cambridge, unweit des Trinity College.
    Am anderen Ende der Leitung ertönte ein schwerer Seufzer. »Hast du ihn danach gefragt?«
    »Natürlich nicht«, fuhr Novak auf. »Das hätte ihn nur darin bestätigt, dass Vaucher-Langston mit der Sache zu tun hat.«
    »Wie reagiert er insgesamt?«
    »Schwer zu sagen. Aber warum sollte er solo weitermachen, ohne TERA? Ich denke, er

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