Das Hotel
meine Familie?«
Die Augen des Sheriffs weiteten sich.
» Runter mit der Pistole, Oma.«
» Meine Familie. Oder ich knalle Sie ab, wie ich ihn abgeknallt habe.«
Der Sheriff warf einen raschen Blick auf den am Boden liegenden Grover.
» Die sind beide bei uns. Und da bleiben sie auch.«
» Wie viele seid ihr?«
Er antwortete nicht. Sie spannte den Hammer der Pistole.
» Wie viele?«
» Wesentlich mehr als die vier Kugeln, die du noch übrig hast, Oma. Du hast keine Ahnung, was hier vor sich geht.«
Deb schrie im Badezimmer laut auf.
Dann packte Grover Florences Bein.
Felix starrte offenen Mundes auf die Kreatur, die aus der Höhle schlich und in deren goldglänzenden Augen sich das Mondlicht spiegelte.
Ronald ist kein Mann. Ronald ist ein Berglöwe.
Ein Adrenalinstoß ließ Felix für einen kurzen Moment den Schmerz seiner gefolterten Hände vergessen, und er fingerte in der Tasche nach dem Schlüssel für die Handschellen herum. Er schob seinen kaputten Zeigefinger in die Jeans, schob weiter und schrie dann vor Schmerz auf, als er umknickte.
Hastig zog er den Finger wieder heraus, während sein gesamter Körper vor Schmerzen bebte.
Ronald neigte den Kopf zur Seite und kam näher. Er schien keineswegs in Eile zu sein. Felix wusste, dass er sich auf den Schlüssel konzentrieren musste, aber die Raubkatze fesselte seine ganze Aufmerksamkeit. Sie näherte sich mit ihrem beißenden Geruch und wedelte mit ihrem mehrmals gebrochenen Schwanz, der beinahe einem Blitz glich – ein seltsam schöner Anblick, der fast etwas Hypnotisches hatte.
Dann fauchte der Berglöwe und entblößte acht Zentimeter lange Reißzähne, die Felix rasch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholten.
Handschellen. Ich muss mich auf die Handschellen konzentrieren.
Felix versuchte es mit seinem unversehrten kleinen Finger. Vor Schmerz zusammenzuckend fuhr er in die Tasche, kam allerdings nicht tief genug, um an den Schlüssel zu gelangen. Er konnte gerade den metallenen Ring fühlen, an dem der Schlüssel hing, schaffte es aber nicht, ihn herauszuziehen.
Ronald schlich mit gesenktem Kopf und blitzenden Augen an Felix heran. Die Kreatur war riesig und wog locker über einhundert Kilo. Jede ihrer Tatzen war größer als Felix’ Gesicht.
Du musst den Schmerz ignorieren. Hol dir den Schlüssel.
Felix grunzte und schob den kleinen Finger noch tiefer in die Tasche, doch sein Ringfinger blieb hängen, sodass seine gebrochenen Knochen gegeneinander rieben und die Messerwunde wieder aufplatzte.
Beinahe … Beinahe …
Schließlich wurde es zu viel. Der Schmerz gewann die Oberhand, die Welt verschwamm vor seinen Augen, und er wurde in ein schwarzes Loch gesogen. Der dunkle Tunnel wurde immer länger und länger, bis er das Bewusstsein verlor.
Felix kam wieder zu sich, die Knie um den Pfahl geschlungen, das Gesicht warm. Er öffnete die Augen …
… und sah Ronald nur wenige Zentimeter vor sich. Der Atem des Tiers wehte warm auf sein Gesicht.
Felix spürte, wie sich ein Schrei in ihm aufbäumte, aber schon hatte ihn die riesige Tatze des Berglöwen an der Hüfte erwischt, und Felix wirbelte an den Handschellen um den Pfahl.
Das schien der Kreatur zu gefallen, denn sie wiederholte die Prozedur, diesmal jedoch andersherum. Felix bekam die volle Kraft des Berglöwen zu spüren. Seine Krallen rissen durch den Stoff der Jeans und vergruben sich in Felix’ Fleisch.
Meine Hüfte?
Oh, nein … Meine Tasche.
Er wagte einen Blick auf seine zerfetzte, blutige Jeans.
Ist der Schlüssel noch da?
Felix tastete die Gegend ab, spürte allerdings lediglich warmes Blut und zerfetzten Stoff. Der Schmerz hatte sich verdoppelt, und er wusste nicht, was ihm mehr Qualen bereitete: seine kaputten Finger oder die zerschmetterte Hüfte. Doch plötzlich spürte er etwas …
Der Schlüssel. Er ragt aus der Tasche.
Mit dem kleinen Finger und dem Daumen ergriff er den metallenen Ring, an dem der Schlüssel hing …
… ehe Ronald ihn in den Fuß biss.
Nicht, dass er richtig zuschnappte. Seine Zähne durchdrangen nicht einmal das Leder von Felix’ Stiefel, aber der Druck verursachte Muskelkrämpfe.
Er spielt mit mir.
Der Berglöwe zog Felix weg vom Pfahl. Felix stützte sich instinktiv mit den Handballen ab.
Der Schlüssel! Wo ist er?
Ich kann ihn nicht sehen!
Felix lag nun der Länge nach ausgestreckt da, die Handschellen noch immer um den Pfahl. Ronald ließ nicht von ihm ab.
Habe ich den verdammten Schlüssel?
Felix blinzelte
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