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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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düsteren Wald, und es kam ihm so vor, als ob er von ihm verschluckt werden würde. Ganz gleich wohin er sich drehte, er sah nichts als Bäume. Als auch Cam ausgestiegen war, holte der Sheriff eine Taschenlampe heraus und trieb die beiden tiefer in den Wald.
    Mitten aus dem Nichts tauchte ein großes Blockhaus vor ihnen auf, das von gigantischen Bäumen umgeben war. Nirgendwo brannte Licht.
    Ist das dieses Rushmore Inn?
    » Die Ranger wissen nicht einmal, dass es das hier gibt«, erklärte der Sheriff. » Das Dach ist zudem begrünt und damit aus der Luft fast unsichtbar. Ab und zu streift ein unvorsichtiger Jäger durch den Wald, aber wir beenden diese Streifzüge ziemlich zügig.«
    Er führte die beiden zur Eingangstür, stieß sie hinein, schloss hinter ihnen ab und brüllte: » Ma! Ich bin’s.«
    Felix sah sich um. Das Dekor warf ihn fast um. Von überall starrten ihn ehemalige Präsidenten an. Er war so sehr von dem Interieur in Anspruch genommen, dass er beinahe die große Frau übersah, die sich ihnen näherte.
    » Guten Abend. Ich bin Eleanor Roosevelt. Willkommen im Rushmore Inn , meine Herren.« Sie tastete ihre Haare ab, die von einem weißen Netz zusammengehalten wurden, und wandte sich dann an den Sheriff. » Dwight? Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben, dass du Gäste mitbringen würdest?«
    » Tut mir leid, Ma, aber das war eine kurzfristige Sache.« Dwight nahm den Cowboyhut ab, presste ihn sich an den Bauch und blickte ernst drein. » Ich bringe leider schlechte Nachrichten. Die Jungs hier haben John umgebracht.«
    Eleanor blinzelte entsetzt mit ihren Glubschaugen. » John? Meinen John?«
    » So ist es. Das sind die Burschen, von denen ich dir bereits erzählt habe – diejenigen, die nach dem Mädchen suchen. Sie haben John in den Kopf geschossen. Wie einen Hund, Ma. Ich konnte ihm nicht mehr helfen.«
    » Das war noch viel zu gut für ihn«, knurrte Cam. » Ihr seid Abschaum. Nichts als Abschaum.«
    Sheriff Dwight verpasste Cam einen solchen Schlag in die Magengrube, dass dieser auf die Knie sank.
    » Benimm dich, Junge. Das ist meine Mamma.«
    Eleanor legte eine Hand auf die Brust. Sie stöhnte. Es war ein tiefes, klagendes Geräusch, das langsam höher wurde – wie ein Nebelhorn.
    » Ist ja gut, Ma.« Der Sheriff klopfte ihr beruhigend auf die Schulter.
    Eleanor hielt lang genug inne, um ein Taschentuch hervorziehen zu können. Sie trocknete sich theatralisch die Augen, obwohl Felix keinerlei Anzeichen von Tränen gesehen hatte.
    » Bring mir etwas Wasser, Dwight. Für meine Nerven. Da steht eine Karaffe auf dem Tisch.«
    Dwight nickte und verschwand. Felix ließ seine Beinmuskeln spielen.
    Sobald er mir den Rücken zudreht, werfe ich mich auf die alte Frau und …
    Ehe er den Satz zu Ende denken konnte, befand er sich auf den Knien und verzerrte das Gesicht vor Schmerz. Es war, als ob man ihm mit einer Axt in die Magengrube geschlagen hätte. Er starrte zu Eleanor auf, die einen Stab in der Hand hielt, den sie offensichtlich versteckt hatte.
    Sie berührte Felix erneut damit, was schlimmer als ein Brandeisen war.
    Ein Viehtreiber.
    Felix war allerdings mehr an der Hand interessiert, die ihn umschloss. An dem kleinen Finger.
    Dort steckte ein gelber Diamantring. Der Stein hatte die Form einer Birne.
    Marias Verlobungsring.
    Sie ist hier! Maria ist hier!
    » Schäm dich«, sagte Eleanor. » Schämt euch beide. John war ein guter Junge. Ein besonderer Junge. Zugegebenermaßen nicht gerade der hellste, doch er hatte seine Mama sehr lieb, und ich hatte große Pläne für ihn.«
    » Er war ein Vergewaltiger und Mörder«, entgegnete Cam.
    Eleanor verpasste auch ihm eine Ladung mit dem Viehtreiber, und Cam schrie auf.
    » Kein Wort mehr, mein Junge. Dwight! Wo ist mein Wasser?«
    » Komme schon, Ma.«
    Der Sheriff trat wieder zu ihnen und reichte ihr ein Glas mit rostbrauner Flüssigkeit, die sie in einem Zug austrank.
    » Schmeckt zwar nicht nach viel, beruhigt aber ungemein. Hol meine Bluttestausrüstung, Dwight.«
    » Schon hier, Ma.«
    » Dann teste sie.«
    Der Sheriff kniete sich hin und stieß Felix etwas in die Hüfte, was ziemlich wehtat. Dann wiederholte er das Gleiche bei Cam und öffnete ein Ledertäschchen, aus dem er einige Ampullen mit Flüssigkeit hervorholte.
    Er hat uns Blut abgenommen. Er will sehen, ob wir …
    Verdammt, was sind das für Monster?
    Ein Riese kam die Treppe herunter. Ein Riese mit einer gigantischen Spalte im Gesicht. Er kam näher und starrte Felix

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