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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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machte ein Kreuz neben Mel’s Tavern. Mittlerweile war die Karte derart von Kreuzen übersät, dass man kaum noch die Straßennamen ausmachen konnte.
    Felix erschrak, als jemand gegen das Fahrerfenster klopfte. Er blickte auf. Ein Mann stand neben dem Auto. Der Hinterwäldler-Jäger aus Mel’s Tavern.
    Er war älter als Felix, vielleicht Mitte Dreißig, und hässlich wie die Nacht, dabei groß und pummelig, als ob er nie seinen Babyspeck abgelegt hätte. Er hatte ein fülliges, beinahe weiblich wirkendes Gesicht, das Felix merkwürdig vorkam, bis er merkte, dass sich darin kein einziges Haar fand: keine Bartstoppeln, keine Augenbrauen, nicht einmal Wimpern. Das schwarze Büschel auf seinem Kopf wirkte wie eine Perücke.
    Felix ließ das Fenster mit einer Hand hinunter, während er mit der anderen unter dem Sitz nach seiner Neun-Millimeter-Beretta suchte.
    » Ich habe zufällig gehört, dass Sie nach dem Rushmore Inn gefragt haben«, meinte der Mann. » Zahlen Sie tatsächlich für Informationen?«
    » Gutes Geld.«
    Der Mann blickte sich um. Ihm schien etwas mulmig zumute zu sein. Seine Jeanslatzhose war voller brauner Flecken. » Hier sollten wir nicht reden. Übernachten Sie in der Gegend?«
    Felix überlegte, was er sagen sollte. Er entschied sich für die Wahrheit, da er gern die damit verbundenen Gefahren in Kauf nahm, um etwas Neues zu erfahren.
    » Ja, im Cozynook Motel. Kurz vor Slatyfork.«
    » Zimmer?«
    Wollte er diesem Jäger wirklich seine Zimmernummer geben? Was war mit Cameron?
    Scheiß auf Cameron.
    » 110.«
    » Werde in einer Stunde oder so da sein.«
    Felix wollte jetzt nicht die Nerven verlieren. Vielleicht wusste der Jäger tatsächlich etwas Neues. Oder er hatte vor, ein paar Kumpel zusammenzurufen, um bei Felix vorbeizuschauen und ihn auszurauben. Schließlich wies alles darauf hin, dass das Leben eines Fremden hier keinen Pfifferling wert war.
    » Ich suche nach dieser Frau«, meinte er und zeigte dem Jäger das Foto von Maria. » Kennen Sie sie?«
    Der Jäger warf einen Blick auf das Bild, während Felix ihn genau beobachtete.
    » Ist das eine von diesen Triathletinnen?«
    » Haben Sie sie gesehen?«
    Der Jäger zuckte mit den Achseln. » Die sehen doch alle irgendwie gleich aus. Aber wenn sie im Rushmore übernachtet hat, können Sie sie so gut wie abschreiben. Ich komme später vorbei, dann reden wir.«
    Falls er wirklich Informationen besaß, wollte Felix ihn keine Sekunde lang aus den Augen lassen. Den Fehler hatte er schon einmal gemacht, und der Typ war als fünfhundert Meter lange Bremsspur auf dem Highway 39 geendet.
    » Ich wollte heute Abend weiter«, log Felix. » Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, könnten wir kurz in den Wald gehen.«
    Der Jäger schüttelte den Kopf. » Der Wald ist nicht sicher.«
    » Wie wäre es mit einer Runde im Pick-up?«
    » Vielleicht. Welche Blutgruppe haben Sie?«
    Felix glaubte nicht recht zu hören. » Wie bitte?«
    » Blutgruppe, Sie wissen schon. A, B, 0.«
    Was zum Teufel sollte die Frage?
    Dann erinnerte er sich, dass der Alte ebenfalls etwas von Blutgruppen gestammelt hatte.
    Gab es da einen Zusammenhang?
    » A … A positiv.«
    Der Jäger biss sich auf die Unterlippe. » Also gut. Fahren wir eine Runde.«
    Der Mann ging um die Motorhaube herum, und Felix sah das große Jagdmesser, das an sein Bein gebunden war. Als er in den Pick-up kletterte, ging das Auto auf seiner Seite stark in die Knie.
    Auf einmal befürchtete Felix, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben.
    » Fahren wir oder was?«
    Felix musste die Pistole loslassen, um den Motor zu starten. Der anfängliche Hoffnungsschimmer hatte einem großen Unbehagen Platz gemacht. Dieser Typ war so riesig, dass sein Kopf das Dach der Fahrerkabine berührte.
    » Wie heißen Sie?«, fragte Felix.
    » John«, grunzte der Jäger.
    » Wissen Sie, wo das Rushmore Inn ist, John?«
    » Nicht hier. Fahren Sie los.«
    » Warum? Haben Sie Angst?«
    John lehnte sich zu ihm und schielte ihn aus seinen braunen Augen an. Sein Atem war warm und roch nach Verwesung. » Da haben Sie verdammt recht. Ich habe Angst. Und die sollten Sie auch haben.« Dann lächelte er ihn an und entblößte seine braunen, schiefen Zähne sowie Zahnfleisch, das eher rohem Gehackten glich. » Hier sollte sich jeder vor Angst in die Hose machen.«
    Schon wieder dieser Traum.
    Der Mann hat zwei Köpfe und drei Arme. Der zweite Kopf ist kleiner und verformt, mit einem Mund voller schiefer Zähne.
    Er steigt auf sie, der eine Kopf

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