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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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mußte mit einem Teppich zugedeckt werden. Das war eines der »Details«, um die Vater sich zu kümmern hatte.
    Die Ausstattung der Toiletten im dritten Stock war auch eine Überraschung für ihn. Meine Mutter hätte sich daran erinnern müssen: Jahre vor ihrer Zeit am Thompson Female Seminary waren die Toiletten und Waschbecken für das oberste Geschoß falsch bestellt worden. Anstatt Toiletten für High-School-Schülerinnen einzurichten, lieferten und installierten die Toiletten- und Waschbeckenleute Miniaturen - sie waren für einen Kindergarten im Norden des Staates gedacht. Da der Fehler billiger war als die ursprüngliche Bestellung, hatte es die Schulleitung dabei belassen. Und so hatten sich Generationen von High-School-Schülerinnen gebückt und sich die Knie aufgeschlagen, wenn sie zu pinkeln oder sich zu waschen versuchten - die winzigen, kindgerechten Toiletten brachen den Mädchen das Kreuz, wenn sie sich zu schnell hinsetzten, die kleinen Waschbecken erwischten sie auf Kniehöhe, und die Spiegel glotzten direkt auf ihre Brüste.
    »Jessas Gott«, sagte Vater. »Ein Elfenklo.« Er hatte gehofft, die alten Toiletteneinrichtungen einfach aufs ganze Hotel verteilen zu können; so gescheit war er, daß er den Gästen keine gemeinschaftlichen Klos und Waschräume zumuten wollte, aber er dachte, er könnte eine Menge Geld sparen, wenn er die bereits vorhandenen Toiletten und Waschbecken wiederverwendete. Es gab schließlich nicht viele Einrichtungsgegenstände, die eine High School und ein Hotel gemeinsam hatten.
    »Wir können immerhin die Spiegel behalten«, sagte Mutter. »Wir werden sie einfach ein wenig höher festmachen.«
    »Und wir können auch die Waschbecken und Toiletten gebrauchen«, beteuerte Vater hartnäckig.
    »Wer kann sie gebrauchen?« fragte Mutter.
    »Zwerge?« sagte Coach Bob.
    »Auf jeden Fall Lilly und Egg«, sagte Franny. »Zumindest die nächsten paar Jahre.«
    Dann waren da die festgeschraubten Stühle, die zu den Pulten paßten. Auch sie wollte Vater nicht einfach rauswerfen.
    »Das sind doch tadellose Stühle«, sagte Vater. »Und außerdem sind sie sehr bequem.«
    »Sie sind irgendwie putzig mit all den Namen, die da reingeschnitzt sind«, sagte Frank.
    »Putzig, Frank?« sagte Franny.
    »Aber man muß sie am Boden festschrauben«, sagte Mutter. »Die Leute werden sie gar nicht verrücken können.«
    »Warum sollte irgend jemand Hotelmöbel verrücken wollen?« fragte Vater. »Ich meine, schließlich richten wir doch die Zimmer von Anfang so ein, daß alles stimmt, oder? Ich will sowieso nicht, daß die Leute Stühle verrücken«, sagte er. »Und bei diesen Stühlen gibt's nichts zu verrücken.«
    »Nicht mal im Restaurant?« fragte Mutter.
    »Die Leute schieben gern den Stuhl zurück, wenn sie gut gegessen haben«, sagte Iowa-Bob.
    »Na und? Das geht dann eben nicht«, sagte Vater. »Bei uns dürfen sie stattdessen den Tisch von sich wegschieben.«
    »Warum schrauben wir die Tische nicht auch fest?« schlug Frank vor.
    »Das ist eine putzige Idee«, sagte Franny. Später einmal bemerkte sie, Franks Unsicherheit sei so rießengroß, daß er am liebsten alles im Leben am Boden festgeschraubt sähe.
    Natürlich dauerte das Unterteilen in einzelne Räume mit eigenen Badezimmern am längsten. Und das Gewirr der Leitungen war so kompliziert wie die Gleisanlagen auf einem riesigen Güterbahnhof; wenn im dritten Stock jemand die Spülung betätigte, hörte man das Wasser durch das ganze Hotel rauschen - auf der Suche nach einem Weg nach unten. Und in einigen Zimmern gab es immer noch Wandtafeln.
    »Solange sie schön sauber sind«, sagte Vater, »stören sie überhaupt nicht.«
    »Klar«, sagte Iowa-Bob. »Der Gast kann dann seinem Nachfolger eine Nachricht hinterlassen.«
    »Dinge wie ›Meiden Sie dieses Hotel!‹« sagte Franny.
    »Es wird schon gut so«, sagte Frank. »Ich will nur mein eigenes Zimmer.«
    »In einem Hotel, Frank«, ließ Franny ihn wissen, »bekommt jeder sein Zimmer.«
    Sogar Coach Bob sollte ein Zimmer bekommen; nach seiner Pensionierung wollte ihn die Dairy School nicht mehr in schuleigenen Räumen wohnen lassen. Coach Bob begann, sich ganz allmählich für die Idee zu erwärmen; er war bereit, einzuziehen, wenn alles soweit war. Was ihn interessierte, war die Zukunft der Sportgeräte und Spielfelder auf dem Schulhof: des rissigen Lehmbodens der Volleyballanlage, des Hockeyrasens und der Korbbretter und Korbringe für die Basketballer - die Netze waren längst

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