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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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eine Hand auf seine Wunde, während er mit der anderen das Skalpell ergriff.
    Mal sah, wie er mit erhobenem Skalpell auf ihn zu stolperte.
    » Sie sind Arzt«, brachte er hervor. » Sie können sich selbst nähen!«
    Jimmy hielt inne. » Nähen …«
    » Ja, genau! Sie können sich selbst nähen! Auf dem Tisch liegt eine Nadel!«
    Jimmy starrte auf das Skalpell in seiner Hand, und einen Moment lang war sich Mal sicher, dass es der Verrückte jeden Augenblick in sein Herz bohren würde.
    Aber das tat er nicht. Stattdessen ließ er es fallen, entledigte sich der Bratröhrenfäustlinge und nahm sich die große gebogene Nadel, die bereits eingefädelt war. Er starrte sie ungläubig an.
    » Machen Sie schon!«, drängte ihn Mal. » Nähen Sie Ihren Hals wieder zusammen. Schnell. Das schaffen Sie. Sie sind schließlich Arzt.«
    Jimmy nickte. » Ich bin … Arzt.«
    Dann drückte er die Wunde mit seiner freien Hand zusammen und stach die Nadel in sein Fleisch.
    » Nur weiter so«, meinte Mal. » Sie können das. Das machen Sie gut.«
    Jimmy stach immer und immer wieder zu und legte dabei nicht wenig Enthusiasmus an den Tag. Doch Enthusiasmus war nicht gleich Können, und nach sechs Stichen schoss das Blut noch heftiger aus der Wunde.
    Außerdem hatte er sich die Finger an den Hals genäht.
    » Sehr gut«, ermutigte ihn Mal. Er stand kurz davor, hysterisch loszulachen und gleichzeitig zu schluchzen, aber er schüttelte beide Emotionen von sich und konzentrierte sich. » Das machen Sie prima, Jimmy! Nur noch ein paar Stiche, und Sie haben es geschafft.«
    Jimmy holte noch einmal aus, ehe er vornüber auf das Gesicht krachte.
    Mal atmete aus und legte den Kopf auf den Instrumentenwagen. Erschöpft schloss er die Augen.
    Es ist vorbei.
    Jetzt muss ich hier weg.
    Vielleicht kann ich entkommen.
    Vielleicht finde ich sogar einen Arzt, der mir meine Hand wieder annähen kann.
    Es ist vorbei.
    Das Schlimmste ist vorbei.
    Dann weiteten sich seine Augen vor Panik, als er hörte, dass sich die Tür öffnete.
    Deb warf einen raschen Blick auf das gerahmte Poster von Ulysses S. Grant, das der Toilette gegenüber in Florences Bad hing, in dem sie sich versteckte. Wie auch ihr Roosevelt-Poster schien es sie direkt anzustarren.
    Dann schaute sie auf die Tür und hörte, was sich draußen abspielte.
    » Oma, das war ein großer Fehler.«
    Florence befand sich in Gefahr.
    Was soll ich tun? Soll ich hier raus und ihr helfen?
    Ganz egal, was ich mache – alles ist jedenfalls besser als hier zu warten, bis sie mich zu fassen bekommen.
    Deb zuckte zusammen, als sie Schüsse hörte – zwei rasch aufeinanderfolgende Schüsse.
    Verdammt, hat man sie umgebracht?
    » Hallo, meine Kleine.«
    Deb drehte sich blitzschnell um.
    Das Poster von Grant öffnete sich wie eine Tür, und Teddy kroch aus einem Loch in der Wand ins Badezimmer.
    Dort ließ er sich sogleich zu Boden fallen und versuchte sie mit seinen grässlichen geteilten Daumen an den Prothesen zu schnappen.
    Deb blickte sich panisch um. Sie suchte nach einer Waffe, doch da war nichts – nur ein Waschbecken, eine Toilette und eine Dusche.
    Sie drosch auf das Poster ein und versuchte das Glas zu zerschmettern.
    Plastik. Das ist kein Glas, das ist Plastik.
    Teddy zog sich an ihren Prothesen hoch und versuchte an ihrer Unterwäsche zu reißen.
    » Wie wär’s denn mit uns beiden, nur Teddy und du, hier, auf dem Boden, meine Kleine?«
    Deb merkte, wie sie aus dem Gleichgewicht geriet und nach vorne kippte. Sie streckte die Arme in Richtung Toilette aus, und ihre Hände rutschten auf dem Zisternendeckel ab.
    Der schwere Deckel der Zisterne. Er ist aus dickem Porzellan.
    Sie riss ihn vom Spülkasten. Er war schwer, wog mindestens vier Kilo, und ohne einen Augenblick zu zögern, schlug sie damit auf Teddys Kopf ein.
    Einmal.
    Zweimal.
    Dreimal.
    Beim vierten Mal brach der Deckel entzwei. Deb holte mit der halben Platte erneut aus und wollte weiter auf Teddy eindreschen.
    Aber das war nicht mehr nötig. Teddys Schädel glich einem Kürbis, den man als Fußball benutzt hatte. Seine blutunterlaufenen Augen – sie traten durch Debs energisches Einschlagen bereits aus ihren Höhlen – starrten sie klagend an. Deb drängte ihn beiseite. Das Blut lief aus seinem Kopf und formte einen immer größer werdenden See auf dem Boden des Badezimmers. Vorsichtig ging sie zur Tür und öffnete sie, um zu sehen, was …
    PENG !
    … ein dritter Schuss. Florence hatte die Pistole auf den Kopf des am Boden liegenden

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