Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
komme, JD !«
    Kelly ging schneller um die Ecke. Sie tastete mit der freien Hand über das unbehandelte, grobe Holz die Wand entlang. Plötzlich hielt sie inne. Sie hatte etwas berührt, das sich bewegte.
    Kelly leuchtete auf die Stelle. Es handelte sich um das kleine quadratische Stück einer Spanplatte, das wie ein Bild an einem Nagel hing. Sie fasste erneut danach, nahm es in die Hand und hob es hoch.
    Ein Loch. Das ist ein Loch in der Wand.
    Das Loch war ungefähr so groß wie ein Vierteldollar. Ein schwacher Lichtstrahl schimmerte daraus hervor. Sie tastete um das Loch herum und wollte gerade ihren Finger hineinstecken, hielt dann aber inne.
    Keine gute Idee. Was, wenn es ein Rattenloch ist?
    Oder eine weitere Geheimtür?
    Langsam und vorsichtig steckte sie die Spitze ihres Zeigefingers durch das Loch, jederzeit bereit, sie augenblicklich zurückzuziehen. Sie war bereits am ersten Gelenk angekommen …
    Am zweiten …
    Da berührte sie etwas Kaltes und Flaches.
    Glas?
    Das muss ich mir ansehen.
    Das Loch war so hoch, dass sich Kelly auf die Zehenspitzen stellen musste – das Holz stank fürchterlich –, um durchschauen zu können.
    Kelly sah eine Toilette. Sie schnappte nach Luft, als sie sah, dass der Toilettendeckel mit Lincolns Gesicht versehen war.
    Das ist meine Toilette.
    Kelly trat einen Schritt zurück und drehte sich um. Sie wollte wieder zurück in ihr Zimmer. Das war übel. Das war ganz übel. Die unheimliche alte Tante spionierte sie aus, das musste Kelly Mom und Grandma erzählen.
    » Hilfe.«
    Kelly hielt mitten im Schritt inne. Das war eine weibliche Stimme, die Stimme eines kleinen Mädchens. Und sie kam aus der gleichen Richtung wie JD s Japsen.
    » Hilf mir. Ich heiße Alice, und ich habe Angst.«
    Kelly blickte über ihre Schulter in die Finsternis. Sie konnte ein kleines Mädchen nicht einfach in der Finsternis zurücklassen. Trotz der aufkeimenden Panik klang ihre Stimme bemerkenswert ruhig, als sie fragte: » Alice? Wo steckst du, Alice?«
    » Ich bin hier. Und ein Hund ist auch hier, aber er ist verletzt.«
    » Wie ist er verletzt, Alice? Was ist mit meinem Hund passiert?«
    » Er lahmt. Seine Pfote sieht ganz komisch aus.«
    JD japste erneut, ein kläglicher Laut, der Kelly das Herz in die Hose rutschen ließ.
    » Ich bin gleich da, Alice!«, rief sie und eilte weiter, angetrieben von einer Mischung aus Panik und Adrenalin. Sie kam zu einer neuen Biegung, dachte an den armen JD und seine gebrochene Pfote und stand plötzlich vor …
    … einer Sackgasse.
    Kelly starrte die Wand an und überlegte, was sie jetzt machen sollte, als sie ein weiteres Stück Spanplatte an der Wand hängen sah.
    » Alice?«
    » Ich stecke hier fest. Hilf mir doch. Bitte!«
    Die Stimme kam direkt von jenseits der Wand.
    Kelly stellte sich erneut auf die Zehenspitzen und schob die Spanplatte beiseite. Auf der anderen Seite herrschte Finsternis.
    » Ich kann dich nicht sehen, Alice. Ist mein Hund da drin?«
    JD jaulte erneut auf.
    Kelly drückte gegen die Wand, aber sie bewegte sich keinen Millimeter.
    » Du musst ziehen« , sagte Alice.
    Kelly hatte keine Ahnung, wie sie eine aalglatte Wand zu sich ziehen sollte, steckte den Finger ganz vorsichtig durch das Loch, winkelte ihn an und …
    » Aua!«
    Der Schmerz kam so unerwartet und rasch, dass er ihr den Atem raubte. Sie wollte aufschreien, brachte aber keinen Ton hervor. Als sie versuchte, ihren Finger aus dem Loch zu ziehen, wurde der Schmerz schlimmer.
    Irgendwas hatte ihren Finger gepackt. Etwas Scharfes, Festes, und es wollte ihn nicht wieder loslassen.
    Kelly ließ ihren iPod fallen. Er landete mit dem Display nach oben auf dem Boden. Die Silikonschutzhülle hielt ihr Versprechen, Stöße abzufangen. In dem spärlichen Licht, das der iPod abgab, sah Kelly, dass Blut ihre Hand hinunterlief. Sie zog erneut. Sie wollte ihren Finger zurück, aber der Schmerz ließ nicht nach, und diesmal schrie sie auf. Kelly schlug mit der Faust gegen die Wand, trat dagegen und füllte ihre Lungen, um einen noch lauteren Schrei auszustoßen.
    Doch sie hielt abrupt inne, als sie jemanden hinter sich im Gang hörte.
    Ist das JD ? Bitte, bitte, lass es JD sein.
    Aber es war nicht JD .
    » Ich habe gelogen«, sagte Alice und kam näher. » Das war eine schlimme Lüge.«
    Kelly schluckte den Schrei hinunter und fing stattdessen zu weinen an. » Du musst mir helfen, Alice. Mein Finger steckt fest, und es tut so weh.«
    » Ich heiße nicht Alice«, entgegnete die näher kommende

Weitere Kostenlose Bücher