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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Clique herumgezogen. Wir kannten alle ihre Bekannten, Detective. Lauter nette, junge Leute.«
    »Wie war sie in der Schule?«
    »Eine große Leuchte war sie nicht gerade, aber Schwierigkeiten hatte sie auch keine.« Sie seufzte. »Zuerst haben wir es noch mit Privatunterricht versucht, aber zum Schluß haben wir uns gegen das College entschieden … Lindsey bestach eben durch ihre Schönheit und Freundlichkeit. Sie haben ihr Bild doch selbst gesehen. Ein bezaubernderes Mädchen hat die Welt noch nicht gesehen.«
    Marge gab ihr recht.
    »Sie war Cheerleader. Hatte sie noch andere Interessen in der Schule?«
    »Sie war in der Tennismannschaft. Was hatte sie für eine Rückhand!« Bei der Erinnerung daran blühte Mrs. Bates geradezu auf.
    »Wie sah Lindseys normaler Tagesablauf während der Woche aus, Mrs. Bates?«
    »Ab zehn nach acht hatte sie Schule, montags, mittwochs und freitags war von Viertel nach drei bis halb fünf Tennistraining. Mittwochs und donnerstags abends ist sie Schlittschuh gelaufen. Einmal die Woche, dienstags, hatte sie Klavierunterricht. Sie war ein sehr aktiver Mensch. Sie ist ein richtiges Energiebündel, im Gegensatz zu Erin, die …«
    Sie brach ab. Spannungen zwischen Erin und Mom, notierte Marge sich auf ihrem Block. Sie fragte: »Ist Lindsey an den Wochenenden ausgegangen?«
    »Ja, aber sie mußte um zehn zu Hause sein.«
    Marge lächelte und gab sich Mühe, nicht überheblich auszusehen.
    »Mrs. Bates, wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrer Tochter beschreiben?«
    »Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis«, antwortete sie. »Meine Tochter wäre niemals von zu Hause weggelaufen.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Marge rasch. Sie bemerkte, daß Mrs. Bates sich die Fingernägel in die Hände grub.
    »Wissen Sie vielleicht, ob Lindsey ein Tagebuch geführt hat?« fragte Marge.
    Ein Nagel brach durch die Haut. Es blutete.
    »Sie hat eins geführt, ja?« insistierte Marge.
    »Ich weiß, daß sie ein Tagebuch hatte«, gab Mrs. Bates zu. »Aber ich habe es nicht finden können. Alles andere ist an seinem Platz. Ihre Sachen, ihr Geld, ihre Platten, ihr Schmuck – und es ist kaum billiger Modeschmuck dabei – ihre Andenken, ihre Auszeichnungen. Aber … aber das Tagebuch habe ich nicht gefunden.«
    Weil sie von zu Hause weggelaufen ist und es mitgenommen hat, dachte Marge. Darum hast du es nicht gefunden.
    Sie stellte Mrs. Bates noch ein paar allgemeinere Fragen über Lindsey. Aus den Antworten schälte sich die äußere Hülle des Mädchens heraus: ein reizendes, stets folgsames Kind. Marge beschloß, die Befragung allmählich zum Abschluß zu bringen, da ohnehin nichts Erhellendes mehr zu erwarten war.
    »Haben Sie selbst Nachforschungen angestellt, als die Polizei Lindsey nicht finden konnte, Mrs. Bates?« fragte sie. »Oder haben Sie und Ihr Mann jemand anderen damit beauftragt?«
    Die Frau senkte den Kopf.
    »An wen haben Sie sich gewandt, Mrs. Bates?«
    »An eine angesehene Detektei. Die Agentur Marris.«
    Marge gab zu, daß die Firma einen guten Ruf hatte.
    »Und teuer war es auch«, murmelte Mrs. Bates. »Wir haben Tausende von Dollar bezahlt, aber es ist nichts dabei herausgekommen.«
    »Welcher Detektiv hat den Fall bearbeitet?«
    »Ein gewisser Lee Krasdin. Ein älterer, dicker Mann mit einem puterroten Gesicht. Er hat keinen Finger gerührt! Ich glaube, er hat sein Büro nicht ein einziges Mal verlassen.«
    »Ich möchte mich gern mit ihm unterhalten. Würden Sie mir einen Gefallen tun? Ermächtigen Sie ihn, mir die Akte Ihrer Tochter auszuhändigen. Ansonsten müßte ich erst einen Gerichtsbeschluß erwirken …«
    »Aber gewiß«, sagte sie. »Ich rufe ihn gleich an.«
    »Wenn Sie wollen, erledige ich das für Sie, und Sie stellen mir inzwischen die Vollmacht aus.«
    »Gut.«
    »Außerdem brauchte ich noch die Liste mit den Namen von Lindseys Freunden.«
    »Natürlich.«
    Marge rief bei der Agentur Marris an und gab Bescheid, daß in einer Stunde jemand vorbeikäme, um die Akte abzuholen. Während sie noch rasch ihre Notizen vervollständigte, kam Mrs. Bates schon mit den beiden Schriftstücken wieder zurück.
    »Bitte schön«, sagte sie und blieb vor Marge stehen. Sie roch ein bißchen abgestanden, als wären ihre Sachen schon zu lange nicht mehr gewaschen worden.
    »Hier haben Sie die Liste und die Vollmacht. Habe ich auch nichts Wichtiges vergessen?«
    »Es ist alles da«, sagte Marge. »Ich danke Ihnen, daß Sie sich die Zeit genommen haben, mit mir zu sprechen,

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