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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Zahn ausgeschlagen worden. Decker durfte das Schultelefon benutzen und vereinbarte sofort einen Termin mit dem Zahnarzt, der ihn damals behandelt hatte.
    Eine Stunde später verließ Decker das Büro von Dr. David Bachman. Der Zahnarzt, ein älterer, blauäugiger Gnom von einem Mann, erinnerte sich gut an die Jungen, die er als höflich, wenngleich leicht verstört beschrieb. (»Ich bin kein Seelenklempner, aber ich habe in meinem Leben schon viel gesehen und bin kein schlechter Menschenkenner.«) Bachman hatte gemeint, es könne ein paar Tage dauern, bis er die Akten ausgegraben habe, dann aber werde er sofort eine Kopie an Annie Hennon weiterleiten, die er kannte. (»Ein bildhübsches Mädchen mit Klassebeinen.«)
    Als Decker in seinen Wagen stieg, meldete sich sein Piepser. Er rief über Funk zurück und hatte einen Augenblick später Marge in der Leitung.
    »Ich bin hier vor Cecil Podes Haus«, sagte sie. »Die Hütte ist heute morgen niedergebrannt worden.«
    »Ich bin sofort da.«
    »Du kannst natürlich kommen, wenn du willst, Pete, aber hier ist nichts mehr übrig, nur noch Asche. Mike und ich durchkämmen gerade die Trümmer.«
    »Brandstiftung?«
    »Ja. Jede Menge Brandbeschleuniger – in Benzin getränkte Lumpen und Zeitungen.«
    »Sind die Brandherde schon gefunden worden?«
    »Es gibt drei. Im Schlafzimmer, in der Küche, wo der Ofen explodiert ist, und im Wohnzimmer.«
    »Hat schon jemand mit Dustin Pode geredet?«
    »Ein Kollege aus Culver City. Anscheinend war er den ganzen Morgen im Büro. Der Mann vom Wachdienst sagt, daß er ungefähr um sechs Uhr angefangen hat, etwa zur gleichen Zeit, als hier das Feuer ausbrach.«
    »War das Haus versichert?«
    »Unversichert, Pete. Außerdem wollte Dustin es sowieso verkaufen, er hatte sogar schon einen Interessenten an der Hand. Der Kollege, der ihn vernommen hat, meinte, er wäre alles andere als erfreut gewesen. Sonst noch was?«
    »Ja. Hör dich mal um, ob in letzter Zeit irgendwelche bekannten Feuerteufel auffällig gut bei Kasse waren.«
    »Wird gemacht«, sagte sie. »Fährst du aufs Revier zurück?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete Decker. »Marge, wenn Mike mit Cecil Podes Haus fertig ist, soll er sich von Arnold Meisner Earl Podes Krankenakten besorgen. Er soll dem Doc ein bißchen Dampf machen. Schließlich ermitteln wir in einer Mordsache. Wir brauchen die Unterlagen eher heute als morgen.«
    »Meinst du, du findest noch etwas, außer weiteren Beweisen für Kindesmißhandlungen?«
    »Ich hätte gern gewußt, ob Earl Bettnässer war.«
    »Du gibst wohl nie auf, was?«
    »Ich bin ein heimlicher Theorienfetischist. Wir haben alle unsere kleinen Schwächen.«
    »Okay«, sagte sie. »Ich melde mich dann.«
    Er klemmte das Mikro in die Halterung, packte das Lenkrad mit beiden Händen und grübelte über sein Dilemma nach. Verdammt, es reichte immer noch nicht – er brauchte endlich einen Durchbruch! Wenn er Lindsey – und vielleicht auch Kiki – nicht verraten wollte, mußte er etwas riskieren.
     
    Die Chefetage von Arlington Steel lag im vierzehnten Stock eines Bürohauses, das wie ein Monolith aus Schweizer Käse aussah. Mit merkwürdigen Löchern und Balkonen verziert, ließ das Gebäude jede klare Linie vermissen. Decker fuhr mit dem Aufzug nach oben. Die Empfangsdame, eine untersetzte Frau mit beachtlicher Oberweite, war mit einem Donut und einer Tasse Kaffee beschäftigt. Sie hatte ein leicht dümmliches Gesicht. Decker baute sich vor ihrem Schreibtisch auf.
    »Entschuldigen Sie bitte, Madam«, sagte er.
    Die Frau sah hoch.
    »Ich hätte gern mit Mr. Arlington gesprochen.«
    Sie blätterte im Terminkalender.
    »Ich werde nicht erwartet, aber …«, er beugte sich dicht zu ihr hinunter, »… es handelt sich um eine höchst vertrauliche Angelegenheit. Er möchte mich sicher sehen.«
    »Ohne Termin kann ich Sie nicht zu Mr. Arlington vorlassen«, sagte sie.
    »Aber ich muß ihn sehen. Er wird sonst sehr enttäuscht sein.«
    Mittlerweile sah sie völlig entgeistert aus.
    »Hm, ich könnte mal kurz bei Ms. Scott nachfragen, Mr. Arlingtons Privatsekretärin …«
    »Sitzt sie hinter der Tür dort?«
    »Ja, dahinter liegen alle Büros. Aber Sie können nicht einfach …«
    »Schon gut.«
    »Einen Augenblick mal«, rief die Mollige und hechtete hinter Decker her.
    Nach einem kurzen Sprint stand er vor einer drei Meter hohen Flügeltür aus Rosenholz, an der zwei Namensschilder aus Messing prangten: Armand Arlington, Vorstandsvorsitzender, und

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