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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verzweifelt in die Dunkelheit und sah den Bund um seinen Daumen.
    Ronald machte weiter. Die Handschellen schnitten in Felix’ Handgelenk, der Biss wurde härter und verdrehte ihm die Fußfessel. Sein Rückgrat hatte inzwischen die Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht. Die Gelenke drohten ausgerenkt zu werden, und die Sehnen würden jeden Moment reißen.
    Er zerfetzt mich.
    Es tut mir so leid, Maria. Ich habe es versucht. Ich liebe dich.
    Da ließ die Raubkatze plötzlich los.
    Hastig robbte Felix zurück, um den Pfahl zwischen sich und das Tier zu bringen. Es war zwar nicht viel Schutz, aber besser als nichts. Dann steckte er den Schlüssel mithilfe seiner Zähne, seiner Lippen und seiner zwei heilen Finger ins Schloss.
    In diesem Moment erwischte ihn der Löwe erneut mit einem mächtigen Tatzenhieb.
    Felix’ Welt drehte sich. Er wirbelte so lange herum, bis er auf dem Rücken liegend zur Ruhe kam und den orangefarbenen Vollmond über sich anstarrte. Mit dem Ärmel wischte er sich das Blut von der Stirn.
    Die Handschellen. Sie sind lose.
    Ich bin frei!
    Felix stand mühsam auf. Er ignorierte die Schmerzen, die jede Nervenzelle in seinem Körper zum Vibrieren brachte, und rannte in den Wald. Sobald er die Lichtung verließ, verdeckten die Baumkronen den Mond, und er sah nichts mehr. Also rannte er blind weiter. Seine gebrochenen Finger stießen immer wieder gegen Bäume, doch er gab nicht auf. Plötzlich sah er ein Licht. Nein, es waren zwei Lichter, die sich mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zubewegten.
    Ein Abschleppwagen.
    Das war Felix’ letzter Gedanke, ehe er angefahren wurde.
    Mal starrte fassungslos auf seine Hand, die Jimmy vor seinem Gesicht hin und her baumeln ließ.
    » Operation erfolgreich«, erklärte der Irre. » Der Patient ist noch am Leben.«
    Mal drehte den Kopf, um sich den Stumpen am Ende seines Arms anzuschauen. Ein spitzer Knochen ragte aus dem Fleisch. Es blutete zwar nicht mehr, denn sie hatten den Stumpen in das weiße Pulver getaucht, doch die Qualen wollten nicht aufhören.
    Der Schmerz reichte viel tiefer als bis zu den Enden seiner Nerven. Mal litt auch mental. Die Erinnerung daran, was das Monster ihm angetan hatte – zuerst die Haut durchschnitten, die Muskeln mit einer Schere durchtrennt und schließlich mit Hammer und Meißel den Knochen gebrochen –, würde ihn bis ans Ende seiner Tage verfolgen. Sein Flehen und Betteln hatte sich nach einer Weile in unverständliches Gebrüll verwandelt. Als er nun dem vergnügten Monster ins Gesicht starrte, das ihm das angetan hatte und seine abgetrennte Hand wie einen frisch gefangenen Fisch stolz in die Höhe hielt, war das beinahe schlimmer als der physische Schmerz.
    » Hervorragende Arbeit, mein Junge«, lobte Eleanor und legte den Camcorder beiseite. » Mamma muss sich jetzt um die anderen Gäste kümmern. Vielleicht möchtest du den Patienten ja noch einmal untersuchen.« Eleanor warf Mal einen Blick zu und lächelte. » Ich glaube, er hat Krebs am Fuß.«
    Eleanor tätschelte Mal die Wange und stampfte dann durch eine der beiden Türen davon.
    » Krebs am Fuß?«, fragte Jimmy mit ernster Miene. » Das hört sich gar nicht gut an. Wir müssen sofort mit der Behandlung beginnen.«
    Jimmy ging zum Wagen mit den Instrumenten und holte die Bügelsäge.
    Mal zuckte panisch zusammen und begann zu stammeln. Doch er wusste, dass es nichts bringen würde.
    Dann riss er den Arm – blutig und handlos – aus dem Lederriemen um sein Handgelenk.
    Ohne nachzudenken, stach er mit dem spitzen Knochen auf Jimmy ein, der gerade sein Instrument untersuchte. Mal traf den Buckligen mitten im Genick.
    Der Schmerz war unvorstellbar, doch der Knochen, der scharf wie ein Stechbeitel war, bohrte sich tief in Jimmys Fleisch.
    Jimmy grunzte, stolperte rückwärts und versuchte den Blutfluss mit beiden Händen zu stoppen. Doch der Lebenssaft sprudelte kräftig durch die Bratröhrenfäustlinge.
    » Lazeration … der … Jugularvene … Brauche blutstillendes Mittel … muss … es … stoppen …«
    Jimmy griff nach der Schüssel mit dem weißen Pulver auf dem Instrumentenwagen. Mal wurde schwarz vor Augen. Aber er holte noch einmal aus und schlug auf die Schüssel ein, sodass sie in hohem Bogen durch die Luft flog und auf den Boden krachte. Eine weiße Wolke stäubte auf und legte sich dann.
    » Weg …« Jimmys Augen weiteten sich. Er starrte Mal an. » Sie … haben … es … umgeworfen … Das … blutstillende … Mittel …«
    Der Bucklige presste

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