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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in das Glas fließen ließ. Erst jetzt wurde ihr richtig bewußt, was es bedeutete, einen Toten in ihrer Nähe zu wissen. Nein, keinen Toten, sondern den Geist eines Verstorbenen, der sich unsichtbar in ihrer Nähe bewegte und doch alles unter seiner Kontrolle hatte.
    Auf dem Weg in den Wohnraum stellte sie fest, daß Madge die Badezimmertür nicht geschlossen hatte. Allerdings war Yvettes Blickwinkel so schlecht, daß sie nicht in den kleinen Raum hineinschauen konnte. Sie spürte die Kälte auch nicht, es war alles normal, und sie fragte sich bereits, ob sich Madge das nur eingebildet hatte.
    Nein, bestimmt nicht.
    Sie war einfach nicht der Typ, der so etwas tat. Madge stand mit beiden Beinen auf dem Boden, so leicht drehte sie nicht durch. Jetzt aber saß sie im Sessel und sah aus wie jemand, der mit dem Leben abgeschlossen hatte.
    Blutleer wirkte ihr Gesicht. Da die ersten abendlichen Schatten in das Zimmer hineinkrochen, hatte das Gesicht sogar einen gespenstischen Ausdruck angenommen.
    Sie schaute kaum auf, als Yvette vor ihr stehenblieb und ihr das Glas reichte.
    »Bitte, Madge.«
    »Eis«, flüsterte sie, »dumpfes Eis. Das… das kann ich mir nicht erklären, Yvi. Wie hast du das gemacht?«
    »Trink einen Schluck.«
    Endlich nahm Madge das Glas entgegen und umfaßte es mit beiden Händen. Sie schluckte das kühle Wasser, trank das Glas aber nicht leer.
    Sie wollte nicht mehr.
    Yvette stellte es zur Seite. »Ich lasse dich jetzt allein, Madge, denn ich möchte nachschauen, was du da gesehen hast. Wenn etwas sein sollte, ruf mich bitte.«
    »Ja, geh nur. Aber laß mich hier.«
    »Natürlich.«
    Yvette ging rückwärts, sie wollte ihre Freundin nicht aus den Augen lassen. Sonst war Madge immer die starke Person gewesen, heute war es umgekehrt. Erst an der Tür drehte sie sich um und tauchte in den schmalen Flur.
    Nervös war sie schon. Ihr Herz schlug nicht mehr, es trommelte schon in der Brust, und hinter ihren Augen verstärkte sich der Druck von Sekunde zu Sekunde.
    Yvettes Gedanken drehten sich ständig um ihren verstorbenen Verlobten. Sie konnte einfach nicht nachvollziehen, daß gerade er aus dem Reich der Toten zurückgekehrt war, um mit ihr in Kontakt zu treten.
    Wer tot ist, der ist tot.
    Am liebsten wäre sie mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen, um sich dies immer wieder einzuhämmern. Aber die nicht erklärbaren Tatsachen sprachen dagegen.
    Sehr langsam ging sie auf das Bad zu. Madge verhielt sich zum Glück ruhig. Sie durfte nicht die Nerven verlieren, sonst hätte Yvette nicht gewußt, was sie noch tun sollte.
    Wie konnte ein Bad vereisen? Wie mußte man sich so etwas vorstellen?
    Hingen gewaltige Zapfen von der Decke? War der Fußboden zu einer Schlinderbahn geworden?
    Sie sah die Tür.
    Der Spalt ließ einen ersten Blick in das Bad zu. Noch konnte sie nichts erkennen, selbst einen Kälteschock spürte sie nicht. Sollte sich die Freundin geirrt haben?
    Das wäre natürlich toll gewesen. Mit dem Gedanken daran und etwas mehr Hoffnung im Herzen öffnete Yvette die Tür. Sie trat über die Schwelle und konzentrierte erst dann ihren Blick auf das Bad, als sie den quadratischen Raum betreten hatte.
    Eis!
    Eis, wohin sie schaute!
    An der Decke hatte es sich gebildet als eine wellige, graugrün schimmernde Schicht. Es klebte auf den Spiegeln, es lag in und auf der Wanne, es hatte die Dusche regelrecht überfallen.
    Auf dem Boden lag es und bildete dort eine glatte riesige Fläche. Es war einfach überall, selbst die schmale Fensterscheibe war in Mitleidenschaft gezogen worden. Dort klebten die einzelnen Eisstücke wie ein Blumenmuster.
    Sie hielt den Atem an.
    Das war so unnatürlich, so unerklärlich, daß sie nicht mehr in der Lage war, irgend etwas zu denken. Sie fror, obwohl es nicht kalt war. Das wiederum bereitete ihr ebenfalls Sorgen. Wieso klebte das Eis an den Wänden und verbreitete keine Kälte? Wie war das möglich? Sie hätte zittern und frieren müssen.
    Statt dessen stand sie da und spürte die Kälte in ihrem Innern und nicht auf der Körperfläche.
    Ihr Herz schlug noch immer schnell. Eine Gänsehaut rann über ihren Rücken. Sie bewegte ihre Füße, schlinderte über den Boden. Die Lippen zitterten, die Wangen waren rot angelaufen, der Druck im Kopf verstärkte sich, und als sie sich bewegte, tat sie es sehr vorsichtig. Behutsam drehte sie sich um, wobei ihr Blick zum erstenmal direkt gegen die veränderte Spiegelfläche fiel.
    War das noch ihr Gesicht?
    Auf der Fläche malte sich

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