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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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garantiert gedacht, Dr. H. habe sie sitzenlassen und brüte jetzt in einem anonymen Apartmenthaus mit einer attraktiven Veterinärstudentin über Statistiken zur künstlichen Besamung oder so. Seine Frau fuhr fort: «In letzter Zeit kann ich schon von Glück sagen, wenn wir zusammen frühstücken.» Ich war überrascht. Ihr Haar war ein Werbespot für Kurspülungen, und ich würde sagen, sie hätte jede strebsame junge Studentin jederzeit in den Schatten gestellt.
    Ich blickte an ihr vorbei und sah, daß das Haus innen makellos spätviktorianisch war, doch sehr zwanglos möbliert, ein Anflug von Skandinavisch, aber nicht steril. Es gab zum Beispiel kein Linoleum, sondern gute braune Teppichvierecke. Behandlungszimmer, Labor und Wartezimmer im Erdgeschoß. Wohnzimmer, unpraktische Küche, Arbeitszimmer im ersten Stock. Darüber Schlafzimmer, höchstens drei. Ich sagte mitfühlend: «Ich weiß, wie das ist, die Pastete hin, die Kartoffeln matschig und der Yorkshire-Pudding platt. »
    Sie sagte spitz: «Nein, der Salat ist lappig und wäßrig. Er muß Diät essen.»
    Wenn eine mir was von einer Diät erzählt, plage ich mich meist gerade selbst mit einer Diät herum oder ich behaupte es wenigstens. Die Leute knien sich so sehr in eine Diät hinein, daß sie jedes andere Gesprächsthema irgendwie mit Erdbeereis-Baiser in Verbindung bringen. Und wenn sie sagt, ihr Mann mache eine Diät, sage ich eben, meiner mache auch eine. Wenn sie sagen würde, er mache gerade eine Einradtour durch Grönland, er sei auf einer Sauftour, er habe nur ein Bein oder mache Kopfstand in der Diele, würde ich etwas Entsprechendes finden. Jede verheiratete Frau braucht alles Verständnis, das sie bekommen kann, und wenn er zufällig gerade einen Seitensprung macht, wird sie ebenfalls Hilfe nötig haben. Wie ich festgestellt habe, ist eine geteilte Diät nicht unbedingt eine halbe Diät, aber man ist auf dem gleichen Ausdauertrip, und das ist ungefähr so, als wäre man von derselben Bombe getroffen worden. Das schafft sofort eine Gemeinsamkeit. Also sagte ich wie aus der Pistole geschossen: «Meiner auch! Das heißt, jedenfalls die meiste Zeit. Ab und zu sündigen wir aber mit Würstchen...»
    Sie sagte: «Ich mache keine Diät», es klang ziemlich abwehrend, als habe sie das Thema satt. Bewundernd sagte ich: «Sie haben es auch nicht nötig, wie man sieht. Ich brauch es auch nicht, weil ich nervös bin. » Wie allgemein bekannt, leiden nervöse Leute nie an Übergewicht. Das ist einfacher, als Kalorien zu zählen.
    Ich fand, wir bräuchten ein konkreteres Gesprächsthema, und sagte, ich würde ihren Mann abends anrufen. Ich würde ihn nur kurz aufhalten, versicherte ich ihr und wandte mich zum Gehen. Gemessen sagte sie: «Ich nehme an, es ist geschäftlich?» Es klang feindselig, als hätte sie den entgegengesetzten Verdacht, so daß ich stehenblieb. Mir wurde klar, daß meine Haare zu rötlich waren, weil ich viel zuviel Henna genommen hatte. Ich hatte gedacht, es würde mich hinreißend rotblond machen, aber jetzt sah es aus, als sei meine Kopfhaut rot geworden oder als sei ich ein schwerwiegender Fall von Herpes. Vielleicht dachte sie, ich sei ein Animiermädchen im Ruhestand, das nicht aufs Animieren verzichten könne. Vielleicht dachte sie, ich sei gekommen, um ihn zur vierten Abtreibung bei meinem Pekinesen oder Siamesen oder bei mir selbst zu überreden. Oder ich gehörte zu denen, die einen größeren Busen haben möchten. Was übrigens der Fall ist.
    Ich kannte mal einen Zahnarzt, es ging ihm nicht allzu gut, der unerlaubte Abtreibungen aufgeben mußte, weil sie legalisiert und von der Kasse übernommen wurden, und deshalb anfing, nach Feierabend Busen und Nasen zu operieren. Er gab Silikonspritzen, um die Form und Größe aller erdenklichen Organe zu ändern, bei beiden Geschlechtern. Er wurde sehr beliebt und fuhr einen Mercedes und einen Mini mit getönten Fenstern, bis er einer Stripteasetänzerin begegnete, der es auch nicht allzu gut ging. Er verliebte sich in die phantastischen Formen, die er geschaffen hatte, wie Gainsborough, der einen Hang zu seinem Blauen Knaben entwickelte, und wurde rasend vor Eifersucht auf alles, was sie damit tat. Er erschoß sich später, aber sie bekam es nicht mehr mit, weil sie eine Überdosis genommen hatte, als ein Ölscheich ihr einen Job als Vortänzerin in seinem Harem in Aussicht stellte, falls sie ein bißchen abspecke, denn er stand auf knabenhafte Formen. Wenn ich richtig darüber
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