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Das Höllenventil Kommissar Morry

Das Höllenventil Kommissar Morry

Titel: Das Höllenventil Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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gleichzeitig ein angesehener Mann. Vergessen Sie endlich, daß ich diese Menschen getötet habe und auch Sie umbringen wollte! Sie haben mich von dieser Krankheit geheilt. Ich habe begriffen, daß ich nicht unfehlbar bin. Ich bin reich, mein Freund! Sehr reich. Wenn Sie mich freilassen, kann Ich Ihnen ein Vermögen schenken!"
    Milton lachte höhnisch. „Wenn Sie glauben, daß ich auf derlei dumme Tricks hereinfalle, täuschen Sie sich!"
    „Fassen Sie in meine Brieftasche", bat der Mörder. „Sie werden sehen, daß ich Sie nicht betrüge. Was bekommen Sie denn für meine Verhaftung? Höchstenfalls Fünftausend!"
    „Das reicht mir", sagte Milton.
    „Ich biete Ihnen das Zwanzigfache!"
    „Wie bitte?"
    „Von mir bekommen Sie Hunderttausend!"
    Milton schwitzte. Hunderttausend! Das würde sorglose Tage für den Rest seines Lebens bedeuten! Sorglose Tage? Unsinn! Er würde befürchten müssen, daß der Mörder ihn tötete, weil er keinen Zeugen haben wollte, keinen Menschen, der ihn vielleicht sogar erpressen würde. Vielleicht war das Ganze nur ein Bluff, der verzweifelte Versuch eines Menschen, der sich plötzlich in der Gefahr sieht, auf dem elektrischen Stuhl zu enden. Was lag näher, als einen armen Teufel mit dem verlockenden Angebot einer riesigen Summe zu bluffen?
    „Mich machen Sie nicht weich!" erklärte Milton hart.
    „Ich besitze zwei Millionen", erklärte der Mörder. „Wenn es sein muß, gebe ich Ihnen davon die Hälfte."
    Eine Million Dollar! Miltons Gedanken überschlugen sich. Haß, Mißtrauen und Furcht auf der einen Seite, und Verlangen, Gier und Versuchung auf der anderen kämpften miteinander.
    „Eine Million Dollar", sagte der Mörder. „Das bietet Ihnen das Schicksal nicht zum zweiten Male. Es ist Ihre große Chance, über Nacht reich zu werden!"
    „Ich hatte heute Nacht auch die Chance, zum toten Mann zu werden", erklärte Milton, „und wenn ich Ihr Angebot akzeptiere, würde sich diese Chance wiederholen! Denn Sie können es sich nicht leisten, einen Zeugen zu haben, der Sie jederzeit dem Henker ausliefern kann."
    „Es ist kein angenehmer Gedanke", meinte der Mörder, „aber er ist zweifelsohne erträglicher, als der Weg in die Todeszelle."
    „Das stimmt", sagte Milton zögernd.
    „Sie hätten von mir nichts zu befürchten", meinte der Mörder. „Wir wären quitt und hätten uns gegenseitig in der Hand!"
    „Noch sind wir nicht quitt. Was ist mit Ihren anderen Opfern?"
    „Die sind tot, denen kann keiner mehr helfen", sagte der Mörder leise. „Wollen Sie sich zum Rächer dieser Toten machen? Bitte, mein Lieber! Aber Sie würden es für einen Preis von einer Million Dollar tun!"
    Eine Million Dollar!
    „Es hat keinen Zweck", sagte Milton. „Mit Mördern macht man keine Geschäfte!"
    „Es gibt eine Menge Leute, die mir trauen, und das mit vollem Recht", sagte der Fremde. „Oder bilden Sie sich ein, daß ein Mörder nur negative Charakterzüge hat? Ich bin ein Mann, dessen Name etwas gilt und dessen Wort Gewicht hat!"
    Milton glaubte dem Sprecher. Ja, dieser Bursche war gewiß kein Irgendwer, dieser Mann wohnte mit Sicherheit nicht in diesem Armeleuteviertel, und er hatte das Vorstadtkino ohne Zweifel nur deshalb aufgesucht, weil er ein neues Opfer brauchte.
    „Wie heißen Sie?" fragte Milton.
    „Jack Laverne."
    „Der Öl-Laverne?" fragte Milton. Er wußte, daß Laverne der Markenbegriff für eines der bekanntesten Speise- und Salatöle war.
    „Genau der."
    „Gehen Sie!" sagte Milton und drückte den Mörder nach vorn, aus dem schattigen Eingang hinaus auf die Straße. Es regnete noch immer stark.
    „Was ist? Wohin bringen Sie mich?"
    „Zuerst möchte ich mal Ihr Gesicht sehen!"
    Der Mörder blickte geradeaus.
    „Wenden Sie den Kopf!" befahl Milton.
    Der Mann rührte sich nicht. Milton grinste. Er drehte das Handgelenk des Mannes, so daß sich der Mörder zu krümmen begann.
    „Hören Sie auf!" keuchte der Fremde, der angeblich Laverne war, „Sie brechen mir den Arm!"
    Milton lockerte den Griff, so daß sich sein Gegner wieder aufrichten konnte. „Los, sehen Sie mich an!"
    Laverne drehte den Kopf zur Seite, so daß das Licht der Laterne voll auf sein Gesicht fiel. Miltons schon gewonnener Eindruck von einer hohen Stirn und einem festen Kinn verdichtete sich. Lavernes Züge waren die eines erfolgreichen Mannes, gut geschnitten, markant, etwas kühl, aber keineswegs grausam. Die Lippen waren schmal, die Backenknochen traten deutlich hervor, und die dunklen Augen lagen

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