Das Höllenventil Kommissar Morry
reden!"
„So kann man's auch betrachten", stimmte der Inspektor zu.
„Der Überfall passierte gegen halb Zwölf“, sagte Leutnant Smith. „Etwa eine halbe Stunde später geschah der Mord unweit der Brooklyn Bridge."
Barker hob den Kopf. „Kann der Täter in diesem. Zeitraum von Mr. Miltons Standort bis zur Brücke gelangt sein?"
„Nicht zu Fuß", sagte Leutnant Smith.
„Wo ist das Messer?" fragte Barker.
„Im Labor. Wir untersuchen, ob es die Waffe ist, mit der die anderen Opfer getötet wurden."
„Eins verstehe ich nicht", sagte Barker. „Woher hat der Mörder so schnell ein zweites Messer bekommen?"
„Das müssen wir noch klären", sagte Smith.
„Sie werden uns morgen zur Verfügung stehen müssen", meinte Barker und blickte Milton an. „Vielleicht finden Sie den Täter in unserer Verbrecherkartei —"
„Ich habe das Gefühl, daß er nicht vorbestraft ist", meinte Milton zögernd. „Er ist kein gewöhnlicher kleiner Tagedieb oder Gangster. Er ist ein Mann, der eine höhere gesellschaftliche Stellung innehat. Der nur von Zeit zu Zeit sein Höllenventil öffnet."
„Sein was?" fragte der Inspektor.
„Sein Höllenventil", meinte Milton und gab den Inhalt der mit dem Mörder geführten Unterhaltung wieder, die sich auf diesen Begriff bezog.
„Wenn wir ihn der Kartei nicht finden, versuchen wir nach Mr. Perrys Angaben eine Zeichnung herzustellen. Die werden wir in allen Zeitungen veröffentlichen", sagte der Inspektor. „Außerdem wird in der Presse das Bild des Messers erscheinen. Was ist es übrigens für eine Waffe?"
„Ein älteres Klappmesser. Ein englisches Fabrikat!" sagte Leutnant Smith. „Die Dinger sind, soviel ich weiß, nicht nach Amerika geliefert worden. Es ist also anzunehmen, daß der Täter das Messer selbst eingeführt hat. Entweder nach dem Krieg als Soldat, oder später als Tourist."
„Kann ich jetzt gehen?" fragte Milton.
„Ja", nickte Barker. „Ich habe vorerst keine weiteren Fragen mehr. Bis morgen dann. Können Sie um neun Uhr erscheinen?"
Milton bejahte und ging hinaus.
„Was halten Sie von dem Burschen?" fragte Barker.
„Ich glaube, er sagt die Wahrheit."
„Nicht die ganze Wahrheit", meinte Barker. „Er verschweigt uns etwas. Oder er hat etwas hinzugemacht!"
„Vielleicht das letztere", meinte Smith schulterzuckend. „Klingt ein bißchen unwahrscheinlich, daß er den Kinomörder so lange fest im Griff gehabt haben will. Aber dann ist er ihm entwischt."
„Sie lassen ihn überprüfen?"
„Er ist nicht vorbestraft. Bis auf ein kleines Verkehrsdelikt."
„Kellner!" schnarrte Barker verächtlich. „Ich traue keinem dieser Burschen über den Weg."
„Ist das nicht voreingenommen?" fragte Leutnant Smith.
„Voreingenommenheit zahlt sich manchmal aus", erwiderte der Inspektor.
„Sie müssen's ja wissen", spottete Leutnant Smith.
Barker ignorierte dies und fragte: „Wen hat es diesmal erwischt?"
„Einen Hafenarbeiter. Heißt Owen Whistler. Sechsunddreißig Jahre alt, unverheiratet."
„Er war auf dem Heimweg?"
„Ja, genau wie die anderen Opfer."
Barker rieb sich das Kinn. „Wir werden den Mörder erwischen. Er hat heute seinen ersten Fehler gemacht."
„Ich wünschte, Sie hätten recht“, meinte der Leutnant. „Genau wie Perry bin ich der Ansicht, daß der Täter nicht vorbestraft ist. Er ist ein Mann, der nur gelegentlich seinem Mordtrieb die Zügel schießen läßt. Vielleicht wird er jetzt wieder ein Jahr Ruhe halten."
„Vielleicht", gab Barker zu. „Vielleicht auch nicht. Wir müssen ihn fassen!"
„Ja, natürlich", sagte Smith. „Immerhin kennen wir jetzt seine Mentalität. Wir wissen, in welcher sozialen Schicht wir ihn suchen müssen. Wie mag er nur auf den Namen Laverne gekommen sein?"
„Der ist ihm gerade so eingefallen."
„Einem Mann fällt nicht so leicht der Name eines Speiseöls ein", meinte Smith. „Bei einer Frau wäre das etwas anderes."
„Was wollen Sie damit sagen?"
„Ich frage mich, ob dieser Laverne nicht ein Freund des Mörders sein kann."
„Eine ziemlich gewagte Spekulation, die Sie nicht weiter bringen wird."
„Wieso nicht? Wir brauchen Laverne nur zu überwachen und insgeheim Bilder seiner Freunde herzustellen. Milton kann uns dann helfen, sie zu identifizieren."
„Das wäre ein Weg von vielen", gab Barker zu. „Wer hat den Toten übrigens gefunden?"
„Ein Streifenpolizist. Der Arzt hat festgestellt, daß die Tat etwa zwanzig Minuten vor dem Auffinden der Leiche geschehen sein
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