Das Hotel New Hampshire
rankamen. Sein Name war Samuel Jones jun. und alle nannten ihn Junior Jones. Junior Jones war so schwarz wie irgendeine der Nächte, in denen meines Vaters Einbildungskraft inspiriert wurde; später als Student spielte er für Penn State und danach als Profi in Cleveland, bis ihm einer das Knie kaputtmachte.
Ich war damals, 1956, vierzehn Jahre alt, und Junior Jones war die mächtigste Zusammenballung menschlichen Fleisches, die ich je gesehen hatte. Ich machte ihm Platz, doch Chipper Dove sagte: »He, Junior, kennst du den Kleinen nicht?«
»Nein, ich bin ihm nie begegnet.«
»Nun, das ist Franny Berrys Bruder«, sagte Chip Dove.
»Sehr erfreut«, sagte Junior Jones.
»Tag«, sagte ich.
»Der alte Coach Bob ist sein Großvater, Junior«, machte Dove weiter.
»Na fein«, sagte Junior Jones. Er füllte seinen Mund mit dem Schaum der winzigen Seife in seiner Hand, legte seinen Kopf in den Nacken und spülte den Mund im herabströmenden Wasser. Vielleicht, dachte ich, tut er das, anstatt sich die Zähne zu putzen.
»Wir haben uns gerade darüber unterhalten«, sagte Dove, »was uns an Franny am besten gefällt.«
»Ihr Lächeln«, sagte Metz.
»Du hast auch gesagt, ihre Titten«, sagte Chipper Dove. »Und ich sagte, sie hat den hübschesten Arsch an dieser Schule. Wir sind noch nicht dazu gekommen, den Kleinen hier zu fragen, was ihm an seiner Schwester gefällt, aber ich dachte mir, wir fragen erst mal dich, Junior.«
Junior Jones hatte seine Seife restlos aufgebraucht; sein gewaltiger Kopf war über und über mit weißem Schaum bedeckt; als er sich wieder unter die Dusche stellte, umspülte der Seifenschaum seine Knöchel. Ich blickte hinunter auf meine Füße und spürte die unmittelbare Nähe des Duos, das von Iowa-Bobs Rückraumspielern übriggeblieben war. Chester Pulaski, ein Junge mit einem verbrannten Gesicht, der zuviel Zeit unter der Höhensonne verbrachte - trotzdem strotzte sein Genick von Furunkeln, und seine Stirn war voll von ihnen. Er hatte in erster Linie gegnerische Angreifer im Rückraum abzublocken - aber nicht, weil er das wollte; er lief einfach nicht so gut mit dem Ball wie Lenny Metz. Chester Pulaski war für diese Zweikämpfe wie geschaffen, denn er neigte ohnehin eher dazu, in den Gegenspieler hineinzulaufen, als ihm auszuweichen. Der andere, der wie eine lästige Bremse um mich herumschwirrte, war ein Junge, der so schwarz war wie Junior Jones; doch mit der Hautfarbe waren ihre Gemeinsamkeiten auch schon erschöpft. Er postierte sich gern auf einem der Flügel, und wenn er aus dem Rückraum kam, dann nur, um Chipper Doves kurze und risikolose Pässe aufzufangen. Sein Name war Harold Swallow, und er war nicht größer als ich, aber Harold Swallow konnte fliegen. Er hieß nicht umsonst »Schwalbe«, denn genau so waren seine Bewegungen; hätte ihn je ein gegnerischer Block voll erwischt, wäre er möglicherweise entzweigebrochen, aber wenn er nicht gerade Pässe fing oder ins Seitenaus flog, hielt er sich im Rückraum versteckt, gewöhnlich hinter Chester Pulaski oder Junior Jones.
Sie alle standen um mich herum, und ich dachte, wenn jetzt eine Bombe in den Duschraum geworfen würde, wäre Coach Bobs erfolgreiche Saison zu Ende. Zumindest in sportlicher Hinsicht war ich der einzige, den niemand vermißt hätte. Ich stand einfach nicht auf einer Stufe mit Iowa-Bobs gekauften Rückraumspielern oder mit dem Abwehrhünen Junior Jones; es gab natürlich noch andere Abwehrspieler, aber Junior Jones war der Hauptgrund dafür, daß Chipper Dove nie von den Beinen geholt wurde.
Er war auch der Hauptgrund dafür, daß es immer eine Lücke gab, durch die Chester Pulaski Lenny Metz schleusen konnte; Jones schuf eine Lücke, die groß genug war, daß die beiden Seite an Seite durchlaufen konnten.
»Komm, Junior, denk mal nach«, sagte Chip Dove herausfordernd, denn seinem spöttischen Unterton war zu entnehmen, daß er Zweifel hatte, ob Junior Jones überhaupt denken konnte. »Was gefällt dir an Franny Berry besonders gut?« fragte Dove.
»Sie hat hübsche kleine Füße«, sagte Harold Swallow. Alle starrten ihn an, aber er tänzelte nur unter den Duschen herum, ohne jemanden anzusehen.
»Sie hat einen wunderschönen Teint«, sagte Chester Pulaski und machte so erst recht auf seine Furunkel aufmerksam.
»Junior!« sagte Chip Dove, und Junior drehte seine Dusche ab. Er stand eine Weile nur da und ließ das Wasser abtropfen. Ich fühlte mich plötzlich wie Egg, vor Jahren, als er noch nicht
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