Das Höllenventil Kommissar Morry
Autoersatzteile geladen. Ich nehme an, daß er einen südamerikanischen Hafen anlaufen wird."
„Wo hat er die Ladung an Bord genommen?“
„Hier, in New York."
„Sie haben Helen hier im Hafen übergeben?" fragte Milton erstaunt.
„Das wäre zu gefährlich gewesen; sie ist außerhalb der Hoheitsgewässer an Bord gegangen. So machen wir es immer."
„Wo ist der Pott beladen worden?“
„An Pier 26, glaube ich."
„Okay. Das werde ich bald herausfinden."
„Sind Sie jetzt zufrieden? Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß."
„Noch nicht alles", meinte Milton. „Ich kenne weder Ihren Boß noch Ihre Mitarbeiter. Aber diese Leute interessieren mich im Moment auch gar nicht. Mir geht es nur um Helen, um sonst nichts."
„Wenn ich geahnt hätte, welche Scherereien sich mit diesem Geschäft verbinden, hätte ich von Anfang an die Finger davon gelassen."
„Steigen Sie aus und beherzigen Sie diese Erkenntnis für die Zukunft", riet Milton. Er ging zur Tür.
„Moment mal", rief Britten. „Sie wollen schon abhauen?"
Milton blieb stehen und blickte über die Schulter zurück. „Gefällt Ihnen meine Gegenwart so gut, daß Sie mich zum Bleiben auffordern möchten?"
„Ich sehe Sie lieber gehen als kommen! Trotzdem möchte ich gern wissen, was mit Ihnen nicht in Ordnung ist", erklärte Britten.
„Nicht in Ordnung?"
„Ja", nickte Britten. „Irgend etwas stinkt doch ganz gewaltig. Sie müssen einen guten Grund haben, daß Sie sich nicht an die Polizei wenden."
„Wäre Ihnen das denn lieber?"
„Lieber Himmel, nein. Aber daß Sie mich nicht gerade lieben, hat ja wohl der Verlauf unseres bemerkenswerten Zusammentreffens deutlich gemacht. Sie schonen mich nicht aus Menschenfreundlichkeit. Sie hassen mich wie die Pest! Wenn Sie trotz dieses Umstandes darauf verzichten, die Polizei einzuschalten, so kann man daraus nur einen Schluß ziehen. Sie haben selber eine Menge Dreck am Stecken, mein Lieber!"
Milton wollte aufbrausen. Dann dachte er an das mit Donaldson getroffene Übereinkommen, mit dem er sich zum Erpresser erniedrigt hatte. Dieser Gedanke nahm ihm den Wind aus den Segeln. „Schon möglich", sagte er und verließ das Zimmer und die Wohnung. Ein Taxi brachte ihn zum Hafen. Er mußte lange herumfragen, bis er den Stauermeister fand, der die ,Corona B.‘ beladen hatte.
„Welchen Hafen der Pott anlaufen wird?" lachte der Stauer, ein kräftiger Mann in blauer Arbeitskleidung. „Wenn der alte Kasten nicht auf hoher See auseinanderbricht, wird er in einer Woche in Montevideo sein."
„Zu welcher Reederei gehört das Schiff?"
„Zur Southern Navy Line."
„Hat die Reederei ein Büro in New York?"
„Ich glaube, der Repräsentant sitzt bei einer Schiffsmaklerfirma in der 19th Straße. Warten Sie mal, wie heißt das Office doch gleich, jetzt hab' ich's! Tramp Line. Das ist die Adresse, an die Sie sich wenden müssen."
Eine Stunde später wußte Milton, daß die Corona B den Hafen von Montevideo in
vier Tagen anlaufen würde. Voraussichtlich am frühen Morgen des 17. Juli. Er wandte sich an ein Reisebüro und buchte einen Flug nach Montevideo. Er wählte eine Maschine, die am Nachmittag des 16. Juli in Montevideo landen würde.
8
Am nächsten Nachmittag fand er sich zur vereinbarten Zeit bei Donaldson ein.
„Ich habe Sie bereits erwartet", sagte Donaldson und führte den Besucher ins Wohnzimmer.
„Haben Sie das Geld?" fragte Milton.
Donaldson führte eine Hand zum Mund und räusperte sich. „Die ganze Summe konnte ich leider noch nicht auftreiben."
„Was soll das heißen?"
„Sie scheinen sich keine Vorstellung davon zu machen, wie schwierig es ist, Geld flüssig zu machen."
„Sie brechen mir das Herz! Was haben Sie hier?"
„Siebzigtausend."
„Das sollte für den Anfang reichen. Wann bekomme ich den Rest?"
„Sie müssen mir eine Woche Zeit geben."
„All right. Wo ist das Geld?"
„Da! In der Reisetasche", meinte Donaldson, der einen hellen, eleganten Sommeranzug mit rubinroter Krawatte trug. Die Tasche stand auf der Couch. Milton ging hin und öffnete den Reißverschluß. Als sein Blick auf die gebündelten Banknoten fiel, beschleunigte sich sein Herzschlag. Siebzigtausend Dollar! Jetzt war er ein reicher Mann! Jetzt begann ein neues Leben! Er würde nach Montevideo fliegen und Helen befreien. Er würde es schaffen! Davon war er überzeugt. Und Helen würde danach ebensowenig einen Grund haben, ihn abzulehnen, wie ihre Eltern!
„Wollen Sie nachzählen?" fragte
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