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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gesehen. Aber ein alter Mann kann sich doch nicht so schnell bewegen.«
    » Haben Sie seine Augen bemerkt?«
    Deb nickte und schüttelte sich.
    » Die waren rot«, sagte Mal. » Ich könnte schwören, dass er rote Augen hatte.«
    Deb brauchte etwas Zeit, ehe sie auf die Seite fuhr und das Auto parkte.
    » Es war nicht Ihre Schuld«, beruhigte Mal sie. » Er ist direkt vor Ihnen aus den Büschen auf die Straße gesprungen.«
    » Wenn ich ihn angefahren habe, ist es meine Schuld. Ich muss nachschauen.«
    » Ich komme mit.«
    Deb schnallte sich ab und stieg aus. Es wurde bereits dunkel. Noch herrschte Abenddämmerung, aber es schien bereits viel düsterer zu sein, da die Sonne hinter den Baumwipfeln versunken war. Die Ortschaft Monk Creek war eigentlich kein echter Ort, sondern eine Ansammlung von einigen Motels, vereinzelten Läden und ein paar Häusern, und das alles auf einer Fläche von etwa achtzig Quadratkilometern. Das Hotel hatte nur so gewimmelt von Menschen, doch sobald man es hinter sich ließ, war man von nichts als leerer Wildnis umgeben.
    Deb warf einen Blick in die Sträucher neben der Straße, in denen der Mann verschwunden war. Wenn sie ihn tatsächlich angefahren hätte, wäre er wohl nicht mehr in der Lage, weit zu kommen.
    » Hallo?«, rief sie.
    Keine Antwort. Ein Wind kam auf und blies ihr die Haare in die Augen. Sie musste die Beine spreizen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    » Ist da jemand? Sind Sie verletzt?«
    Sie starrte auf die Büsche, die im Wind hin und her schwankten. Es kam ihr vor, als ob sie ihr zuwinkten.
    Deb blickte zu Boden. In Richtung Wald gab es einen leichten Abhang. Mit den Cheetah-Flex-Prothesen wäre sie im Handumdrehen am Waldrand, aber mit ihren künstlichen Beinen würde sie keine zehn Meter weit kommen, ohne sich auf den Hosenboden zu setzen.
    » Ich schaue nach«, meinte Mal mit einer Minitaschenlampe in der Hand, die er am Schlüsselbund trug.
    Deb runzelte die Stirn und wollte protestieren, aber er hatte bereits die Hälfte des Wegs bis zum Waldrand zurückgelegt.
    Sie wartete und merkte, wie ihr übel wurde.
    Was ist, wenn ich ihn verletzt habe? Wenn er schlimm verletzt ist?
    Wenn er tot ist?
    Mit der Vorstellung, einen anderen Menschen umgebracht zu haben, würde sie niemals fertigwerden. Und das alles nur, weil sie ein bisschen angeben wollte. Seit ihrem Unfall war sie stets darauf bedacht, extravorsichtig zu sein, um etwaige Fehler voraussehen zu können, gerade weil sie besser als die meisten anderen wusste, wie wertvoll und zerbrechlich das Leben war.
    Deb kehrte zur Corvette zurück und untersuchte die Motorhaube nach Schäden. Oder nach Blut.
    Aber da war kein Blut. Lediglich eine größere Beule.
    Hatte er aus Wut dagegen geschlagen? Oder weil ich ihn angefahren habe?
    Dann bemerkte sie das Blut, das auf dem roten Lack kaum auszumachen war.
    Es war nicht gerade wenig.
    Deb spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte, als jemand aufschrie.
    Mal?
    Sie kehrte zum Straßenrand zurück und starrte in die Dunkelheit. Kein Zeichen von Mal oder dem Mann. Die Sträucher tanzten weiterhin im Wind.
    » Mal?«, rief sie.
    Aber Mal antwortete nicht.
    Deb versuchte es noch einmal. Diesmal lauter. » Mal!«
    Der Wind trug ein leises Geräusch an ihre Ohren.
    War das ein Kichern?
    Deb überlegte, ob sie die Laufprothesen anlegen sollte, entschied sich aber dagegen und machte sich in Richtung Waldrand auf.
    Kurz bevor sie ihn erreichte, stürzte etwas aus der Dunkelheit auf sie. Deb hatte keine Zeit, um zu reagieren, verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf dem Hintern.
    » Mal!«
    Mals Augen waren weit aufgerissen. Und seine Hose …
    Seine Hose war voller Blut.
    Deb kniete sich vorsichtig hin. Mit diesen Prothesen aufzustehen, war nicht einfach. Sie griff nach Mal, um sich hochzuziehen, und umklammerte seinen Gürtel mit ihren Fingern.
    » Deb …«
    » Rufen Sie einen Krankenwagen, Mal«, keuchte sie, schnappte sich seine Taschenlampe und lief an ihm vorbei in den Wald.
    » Deb, gehen Sie da nicht hinein. Es ist …«
    Aber Deb hörte nicht mehr, was er sagte. Unmittelbar hinter den Büschen stieg ihr der Gestank von Blut in die Nase. Dann sah sie es.
    Irrsinnig viel Blut.
    Es war in den Boden gesickert und hatte sämtliche Blätter rot gefärbt.
    Aber das war nicht nur Blut. Auch Gewebefetzen, Sehnen und Organe klebten an den Blättern.
    Der Anblick überwältigte sie, und sie stolperte vorwärts, verlor den Halt auf etwas Rutschigem und fiel kopfüber in

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