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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bauchnabel, dann folgte ein locker um die Hüften geschwungenes helles Tuch.
    Diese Gestalt gab wirklich ein friedliches Bild ab. Ebenso wie der unter der rechten Achselhöhle schwebende Kopf der Frau mit dem Gesicht einer Heiligen.
    Nein, diese Terroristin hatte nicht hineingepaßt. Überhaupt nicht!
    Mein Gefühl blieb. Die Atmosphäre schien sich elektrisch aufgeladen zu haben, und das Bild blieb ruhig.
    Es lebte trotzdem. In seinem Innern tat sich etwas, davon war ich überzeugt. Und diesmal streckte ich den Arm nicht so vorsichtig aus.
    Meine Hand strich über das Gemälde hinweg, doch sie zuckte sofort wieder zurück.
    Es hatte sich etwas verändert. Die Kälte war nicht mehr da.
    Ich hatte beinahe über eine normal warme Haut gestrichen.
    Also doch!
    Plötzlich war ich aufgeregt und trat einen Schritt zurück, ohne es eigentlich gewollt zu haben. Den Kopf hatte ich dabei nach hinten gelegt, um das Gesicht des Götterboten betrachten zu können. Genau dort hatte sich etwas verändert.
    Die Augen standen offen, und sie schauten mich an!
    ***
    Ein Schritt nur, und die Geschichte liegt hinter mir!
    So dachte Arlene Shannon, als sie sich aus ihrer sitzen den Haltung erhoben hatte und sich vorkam wie ein Mensch, der sehr lange geschlafen hatte, wobei er zwar ausgeschlafen und hellwach war, aber mit der Umgebung noch nicht zurechtkam.
    Sie fühlte sich matt. Sie empfand auch den Druck der beiden großen Waffen als schwer, und als sie den Mund öffnete, geschah dies mit zuckenden Bewegungen.
    Dann gähnte sie.
    Danach schüttelte sie den Kopf. Mit beiden Händen durchfuhr sie ihre Haare, als wollte sie ihre Frisur ordnen, was bei ihr aber kaum möglich war.
    Arlene Shannon ging den ersten Schritt, ohne daß sie es im Prinzip gewollt hatte. Aber da war eine Kraft gewesen, die sie unter ihrer Kontrolle hielt, und plötzlich spürte sie, wie kühl es war.
    Die Frau fror.
    Menschlich war es.
    Die Gänsehaut, das leichte Zittern, und sie schaute selbst an sich hinab.
    Die Kleidung an den Beinen hatte sie selbst zerrissen. Das Oberteil ihres Kampfanzugs stand ebenfalls weit offen, so daß die Brüste hervorquollen, was sie jetzt allerdings störte. Deshalb raffte sie die beiden Haften des Kleidungsstücks vor ihrer Brust zusammen und schnürte sie wieder zusammen.
    Tief holte sie Luft.
    Ihr kam es vor, als wäre durch diesen Atemzug das Gehirn besonders stark mit Sauerstoff versorgt worden, denn sie konnte wieder klar und logisch denken.
    Plötzlich kehrte alles zurück. Ihr Gehirn gab die gespeicherte Erinnerung frei. Sie konnte sich wieder vorstellen, wie sie über die kleine Insel gelaufen war, aber plötzlich zwischen den Steinen in die Unterwelt hineinrutschte, wo sie in dem Tunnel das Bild entdeckt hatte. Ein wunderbares Gemälde, dessen Faszination sich Arlene nicht hatte entziehen können.
    Ein Bild, das nicht tot war. Es hatte ihr neue Kraft geschickt, und die Frau stöhnte auf, als sie das Ende ihrer Gedankenkette erreicht hatte.
    Himmel, sie war von diesem Gemälde geholt worden. Es hatte sie in sich hineingeschlungen, und so war sie tatsächlich zu einem Teil dieses Bildes geworden.
    Bei diesem Gedanken drehte sich Arlene um, weil sie unbedingt einen Blick auf das Bild werfen wollte. Staunend betrachtete sie das Motiv. Es sah wunderbar aus, es war noch immer faszinierend. Es erzählte von einer anderen Welt oder Zeit, in der sie auch gewesen war.
    Arlene strich über ihre Stirn, als wollte sie durch diese Bewegung die Gedanken fördern. Etwas war geschehen.
    Nicht mit ihr persönlich. Sie hatte sich nicht verändert, aber es kam ihr in den Sinn, daß sie durchaus sehr lange ein Teil dieses Gemäldes gewesen war. Und als sie über den Begriff Zeit nachdachte, da wurde er tatsächlich zu einer Relation. Sie kam damit nicht mehr zurecht, faßte ihre Eindrücke aber in geflüsterte Worte.
    »Monate – Wochen – Jahre?«
    Sie wußte es nicht. Arlene hob die Schultern. Eine Geste der Unsicherheit. Jetzt brauchte sie Zeit, um sich zurechtzufinden. Zugleich hörte sie auf ihr Gefühl, denn es sagte ihr, daß sie diese Zeit nicht mehr hatte. Sie mußte hier weg. Fort aus diesem Raum, durch dessen hohe Fenster Licht fiel. Die Welt draußen wartete auf sie, denn sie hatte ihren Job noch nicht erledigt.
    Arlene gehorchte diesem Instinkt. Nur wenige Schritte brauchte sie, um sich wieder so bewegen zu können wie vor dem Eintritt in das alte Gemälde.
    Die Terroristin ging auf die Tür zu. Sie spürte, wie die Fetzen der

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