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Das Höllenventil Kommissar Morry

Das Höllenventil Kommissar Morry

Titel: Das Höllenventil Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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mit dem ,Höllenventil' hat schon seine Richtigkeit. Daß ich Sie aussuchte, hatte natürlich einen anderen Grund. Ich war durch Helens Erzählungen auf Sie aufmerksam geworden. Es war das erste Mal, daß ich von meinem Prinzip abging, einen unbekannten Menschen herauszugreifen, und mich statt dessen auf einen bestimmten Mann konzentrierte. Es ging schief!"
    Milton trat an die Couch und nahm die Reisetasche in die Hand. „Vergessen Sie nicht, den Rest des Geldes aufzutreiben", sagte er drohend. „Nächste Woche komme ich wieder!"
    „Ich kann es kaum erwarten!" erwiderte Donaldson mit bitterer Ironie.
    „Beinahe hätte ich's vergessen", sagte Milton. „Ich habe noch einen Wunsch."
    „Nur keine Zurückhaltung, bitte!" spöttelte Donaldson.
    „Geben Sie mir Ihren Revolver!"
    „Was, zum Teufel, wollen Sie damit?"
    „Ich brauche ihn. Nächste Woche bekommen Sie das Ding zurück."
    „Wollen Sie jemand umlegen?"
    „Nein! Aber ich möchte mich dagegen schützen, umgelegt zu werden.“
    „Wovor fürchten Sie sich? Vor meiner oder für Brittens Rache?" fragte Donaldson.
    „Ich habe weder Angst vor Ihnen noch vor Britten. Aber ich möchte diesen Sklavenhändlern von der ,Corona B.‘ nicht unbewaffnet entgegentreten."
    Donaldsons Mundwinkel zuckten. „Das ist allerdings ein guter Grund", sagte er und ging zur Tür. „Ich hole Ihnen die Kanone. Gehen Sie aber vorsichtig damit um."
    „Das müssen ausgerechnet Sie mir sagen!“ meinte Milton.
     
    9
     
    „Ich muß eine Woche Urlaub machen, Chef", sagte Milton.
    „Von mir aus scheren Sie sich zum Teufel! Sie fehlen schon seit zwei Tagen unentschuldigt! Was ist denn plötzlich in Sie gefahren?"
    „Ich trete eine größere Erbschaft an, da gibt es eine Menge Laufereien", erklärte Milton.
    „Naja, da werde ich Sie so bald wohl nicht Wiedersehen, was?"
    „Bestimmt nicht vor Ablauf einer Woche."
    „Um wieviel geht es denn?"
    „Um mehr, als Sie sich vorstellen können", meinte Milton grinsend und ließ seinen Chef stehen. Ein Taxi brachte ihn zu dem Reisebüro. Dort nahm er die Flugtickets in Empfang. „Sie müssen Ihren Paß hier lassen", sagte man ihm. Sie bekommen ihn vor dem Flug ausgehändigt."
    Er bezahlte mit einem Scheck. Am Vormittag hatte er das Geld auf zwei Banken eingezahlt. Es war ein neues, stolzes Gefühl, mit Scheck bezahlen zu können. Die letzte Nacht hatte er im Hotel geschlafen. Vorsichtshalber. Er traute weder Donaldson noch Britten über den Weg. Jetzt, wo sich das Geld auf der Bank befand, fühlte er sich weniger bedroht. Trotzdem nahm er sich vor, seine Wohnung bis zum Antritt der Reise nicht mehr zu betreten.
    Die letzten Stunden vor dem Flug verbrachte er damit, sich neu einzukleiden. Mit einem Lederkoffer voller neuer Sachen traf er in Idlewild ein. Die Abfertigung erfolgte schnell und reibungslos; er entdeckte, daß er ebenso höflich und zuvorkommend behandelt wurde wie die anderen Reisenden. Mit der neuen, teuren Kleidung schien er ein anderer Mensch geworden zu sein. Jedenfalls in den Augen seiner Umgebung.
    Am Spätnachmittag des 16. Juli kletterte er in Montevideo aus der Maschine. Es war drückend heiß, vor allem in den Räumen der Zollkontrolle. Er beantwortete die üblichen Fragen und ließ sich dann von einem Taxi zum Hotel bringen. Auf der Fahrt dorthin beobachtete er fasziniert das Leben und Treiben auf den Straßen dieser Weltstadt. Es war das erste Mal, daß er sich im Ausland befand. Die grellen Kontraste zwischen Arm und Reich, das bunte, schillernde Bild südamerikanischen Lebens, der Lärm, die neuen, fremden Gerüche, all das ließ ihn für kurze Zeit vergessen, warum er sich hier befand.
    Erst im Hotel, unter der Dusche, rückte das Ziel seines Kommens wieder in den Mittelpunkt des Denkens. Nachdem er eine Tasse Kaffee im Hotelrestaurant getrunken hatte, bat er den Portier darum, die Ankunftzeit der Corona B zu ermitteln. Der Portier rief die Reederei an und erfuhr, daß das Schiff am nächsten Morgen um fünf Uhr erwartet würde.
    „Wecken Sie mich um vier Uhr, bitte", sagte Milton.
    „Wird erledigt, Senor!"
    Den Abend verbrachte er in der Hotelbar. Er lernte einen amerikanischen Geschäftsmann kennen, der mit landwirtschaftlichen Maschinen handelte und ihn lärmend zum Trinken animierte. Als Milton zu Bett ging, war er leicht angetrunken. Frühmorgens um vier, als das Telefon schrillte und der Portier ihn weckte, war sein Kopf so schwer, daß er am liebsten liegengeblieben wäre, Er verfluchte seinen

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