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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hat seine Schlussfolgerungen gezogen.«
    »Was ist er für ein Typ? Steckt Potenzial in ihm?«
    »Auf jeden Fall ist er unberechenbar. Er hat etwas Primitives an sich. Beinahe wäre er uns entwischt, obwohl wir auf Probleme
     vorbereitet waren.«
    »Intelligent?«
    »Schwer zu sagen. Ich denke, er hat was drauf.«
    Den Besuch bei dem Finnen hatte der Brüssel-Stützpunkt der CIA durchgeführt, denn MilCorp wurde vor allen Außenstehenden geheim
     gehalten. Seit dem Gefängnisskandal von Abu Ghraib im Irak waren Firmen, die militärische Dienstleistungen anboten, ins Kreuzfeuer
     der Kritik geraten, und es wurden inzwischen Spielregeln für sie aufgestellt. Trotzdem war es für private Unternehmen leichter,
     im Geheimen vorzugehen, als für staatliche Institutionen, die von Ausschüssen des Repräsentantenhauses kontrolliert wurden.
    »Was Neues über Vaucher-Langston?«, fragte Irons.
    |153| »Nichts, vorläufig. Aber der Professor besitzt ein umfassendes persönliches Archiv am Trinity College, ich glaube, das wird
     etwas für uns abwerfen. Die Polizei hier ist schwierig. An die Einzelheiten der Ermittlungen bezüglich der Todesursache kommen
     wir wahrscheinlich erst morgen am späten Abend heran, wenn Cecilia Vaucher-Langston aus Argentinien eintrifft. Ich möchte
     gern mit Baumgartens Hilfe mit ihr reden.«
    »Ist das notwendig?«, fragte Irons. »Du weißt, was ich von Baumgarten halte.«
    »Man kann von ihm denken, was man will, aber er ist ein Profi. Und so einen brauchen wir in diesem Fall.«

|154| 21
    Am Mittwochmorgen ließ die aus Turku angekommene
Amorella
der
Viking Line
im Tegelvikhafen von Stockholm ihre Passagiere an Land. In der kühlen, klaren Morgenluft kreischten die Möwen.
    Zwei Kriminalbeamte in Zivil standen im Terminal bereit und beobachteten die Menschen, die das Schiff verließen. Beide hatten
     ein Foto von Joni Mastomäki in der Tasche, das sie zusammen mit der Bitte um Amtshilfe von der finnischen Zentralkripo KRP
     erhalten hatten. Der Mann stand unter dem Verdacht, an den Sabotageakten auf die Baustelle des Atommeilers Olkiluoto beteiligt
     gewesen zu sein.
    Einer der Polizisten bemerkte im vorüberziehenden Strom der Passagiere einen dreißigjährigen Mann mit Rucksack, der den Blick
     starr nach vorn gerichtet hatte. Der Polizist gab seinem Kollegen ein Zeichen, dann ging er auf den Mann zu und sagte mit
     unmissverständlicher Höflichkeit:
»God morgon.«
     
    In den engen Gassen der Altstadt von Porvoo herrschte an diesem Herbsttag fast ungestörter Friede. Auf den schwarzen Dächern
     und den Pflastersteinen in der Välikatu war die Feuchtigkeit gefroren.
    Timo kam mit dem Korb in der Hand aus dem Holzschuppen. Er war in abgetragene Pantoffeln und in die alte Kunstfaserjacke geschlüpft,
     die er normalerweise zum Holzhacken anzog. Nie zuvor war ihm Porvoo so friedlich und sicher vorgekommen wie jetzt. Soile hatte
     sich unnötig Sorgen gemacht, als er ihr seinen Entschluss mitgeteilt hatte, Aaro für ein paar Tage nach Finnland zu bringen.
    |155| Aber auch der Ortswechsel hatte Timo nicht geholfen, sich in Gedanken von den CI A-Beamten , von Vaucher-Langston und von Rautio loszureißen. Er hatte versucht, sich für Aaro einen möglichst plausiblen Grund für die
     Blitzvisite in Finnland auszudenken, aber schließlich hatte er aufgegeben. Es war nicht möglich. Aaro hatte den »Einbruch«
     mit der Reise in Verbindung gebracht, und Timo hatte zugegeben, dass es aus beruflichen Gründen besser sei, wenn die Wohnung
     ein paar Tage leer stünde.
    »Du weißt doch, dass man ohne Attest nicht mehr als drei Tage in der Schule fehlen darf«, sagte Aaro, der gerade die Treppe
     herunterkam. Er war bereits auf dem Weg zu seinem Freund Niko.
    »Mach dir wegen der Schule keine Sorgen. Nimm es als zusätzliche Ferien.«
    Und schon war Aaro durch das Hoftor auf die Straße verschwunden.
    »In welchem Zustand ist das Dach?«, wollte Timos Mutter wissen. Sie stand auf der Eingangstreppe und hatte einen großen Kaffeebecher
     vor sich auf dem Geländer.
    Gerade jetzt hätte Timo den ganzen Hauskauf am liebsten vergessen, aber als Besitzerin eines alten Hauses war seine Mutter
     höchst interessiert.
    »Gut. Laut Gutachten der Bank.« Timo mochte nicht hinzufügen, dass er selbst das Gefühl gehabt hatte, das Dach sei schief.
     Auch von seinem Rauswurf hatte er ihr nichts erzählt.
    »Hauptsache, ihr kommt mit dem Kredit über die Runden«, meinte seine Mutter und zog an ihrer

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