Das Höllenventil Kommissar Morry
Leichtsinn vom Vorabend und kämpfte sich in die Höhe. Nach einer heißen und kalten Dusche fühlte er sich wohler.
Eine halbe Stunde später trat er aus dem Hotel. Die Straßen waren wie ausgestorben, aber er fand trotzdem einen dösenden Taxifahrer auf dem Hotelvorplatz, den er wachschüttelte, und der selbstverständlich bereit war, ihn zum Hafen zu bringen.
Als er im Hafen eintraf, mußte er feststellen, daß die Corona B bereits angelegt hatte. Er fluchte erneut. Warum war er nicht eine Stunde früher gekommen? Er entlohnte den Taxifahrer und stieg über Eisenbahnschienen auf die Corona B zu. Am Fallreep lehnte ein Matrose, der auf einem Streichholz kaute und Milton beobachtete.
„Guten Morgen", sagte Milton, der in der frischen Morgenluft fröstelte. „Ich möchte den Kapitän sprechen."
„Der Kapitän ist nicht an Bord", sagte der Matrose.
Milton blickte an dem grauen Schiffsleib in die Höhe. Er war stellenweise mit Rost überzogen und machte einen reichlich verfallenen Eindruck. Soweit Milton etwas von Schiffen verstand, hatte die Corona B nicht mehr als viertausend Tonnen.
„Wann sind Sie gekommen?" wollte Milton wissen.
„Vor einer Stunde."
„Sind die Passagiere schon von Bord gegangen?"
„Wir haben keine Passagiere, Mister. Das hier ist ein Frachtdampfer", sagte der Matrose grinsend.
„Wo ist die Dame geblieben, die Sie vor New York an Bord genommen haben?" erkundigte sich Milton.
Der Matrose glotzte ihn mit leerem Gesicht an. „Eine Dame? Davon weiß ich nichts."
Er lügt gut, dachte Milton, aber nicht gut genug, um mich zu bluffen.
„Wann kommt der Kapitän zurück?"
„Weiß ich nicht."
„Wer ist als diensttuender Offizier an Bord?"
„Der Erste."
„Ich möchte ihn sprechen", sagte Milton und wollte das Fallreep hinaufsteigen.
Der Matrose vertrat ihm den Weg. „Bedaure, Mister", sagte er. „Zutritt für Unbefugte verboten."
„Dann holen Sie den Ersten Offizier herunter!“
„Er hat zu tun, Mister.“
Milton merkte, wie es in ihm zu kochen begann. Aber es hatte keinen Zweck, schon jetzt die Nerven zu verlieren.
„Ob er für mich zu sprechen ist oder nicht, diese Entscheidung müssen Sie schon Ihrem Vorgesetzten überlassen", sagte Milton barsch und herrisch. „Los, melden Sie mich an! Ich bin Milton Perry!"
Der Matrose zögerte. „Okay! Aber bleiben Sie hier unten!" sagte er und ging das Fallreep hinauf. Sobald er Miltons Blicken entschwunden war, setzte Milton sich in Bewegung. An Bord war keine Menschenseele zu sehen. Milton huschte zu der offenstehenden Luke und gelangte ins Innere des Deckaufbaues. Durch einen schmalen Korridor gelangte er bis zur Schiffsmesse. Auf den festgeschraubten Tischen standen Bierflaschen und Kaffeetassen herum, sowie bis an den Rand gefüllte Ascher. Auch hier herrschte der Eindruck von Schlamperei und Unsauberkeit vor.
Milton blieb zögernd stehen. Das Auf und Ab schmaler, eiserner Treppen, die verwirrende Vielzahl von Luken und Kajüteneingängen stellte ihn vor eine schier unlösbare Aufgabe. Wo sollte er Helen suchen? War sie überhaupt noch an Bord? Er bezweifelte es.
„He, Sie!" sagte eine barsche Stimme hinter ihm.
Milton fuhr herum. Er sah sich einem großen, athletisch gebauten Mann gegenüber, hinter dem der Matrose stand, der den Schiffszugang bewacht hatte.
„Das ist er", sagte der Matrose grollend. „Ich hab' ihm ausdrücklich verboten, das Schiff zu betreten."
„Neugierig, was?" fragte der athletisch gebaute Mann und verschränkte die Arme vor der Brust. Er trug enge, blaue Drillichhosen und ein kurzärmliges, kariertes Hemd, das am Hals offenstand. Der Mann hatte ein kantiges, grobes Gesicht mit großporiger, pickeliger Haut. Seine Augen waren hell und wirkten sehr wach.
„Sind Sie der Erste Offizier?" fragte Milton.
„Höchstpersönlich. Was, zum Teufel wollen Sie hier?"
„Das werden Sie gleich erfahren. Wie ist Ihr Name?"
„Ich kenne Ihren ja noch nicht mal —“
„Milton Perry. Ich komme geradewegs aus New York."
„Ah, Mr. Perry aus New York. Und womit haben wir uns die Ehre Ihres Besuches verdient?"
„Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen."
„Mir?" fragte der Erste gedehnt. „Ich bin Besatzungsmitglied, Mister. Geschäfte mache ich nicht."
„Vielleicht sollten Sie sich erst mal anhören, was ich vorzuschlagen habe."
„Hm", machte der Riese, „warum nicht? Ich heiße übrigens Lester Cabott."
„Sie sind ein Landsmann von mir?"
„Sie haben doch nichts dagegen? Folgen Sie
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