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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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eine weiche Masse Gedärme.
    Deb schrie auf und versuchte so schnell wie möglich fortzukommen, als sie den Kopf gegen etwas schlug.
    Ein Geweih.
    Das war ein Hirsch.
    Gott sei Dank, es war nur ein Hirsch.
    Dann packte sie jemand an der Schulter.
    Deb drehte sich blitzartig um und spürte bereits, wie der Schrei in ihrer Brust anschwoll, als sie Mal über sich gebeugt stehen sah.
    » Sieht ganz so aus, als ob wir beide unsere Klamotten in die Reinigung geben können. Ich bin auch darin ausgerutscht.«
    Er bot ihr seine Hand an und zog sie hoch.
    » Aber ich habe keinen Hirsch angefahren. Das wissen wir doch beide.«
    Mal lächelte sie an. » Ja, das stimmt.«
    » Das war ein Mann.«
    » Stimmt. Den haben wir beide gesehen.«
    Deb ließ den Schein der Minitaschenlampe über das Blutbad vor ihnen wandern. Überall lagen Teile des gewaltigen Tiers.
    » Ob das der Mann war?«
    Mal nickte. » Ich glaube, er hat den Hirsch getötet und war dabei, ihn zu häuten.«
    » Ich habe Blut auf der Motorhaube.«
    » Wahrscheinlich das des Hirschen. Vielleicht hat der Kerl keine Jagdlizenz. Vielleicht hat er gehört, wie Sie losfuhren und gedacht, dass Sie ein Wildhüter seien. Verdammt – vielleicht hat die Jagdsaison noch nicht einmal angefangen … Was weiß ich.«
    » Ich habe ihn also nicht verletzt?«
    » Er ist weit und breit nirgendwo zu entdecken. Wenn Sie ihn verletzt hätten, wäre er doch nicht weit gekommen, oder?«
    Deb richtete die Taschenlampe auf den Hirschkopf und zuckte bei dem furchtbaren Anblick, der sich ihr bot, zusammen.
    » Ist es normal, beim Häuten die Augen auszustechen?«
    » Nein, ist es nicht. Darf ich mal?« Mal nahm ihr die Taschenlampe ab und untersuchte den Kopf genauer. » Die Ohren fehlen ebenfalls. Genau wie die Zunge.«
    » Das ist ja widerlich.«
    Mal richtete den Lichtstrahl auf Deb. » Ich glaube, wir sollten verschwinden. Sofort.«
    Sein Ton ließ Deb aufhorchen. Er schien plötzlich verängstigt zu sein. Als er ihren Arm ergriff, protestierte sie nicht, und als er seinen Arm um ihre Hüfte legte, um ihr die Anhöhe hinaufzuhelfen, war seine Hilfe ihr wesentlich wichtiger als angemessene körperliche Distanz.
    » Ich habe Wasser im Kofferraum. Damit können wir uns zumindest einigermaßen säubern.«
    Mal schüttelte den Kopf. » Nicht hier, nicht jetzt. Lassen Sie uns so schnell wie möglich abhauen.«
    » Was ist los, Mal? Sie machen mir Angst. Dabei ist das Ganze schon beängstigend genug.«
    » Wir sind hier in Monk Creek. Und Monk Creek hat eine Geschichte. Als ich für den Artikel recherchiert habe, bin ich sämtliche Zeitungen durchgegangen. Hier sind fürchterliche Dinge passiert.«
    » Was denn?«
    Mal blickte noch einmal über die Schulter in die Dunkelheit, ehe er sich wieder Deb zuwandte. » Ich erzähle Ihnen alles im Auto. Aber bitte, lassen Sie uns weiterfahren.«
    Der Wind kam wieder auf, und Deb hörte das Geräusch erneut. Leise, aber diesmal unverkennbar.
    Kichern .
    Es dauerte keine zehn Sekunden, ehe sie im Auto saßen, die Türen geschlossen hatten und der Motor der Corvette beim Anlassen aufheulte.
    » Ein mächtiger Hirsch.«
    Der Barkeeper war übergewichtig, unrasiert und trug eine schmutzstarrende Schürze. Die vielen alten und neuen Flecken waren trotz der mehr als mangelhaften Lichtverhältnisse in der verräucherten, heruntergekommenen Kneipe gut zu erkennen.
    Felix Richter knallte eine Zehn-Dollar-Note neben die Dose mit Miller High Life . Der Barkeeper wollte sie nehmen, aber Felix hielt den Finger darauf.
    » Ich suche nach einer Pension hier in der Gegend.«
    Der Barkeeper spuckte Tabaksaft in einen Aschenbecher. » Tja, dann kaufen Sie sich eine Karte, mein Junge.«
    » Die Pension, die ich suche, steht auf keiner Karte. Sie heißt Rushmore Inn.«
    Der Mann neben Felix – ein amerikanischer Redneck, wie er im Buche stand – lehnte sich zu ihm hinüber. Felix ignorierte ihn und hielt seinen Blick auf den Barkeeper gerichtet, um zu sehen, wie er auf den Namen reagierte.
    » Noch nie gehört.«
    Wenn der Barkeeper log, tat er das recht überzeugend. Felix war gut darin, einen Lügner auszumachen. In den letzten zwölf Monaten hatte er mit mehr Menschen geredet als in den gesamten sechsundzwanzig Jahren zuvor.
    Mit seinem Finger auf dem Geldschein zog Felix ein Foto aus der Brusttasche seines Flanellhemds und hielt es dem Barkeeper unter die Nase.
    » Schon mal gesehen?«
    » Nein.«
    » Hinschauen wäre hilfreich.«
    Der Barkeeper ließ den Blick

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