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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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genau darunter, in kleineren Lettern: Ms. Monique Scott, Privatsekretärin. Er riß einen Türflügel auf, wobei er um ein Haar noch die Empfangsdame erwischt hätte, und marschierte schnurstracks ins Vorzimmer durch. Eine Blondine, eine klassische Schönheit, erhob sich und funkelte die beiden Eindringlinge an.
    »Er hat sich nicht aufhalten lassen, Ms. Scott. Ich …«
    »Ich kümmere mich schon darum, Jeanine. Gehen Sie wieder an Ihren Platz.«
    Decker und Scott maßen sich mit Blicken. Der Stoff, aus dem die Träume sind, dachte Decker. Sie war Ende zwanzig, hatte weit auseinanderstehende graue Augen und volle, sinnliche Lippen. Decker lächelte. Sie nicht. Ihre Augen glitzerten kalt.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Ich hätte gern mit Mr. Arlington gesprochen«, antwortete er.
    »Er ist außer Haus.«
    »Dann warte ich solange in seinem Büro.«
    »Die Verbindungstür ist abgeschlossen, und ich habe nicht die Absicht, sie Ihnen aufzumachen.«
    Sie kam um ihren Schreibtisch geschlendert und stemmte die Arme in die Hüften.
    »Hören Sie, Sir, ich weiß nicht, was Sie sich einbilden, hier einfach so einzudringen, aber Mr. Arlington empfängt niemanden ohne Anmeldung. Wenn Sie nicht sofort gehen, verständige ich den Wachdienst.«
    Decker zeigte ihr seine Marke, und Ms. Scott seufzte.
    »Worum geht es denn, Officer?«
    »Das ist vertraulich, Madam.«
    Sie wählte eine Nummer und sprach mit sorgsam modulierter Stimme in den Hörer.
    »Mr. Arlington ist für die nächsten drei Stunden unabkömmlich«, sagte sie dann.
    »Ich kann warten.« Decker hielt eine Akte hoch. »Ich habe mir ein bißchen Arbeit mitgebracht.«
    Er setzte sich in einen brokatbezogenen Ohrensessel.
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie im Empfangszimmer warten könnten. Wir haben dort sehr bequeme Stühle. Jeanine kann Ihnen einen Kaffee bringen, wenn Sie möchten.«
    »Aber hier ist man viel ungestörter«, sagte Decker, ohne sich vom Fleck zu rühren.
    »Mit Ihnen in einem Raum kann ich mich unmöglich konzentrieren.«
    »Ich bin ganz leise.«
    Sie blitzte ihn an, setzte sich aber wieder hinter ihren Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ach, Sie rauchen«, sagte er. »Dann stört es Sie sicher nicht, wenn ich mir auch eine anstecke.«
    »Ich habe nur einen Aschenbecher. Draußen stehen genug herum.«
    »Ich teile doch gern mit Ihnen.« Decker grinste, ging zum Schreibtisch, riß ein Streichholz an und warf es in ihren Aschenbecher. Dann sah er ihr neugierig über die Schulter.
    »Officer, ich kann nicht arbeiten, wenn Sie mir im Nacken sitzen.«
    »Oh, tut mir leid.« Er ging ein paar Schritte zurück. »Es hat mich nur interessiert, was Sie so machen. Ich werde andauernd über meine Arbeit ausgefragt.«
    Sie schwieg. Fast wieder bei seinem Sessel angekommen, zog er sich die Jacke aus.
    »Ich bearbeite nämlich Sexualverbrechen.«
    Nun hob sie doch den Kopf und sah ihn an. Er zog seinen Revolver, klappte die Trommel heraus und schüttete sich die Patronen in die offene Hand.
    »Einmal hatte ich einen ganz unglaublichen Vergewaltigungsfall«, sagte er. Die Zigarette klebte ihm an der Unterlippe, Asche fiel herab.
    Ihr Blick blieb kurz an der Waffe hängen, aber dann richtete sie ihn rasch wieder auf den Schreibtisch. »Ich bin wirklich sehr beschäftigt …«
    Die erste Patrone glitt in die Kammer.
    »Diese beiden Gangster waren gerade aus dem Knast gekommen und hatten eine Nutte aufgegabelt …« Er visierte am Lauf entlang und zielte auf das Fenster.
    »Muß das sein?« fragte die Sekretärin nervös.
    »Was denn?«
    »Daß Sie mit diesem Ding herumfuchteln.«
    Er lachte, senkte den Revolver und schob zwei weitere Patronen in die Trommel. »Keine Bange. Ich bin ein erstklassiger Schütze. Ich treffe nur, was ich treffen will, und auf Sie habe ich es nun wirklich nicht abgesehen.«
    Diese Aussage tröstete sie wenig.
    »Wo war ich stehen geblieben?«
    Er zog an seiner Zigarette, lud die letzten Patronen nach und ließ die Trommel wieder einrasten. »Ach so, ja … diese beiden schweren Jungs hatten also eine Nutte aufgerissen und in ein Motelzimmer abgeschleppt – ganz hier in der Nähe übrigens, an der Ecke Fifth und Maine. Na ja, und dann haben sie es ihr abwechselnd besorgt, mit einem Kleiderbügel und einem Stück Seife …«
    »Officer, es interessiert mich wirklich nicht …«
    »Plötzlich verfällt einer von den beiden auf die geniale Idee, ein paar Kumpels zu ihrer kleinen Party einzuladen. Zehn Minuten später

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