Das Hotel
wehe, du fluchst noch einmal in diesem Haus.«
Der Sheriff starrte beschämt auf seine Schuhe. » Tut mir leid, Ma.«
» Und außerdem solltest du niemals Frauen älteren Jahrgangs unterschätzen. Die sind stärker, als du glaubst.«
» Ja, Ma.« Erneut zerrte der Sheriff Felix auf die Beine. » Das hier ist der Mann, der John die Kugel verpasst hat. Willst du ihn mit der Reitpeitsche verwöhnen? Ich kann sie dir gerne holen.«
» Ach, heute war ein so hektischer Tag, Dwight. Ich bin zu müde, jetzt noch jemanden auszupeitschen. Außerdem wird Ronald schon für eine angemessene Bestrafung sorgen. Da muss ich mich nicht einmischen.«
Der Sheriff nickte. » Wie du möchtest, Ma. Ach, und erinnere mich bitte daran, dass ich dir etwas aus dem Auto hole, ehe ich wieder verschwinde.«
Eleanor strahlte. » Sag bloß, du hast das Reagan/Bush-Banner von 1988 gefunden, nach dem ich schon so lange suche?«
» Genau das. Habe es auf Craigslist gefunden. Ist so gut wie neu.«
Sie kniff dem Sheriff in die Wange. » Du bist ein lieber Junge. Und wenn du heute nach der Arbeit nach Hause kommst, klopfst du an meine Tür. Dann kann dir deine Mama zeigen, wie dankbar sie ist.«
Eleanor fuhr sich mit der leberbraunen Zunge über die Unterlippe.
Felix zuckte zusammen.
Und ich habe gedacht, dass es nicht widerlicher werden kann.
Der Sheriff legte seinen Cowboyhut auf der Kommode ab, holte einen Grubenhelm hervor, setzte ihn auf und schaltete das Licht an.
» Los, setz dich in Bewegung, Junge. Oder muss ich dich erst windelweich schlagen?«
Er stieß Felix aus der Tür und führte ihn in den Wald, der nach dem dämmrig beleuchteten Inneren des Hauses noch finsterer erschien. Felix starrte auf die Baumgrenze und überlegte, wie weit er wohl kommen würde, wenn er jetzt zu türmen versuchte.
Im besten Fall würde ich entkommen, um dann zurückzukehren und Maria und Cam zu befreien.
Im schlimmsten Fall werde ich erschossen. Das klingt immer noch besser, als von Ronald gefressen zu werden. Wer auch immer Ronald sein mag.
Der Sheriff ergriff Felix an den Handschellen. Flucht war also keine Option mehr.
» Immer schön geradeaus. Hopp, hopp, nicht anhalten.«
Er führte Felix tiefer in den Wald hinein. Sie marschierten ein paar Minuten. Der Sheriff schwenkte mit dem Lichtstrahl der Taschenlampe ständig hin und her, als ob er Angst hätte, dass etwas sie anfallen könnte.
Schließlich kamen sie zu einer Lichtung, und der Sheriff richtete den Lichtkegel auf …
Eine Höhle. Mit einem Metallpfosten, der mitten vor dem Eingang aus dem Boden ragte.
Und um den Pfosten herum lagen …
» Scheiße«, stammelte Felix.
Um den Pfosten herum lagen Knochen. Menschliche Knochen. Dutzende und Aberdutzende. Über-, unter- und nebeneinander. Schädel, Brustkörbe und Becken, Oberschenkelknochen und Rückgrate. Einige waren dunkel vom Alter, während an anderen noch Fleischfetzen hingen.
» Psst«, flüsterte der Sheriff. » Wenn Ronald gerade schläft, wollen wir ihn nicht aufwecken.«
Der Sheriff stieß Felix mit dem Lauf der Pistole an. Felix sträubte sich.
» Los, Junge.«
» Nie und nimmer.«
Er merkte, wie der Sheriff seine verletzten Hände mit den seinen umschloss.
Bitte nicht …
Felix hörte das Brechen der Knochen, ehe er es spürte.
Knack.
Dann folgte der Schmerz. Alles, was Felix bisher an jenem Abend erlitten hatte, verblasste schlagartig.
Er öffnete den Mund, um laut aufzuschreien, aber der Sheriff steckte ihm etwas in den Mund, ehe er einen Ton von sich gegen konnte.
Ein Ballknebel.
» Das hast du doch mit meinem Bruder John gemacht, Junge«, sagte der Sheriff. » Und? Wie fühlt es sich an? Wie ist es so, jemandem die Finger zu brechen, wenn er sich nicht dagegen wehren kann?«
Dann schnappte er sich Felix’ rechte Hand und machte sich an ihr zu schaffen.
Verdammt, nein …
Knack.
Felix’ Magen war leer. Er würgte dennoch, auch wenn ihm nichts als Gallensaft aus der Nase kam.
Der Sheriff führte Felix zu dem Metallpfosten, indem er seine Finger wie ein Lenkrad benutzte. Als sie davorstanden, löste er die Handschelle von seiner linken Hand, legte Felix’ Arme um den Pfosten und ließ die Handschelle wieder zuschnappen.
» Viel Spaß mit Ronald, Hurensohn.«
Der Sheriff holte aus und schlug ihm in die Magengrube. Felix fiel schluchzend auf die Knie und schaute dem Sheriff hinterher, als dieser in der Finsternis verschwand.
Dann drehte er sich langsam zum Eingang der Höhle. Obwohl der Vollmond
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