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Das Hotel New Hampshire

Das Hotel New Hampshire

Titel: Das Hotel New Hampshire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Haferflockenlöffel klirrend zu Boden fallen ließ.
    »Was heißt leibt?« fragte Egg.
    »Hör mal zu, Frank«, sagte ich ihm, draußen im eisigen Elliot Park - am Tag vor Weihnachten. »Ich glaube, es ist besser, du läßt Kummer drunten im Labor.«
    Frank ging bei diesem Vorschlag in ›Angriff‹-Pose. »Er steht bereit«, sagte Frank, »und heute abend kommt er nach Hause.«
    »Tu mir einen Gefallen und wickle ihn nicht in Geschenkpapier, okay?« sagte ich.
    »In Geschenkpapier?« fragte Frank, nur mäßig angewidert. »Glaubst du, ich spinne?«
    Darauf gab ich ihm keine Antwort, und er sagte: »Begreifst du denn nicht, was los ist? Ich habe Kummer so gut hingekriegt, daß Großvater eine Vorahnung davon hatte, daß Kummer heimkommen wird«, sagte Frank.
    Es war und blieb erstaunlich, wie Frank es immer wieder schaffte, daß auch der reine Schwachsinn irgendwie logisch klang.
    Und so kam die letzte Nacht vor Weihnachten, alles schlief, wie es heißt, einsam wachte nur der eine oder andere Suppentopf. Max Uricks stetiges Rauschen. Ronda Ray war in ihrem Zimmer. Und in 1 B war ein Türke - ein türkischer Diplomat, der seinen Sohn an der Dairy School besuchte; er war der einzige Dairy-Schüler, der über Weihnachten nicht nach Hause (oder zu jemand nach Hause) gefahren war. Alle Geschenke waren sorgfältig versteckt. Es war in unserer Familie Tradition, am Weihnachtsmorgen alles herzuholen und unter den nackten Baum zu legen.
    Mutter und Vater, das wußten wir, hatten unsere ganzen Geschenke in 2 E versteckt - in einem Raum, den sie oft und mit Freuden besuchten. Iowa-Bob hatte seine Geschenke im dritten Stock versteckt in einem der winzigen Badezimmer, von denen keiner sagte, sie seien passend für Zwerge - keiner mehr, seit der zweifelhaften Diagnose von Lillys möglichem Leiden. Franny zeigte mir all die Geschenke, die sie besorgt hatte - und führte mir auch das sexy Kleid vor, das sie für Mutter gekauft hatte. Das brachte mich dazu, ihr das Nachthemd zu zeigen, das ich für Ronda Ray gekauft hatte, und Franny führte mir auch das bereitwillig vor. Als ich sie darin sah, wußte ich, ich hätte es für Franny kaufen sollen. Es war schneeweiß, eine Farbe, die in Rondas Kollektion nicht vorkam.
    »Das hättest du für mich kaufen sollen!« sagte Franny. »Es gefällt mir unheimlich!«
    Aber bei Franny kam ich nie rechtzeitig drauf, was ich tun sollte; wie Franny sich ausdrückte: »Dir werd ich immer ein Jahr voraus sein, Kleiner.«
    Lilly versteckte ihre Geschenke in einer kleinen Schachtel; ihre Geschenke waren alle klein. Egg hatte für niemand Geschenke, aber er war im ganzen Hotel New Hampshire endlos auf der Suche nach all den Geschenken, die die anderen für ihn besorgt hatten. Und Frank versteckte Kummer in Coach Bobs Schrank.
    »Warum?« fragte ich ihn später immer wieder.
    »Es war doch nur für eine Nacht«, sagte Frank. »Und ich wußte, daß Franny dort nie nachsehen würde.«
    Am Heiligabend 1956 gingen alle früh ins Bett, und keiner schlief - auch das eine Familientradition. Wir hörten das Eis ächzen unter dem Schnee im Elliot Park. Es gab Zeiten, da knarrte der Elliot Park bei einem Temperatursturz wie ein Sarg, der in die Erde gesenkt wird. Wie kam es, daß 1956 sogar an Weihnachten eine Spur von Halloween in der Luft lag?
    Sogar ein Hund bellte mitten in der Nacht, und obwohl es nicht Kummer sein konnte, dachte jeder von uns, der noch wachlag, an Iowa-Bobs Traum - oder seine »Vorahnung«, wie Frank das genannt hatte.
    Und dann kam der Weihnachtsmorgen - klar, windig und kalt -, und ich lief meine vierzig oder fünfzig Sprints durch den Elliot Park. Nackt war ich längst nicht mehr so rundlich, wie ich in meinem Trainingsanzug wirkte - was mir Ronda Ray immer wieder bestätigte. Die Bananen waren dabei, hart zu werden. Und Weihnachtsmorgen hin oder her, ein Programm ist ein Programm: ich ging zu Iowa-Bob, um ein bißchen mit den Gewichten zu arbeiten, bevor sich die Familie zum weihnächtlichen Frühstück versammelte.
    »Nimm du die Kugelhanteln, und ich mach meine Nackenbrücken«, sagte Iowa-Bob zu mir.
    »Ist gut, Großvater«, sagte ich und folgte seinen Anweisungen. Die Füße gegeneinander gestemmt, machten wir auf Kummers altem Teppich unsere Sit-ups, Kopf an Kopf unsere Liegestützen. Es gab nur die eine lange Scheibenhantel und die zwei kurzen Kugelhanteln für die Übungen mit einem Arm. Wir wechselten uns ständig ab mit den Gewichten - für uns war das so etwas wie ein

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