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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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einen Satz und starrte auf …
    Einen leeren Einbauschrank.
    Aber woher kam das Geräusch?
    Kellys Neugier war nun größer als die Angst, und sie trat in den Schrank. Er war klein, etwa einen Meter fünfzig im Quadrat. Auf Augenhöhe war eine Metallstange angebracht, an der zwei Kleiderbügel hingen.
    Baumelte der eine Kleiderbügel?
    Kelly war sich nicht sicher. Wenn er sich bewegte, dann geringfügig. Das hätte auch der Luftzug bewirken können, der beim Öffnen der Tür entstanden war. Der Schrank war dunkel, und es gab kein Licht. Kelly wollte die Wände genauer unter die Lupe nehmen. Sie kehrte zurück zum Bett, schnappte sich ihren iPod, schaltete ihn ein und leuchtete den Schrank mit der Taschenlampen-Funktion aus, obwohl sie nicht wusste, wonach sie eigentlich suchte. Auf dem Boden wurde sie fündig.
    Ein Strohhalm.
    Nicht, dass ein Halm aus Stroh an sich etwas Ungewöhnliches gewesen wäre. Aber wie er dalag, war merkwürdig – als ob er unter der Wand verschwand oder von einer Tür eingeklemmt war.
    Kelly drückte vorsichtig mit der Hand gegen die hölzerne Rückwand. Sie gab nicht nach. Also klopfte sie kurz und hart dagegen.
    Hohl. Aber das konnte auch schon das Nebenzimmer sein.
    Sie kniete sich hin, packte den Halm und zog daran, bis er abbrach, wobei das eine Ende noch immer unter der Wand eingeklemmt war.
    Was zum Teufel war das?
    Dann stupste sie etwas gegen den Rücken.
    Kelly schrie auf, kroch panisch in eine Ecke und drehte sich um. JD .
    » Böser Hund«, schimpfte sie ihn, obwohl er das eigentlich nicht verdiente.
    JD schien die Schelte sowieso nichts auszumachen. Er zwängte sich an Kelly vorbei, die Nase an der Wand. Dann begann er erneut zu winseln und am Boden zu kratzen. Irgendetwas schien ihn dort zu interessieren.
    Kelly stieß den Schäferhund beiseite und leuchtete mit dem iPod auf die Stelle, die JD so faszinierte. Die Taschenlampen-App erhellte eine kleine hölzerne Erhöhung im Boden. Sie glich dem oberen Ende eines Besenstils und ragte etwa fünf Zentimeter aus dem Boden. Kelly versuchte, an ihr zu ziehen, doch das bewirkte nichts. Dann drückte sie darauf.
    Sie vernahm ein Klicken, und die Wand, an der Kellys Schulter lehnte, bewegte sich.
    Ein Geheimgang.
    Ehe Kelly überlegen konnte, was sie machen sollte, war JD an ihr vorbeigesprungen und hatte die Wand gänzlich aufgestoßen. Er rannte in die dahinterliegende Finsternis und verschwand aus ihrem Blickfeld.
    » JD !«, brüllte Kelly ihm hinterher.
    Sie konnte noch das Klicken seiner Krallen auf dem hölzernen Boden hören, aber es verklang rasch. Sie blinzelte in die Finsternis. Vor ihr lag ein schmaler Flur, vielleicht einen guten halben Meter breit. Sie leuchtete mit dem iPod hinein. Das Licht reichte gerade, um einige Meter weit zu sehen. Sie stand auf und wollte ihre Mutter holen, hielt dann aber inne und stellte sich vor, was für einen Vortrag sie von ihr zu hören bekommen würde.
    » Und du hast JD einfach so laufen lassen? Wie verantwortungslos von dir, Kelly.«
    Mom mochte das Wort verantwortungslos beinahe so gern wie irrational .
    Trotzdem sollte ich ihr erst Bescheid sagen.
    Aber warum eigentlich? Ich bin doch schon beinahe ein Teenager. Ich muss Mom nicht ständig fragen.
    Aber was ist, wenn da jemand im Gang auf mich wartet?
    JD bellte. Es schien ganz aus der Nähe zu kommen.
    » JD !«, rief sie ihm hinterher.
    Er bellte erneut.
    Dann jaulte er auf.
    Mit dem Jaulen hatte sich die Sache für Kelly entschieden. Sie hatte JD aufgezogen und kannte ihn, seitdem er ein Welpe war. Mom hatte ihn direkt nach Dads Tod gekauft, und Kelly wollte niemanden mehr verlieren, der ihr nahestand. JD stand ihr nahe. Wenn ihr Hund verletzt war oder sich wehgetan hatte, musste sie ihm helfen. Da gab es kein Wenn und kein Aber.
    Kelly zog sich rasch Jogginghose und Turnschuhe an und stieg in den Gang. Er war gerade breit genug, dass sie normal gehen konnte, anstatt sich seitlich durchzwängen zu müssen, obwohl ihre Schultern die Wände streiften. Sie war flink und leuchtete mit dem iPod abwechselnd nach oben und unten, damit sie sah, wohin sie trat, ohne den Überblick zu verlieren. Der Gang roch nach Schimmel und Staub. Gleichzeitig war da auch noch etwas anderes – ein Gestank, der nichts Gutes verhieß.
    Der Gang führte nach rechts. Kelly hielt inne. Das Licht des iPods reichte nicht weit.
    » JD ?«
    Keine Antwort.
    Ich sollte Mom Bescheid sagen.
    Dann hörte sie ihren Hund erneut aufjaulen. Diesmal war es näher.
    » Ich

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