Das höllische Ich
herumführte. Nicht weit weg befand sich der Zoo, aber hier herrschte weniger Betrieb. Wer das Haus anfahren wollte, konnte einen der drei Wege benutzen, der in diese Insel hineinschnitt.
Alle drei führten zu einem Parkplatz, auf dem die Mieter ihre Fahrzeuge abgestellt hatten.
Sie fand neben einem dichten Busch einen Platz für ihren BMW und eilte auf die Haustür zu, die sich den Maßen des Hauses angepasst hatte und recht breit war. Sie bestand auch aus zwei Hälften. Bei der rechten war das Holz durch mehrere Scheiben unterbrochen.
Man hatte sie bereits gesehen, und man schenkte ihr wohl Vertrauen, denn sie hörte das leise Summen und konnte danach die Tür nach innen drücken.
Die Halle war rund und groß, und drei Aufzugschächte befanden sich in der Mitte. Der Bau gehörte zu den neuen Wohngebäuden, die man in London errichtet hatte. Wer hier einzog, der brauchte Geld, um sich das leisten zu können.
Der Portier war aus seinem gläsernen Verschlag getreten. Er trug eine schwarze Jacke und eine rote Hose. Seine Haut war so dunkel, dass sie schon fast schwarz wirkte.
Sehr höflich fragte er: »Womit kann ich ihnen behilflich sein?«
»Es geht um die Familie Ganzaro, die hier wohnt.«
»Das stimmt.«
»Gut, dann werde ich...«, setzte die Staatsanwältin an.
»Pardon, Madam, wenn ich Sie unterbreche. Wir haben hier unsere Vorschriften. Wen darf ich melden?«
Auf keinen Fall wollte Purdy es so förmlich anfangen. »Wenn Sie anrufen, wird niemand abheben. Aber ich möchte mich trotzdem in der Wohnung umschauen.«
Selten hatte Purdy einen so erstaunten Menschen gesehen. Der Mann bekam seinen Mund kaum noch zu. Er schüttelte den Kopf, ihm fehlten die Worte.
»Halten Sie es für unmöglich?«, erkundigte sie sich.
»Ja, das ist...«
»Bitte, lesen Sie.« Purdy’s Ausweis sorgte dafür, dass das Staunen aus dem Gesicht des Mannes verschwand.
»Ist etwas passiert?«, fragte der Portier, als er Purdy den Ausweis zurückreichte. Seine Stimme war jetzt leiser geworden.
»Ich weiß es noch nicht. Es besteht der Verdacht, und ich möchte das prüfen. Deshalb bitte ich Sie, mich zu begleiten. Sie besitzen doch einen Zweitschlüssel?«
»Für Notfälle.«
Purdy lächelte den Schwarzen an. »Das ist so ein Notfall, denke ich.«
»Ja, verstehe.« Er drehte sich um. »Können Sie noch einen Augenblick warten?«
»Sicher.«
Er verschwand wieder hinter Glas, suchte dort etwas, fand es auch und kehrte mit einer Codekarte zurück. »Sie passt zu allen Wohnungen. Ich hüte sie wie meinen eigenen Augapfel.«
»Das würde ich Ihnen auch raten. Wie heißen Sie eigentlich.«
»Ernesto.«
»Okay, Ernesto, dann fahren wir.«
Sie nahmen den mittleren der drei Aufzüge. Bis zur siebten Etage mussten sie hoch, und Purdy wollte wissen, wie hoch das Haus denn gebaut worden war.
»Wir haben zehn Etagen und entsprechend viele Wohnungen.«
»Die alle vermietet sind?«
Ernesto lachte und ließ sein Gebiss leuchten. »Wo denken Sie hin. Nicht mal die Hälfte.«
»Zu teuer, nicht?«
»Ja. Und auch ein wenig von der City entfernt, wenn wir ehrlich sind. Das ist nicht mein Problem, denn ich habe hier wirklich einen guten Job gefunden.«
»Das glaube ich ihnen gern.«
Der Lift hielt, und Purdy konnte endlich die mit gebürstetem Stahl verkleideten Innenwände der Kabine verlassen.
Ihr Blick fiel in eine Rotunde ohne Fenster. Ein Springbrunnen sprudelte, und sogar leise Musik war zu hören. Man konnte diese Umgebung durchaus mit einer edlen Hotel-Lobby vergleichen. Das Licht war so weit gedämpft, dass es nicht blendete.
Ernesto bemerkte den etwas skeptischen Blick der Staatsanwältin. »Die Wohnungen liegen außen, erklärte er. »Dort befinden sich dann auch die Fenster.«
»Die habe ich von außen gesehen. Das ganze Haus kommt mir vor wie eine Insel.«
Der dunkelhäutige Portier lächelte breit. »So sehen es die Bewohner auch. Allerdings fühlen sie sich auf dieser Insel sehr wohl, das muss auch hinzugefügt werden.«
Purdy nickte. »Das kann ich mir gut vorstellen.«
»Folgen Sie mir?«
»Sicher.«
Der Boden war mit kleinen beigen Steinen ausgelegt. Die Klima-Anlage sorgte für eine angenehme, wenn auch etwas künstliche Luft.
Ernesto ging vor. Er hielt sich sehr gerade. Bei jedem Schritt war ihm anzusehen, dass er stolz auf dieses Haus war und sich freute, hier arbeiten zu dürfen.
Wie in einem Hotel, so sahen auch die Türen gleich aus. Ein warmer Holzton, der eine nur leichte Lackierung zeigte, passte
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