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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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irgend etwas ab. Ein Schatten, ein Umriß, ein dunkler Fleck auf der Eisfläche, der nichts mehr mit dem zu tun hatte, was eigentlich als Gesicht bezeichnet werden konnte. Ihr selbst kam es geisterhaft vor, als wäre sie selbst aus dem Reich der Toten zurückgekehrt.
    Werde nicht verrückt! hämmerte sie sich ein. Dreh um Himmels willen nicht durch! Laß dich nicht fertigmachen! Du mußt hier die Nerven behalten. Du kannst alles andere machen, aber nur nicht durchdrehen und so tun…
    Sie würgte.
    Angst flutete in ihr hoch.
    Der Tote hatte seine Spuren hinterlassen. Das Bad war vereist, doch sie spürte äußerlich keine Kälte, nur in ihrem Innern.
    Dort kroch etwas hoch, preßte einiges in ihr zusammen. Die Furcht legte sich auch auf ihre Lungen und raubte ihr den Atem. Sie hatte jetzt Schwierigkeiten, tief einzuatmen, und im Kopf hämmerten plötzlich die Stiche.
    Er hatte sie besucht.
    Er hatte seine Zeichen gesetzt, und sie fragte sich, ob das alles gewesen war oder nur erst der Anfang eines grausamen Spiels.
    Lange konnte sich die Frau in ihrem Bad nicht mehr aufhalten. Sie brachte das Eis mit dem Begriff Totenkälte in Verbindung. Ja, eine andere Erklärung konnte sie nicht finden.
    Die unnatürliche Kälte des Todes…
    Sie schluckte die Angst herunter. Auf halber Strecke aber blieb sie. Und was sollte sie sagen, wenn ihre Freundin nach einer Erklärung verlangte.
    Konnte sie ihr die Wahrheit sagen? Konnte Madge Winter so etwas überhaupt vertragen?
    Ein normaler Mensch würde durchdrehen, den Verstand verlieren. Es war ja verständlich, da hätte sie keinem Menschen einen Vorwurf machen können.
    Langsam ging sie zurück. Dabei drehten sich ihre Gedanken. Verzweifelt suchte sie nach einem Ausweg, und es fiel ihr eigentlich nur einer ein.
    Sie mußte die Wohnung verlassen. Etwas anderes kam nicht in Frage.
    So schnell wie möglich verschwinden, Madge alles später erklären, wenn sie sich irgendwo in Sicherheit gebracht hatten.
    Mit dem Fuß stieß sie die Tür zum Bad an. Sie schwang langsam wieder zu.
    Das war erledigt.
    Für einen Moment schloß sie die Augen. Ein Kindergebet huschte durch ihren Kopf.
    Lieber Gott, laß alles nicht wahr sein. Bitte, lieber Gott, sag, daß es ein Irrtum ist.
    Sie hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Kälte- und Fieberschauer durchschossen sie zugleich. Dieses ewige Wechselspiel machte sie fertig. Die Kopfschmerzen nahmen zu, denn es war nicht einfach für sie, eine Begegnung mit dem Totenreich zu verkraften. Daran würde fast jeder Mensch zerbrechen.
    Sie dachte daran, Madges Mantel von der Garderobe zu nehmen und ihn der Freundin zu geben. Sie würde sie hetzen, sie würde…
    Der Schrei!
    Grell, ängstlich und sich so anhörend, als hätte ein Tier reagiert. Yvette stand in der Diele und schrak zusammen. Plötzlich dachte sie daran, selbst zu vereisen. Jemand schien ihr seine Faust in den Nacken geschlagen zu haben.
    Sie wollte den Schrei am liebsten nicht wahrhaben, aber es gab keine Täuschung.
    Abermals gellte er auf.
    Aus dem Wohnraum war er gedrungen.
    Er hatte Yvette auch aus ihrer Erstarrung gerissen. Sie flog auf dem Absatz herum, eilte in den entsprechenden Raum und sah ihre Freundin, die nicht mehr saß und sich erhoben hatte.
    Sie stand in der Mitte des Zimmers, hatte die Arme ausgebreitet und schwang sie auf und nieder.
    Dabei bewegte sie sich einen Schritt vor und einen wieder zurück, so daß sie im Prinzip nicht von der Stelle kam. Sie wirkte wie ein Engel, der über den Boden schwebte. Ihr Gesicht war schon ätherisch bleich, die Haut wirkte durchscheinend, der Mund stand offen, im Gesicht klaffte ein Loch. Sie drehte sich einige Male herum, um in bestimmte Richtungen zu schauen, als suche sie dort etwas.
    »Was hast du?« fragte Yvette.
    Madge rührte sich nicht.
    »Was ist?« schrie Yvette. »Warum hast du geschrien, verdammt noch mal? Gib Antwort!«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Yvette lief Madge entgegen. Sie packte sie an beiden Schultern und schüttelte sie durch. »Ich will wissen, was hier los war, zum Teufel? Warum hast du geschrien?«
    Madge Winter senkte den Kopf.
    Yvette sah die Augen der Freundin. Sie waren ungewöhnlich verdreht.
    Der Blick konnte nicht mehr als solcher angesehen werden. Über den Pupillen schien eine Kruste aus Eis zu liegen. Die Lippen zitterten, die Haut hatte zudem einen bläulichen Schein bekommen. Ihre Augenlider flatterten, und sie holte tief Luft.
    »Rede doch!«
    Madge schaute an ihr vorbei. »Er… er… war da!«

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