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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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aufhalten», versprach ich ihr, und es klang komisch, weil mein Mund offenstand, um jeden Druck von der Nuß fernzuhalten. «Ich wollte nur kurz über die Pension sprechen. »
    «Wir haben nicht vor, in Pension zu gehen», sagte sie, wieder sehr spitz. «Oder meinen Sie eine andere Pension?»
    «Nein, nein», rief ich, «ich bin dabei, eine Hundepension aufzumachen, zwei Kilometer weiter an der Schnellstraße. Früher hat dort jemand, gezüchtet, wie der Postbote sagt. Ihr Mann kennt es bestimmt. Ich möchte, daß er regelmäßig zu mir kommt. Ich hoffe, wir finden eine Einigung, die für beide Seiten akzeptabel ist...» Ich meinte natürlich Mengenrabatt, aber so umschrieben klang es besser.
    «Er würde es bestimmt sehr gern tun», sagte sie sarkastisch.
    Verzweifelt fuhr ich fort: «Ich lasse nicht decken, noch nicht. Ich dachte, dabei könnte er mir vielleicht in der Nachsaison helfen, wenn ich mehr Zeit habe.» Jetzt lachte sie. Vermutlich hatte ich mich etwas mißverständlich ausgedrückt.
    «Er wird sich freuen, daß Sie gekommen sind und Hilfe brauchen. Was Decken betrifft, ist er sehr kompetent», sagte sie. «Er ist Ingenieur und sehr männlich. Der Tierarzt bin ich. »
    Sie hieß Henrietta, aber alle nannten sie Hetty. Sie hatte auch viel Sinn für Humor. Sie nahm das Nuts-Stück an und borgte mir einen Zahnstocher. Sie war eine Instant-Freundin, die Art, wo man Lachen hinzufügt und kurz umrührt. Sie war meine erste Freundin in der Gegend und lange Zeit meine einzige. Es war wie Liebe auf den ersten Blick, nur ein bißchen dauerhafter.
    Ohne Hetty, die durch Zufall gefundene, hätte ich bestimmt nur eine weitere Pleite zustande gebracht.

Es war Frühsommer. Wie die Vögel polsterten wir unsere Nester gewöhnlich im Frühling, und wie jede Henne, war ich dann diejenige, die daheim blieb und mich um die Eier kümmerte. Man kommt letztlich doch nicht von der Natur los. Diesmal war das Nest ein viel zu großes altes Haus aus Backstein und Schiefer, mit Nebengebäuden, einem Erker, einem Grenzgraben und einem unkrautüberwucherten Tennisplatz. Die Vorbesitzer hatten den Charme des 19. Jahrhunderts schließlich gegen den Komfort des 20. Jahrhunderts eingetauscht und waren auf eine Insel gezogen. Das Haus hatte einige Jahre leergestanden, und kein Mensch hatte mehr daran gedacht, bis ein cleverer junger Hausmakler es als Fußnote auf einer Liste hoffnungsloser Angebote entdeckte und es uns vorschlug, als wir nach etwas fragten, das keiner haben wollte.
    Die Schnellstraße machte es für andere indiskutabel, aber für mich um so attraktiver. Ringsum lagen Felder in allen Farben, geformt wie Puzzlestücke. In diesem Teil der Grafschaft hatten die Hecken bleiben dürfen, sie schlängelten sich in bizarren Windungen durch die Gegend und leuchteten in den Farben des Frühlings. Das Grundstück lag zu einsam und abgelegen für eine Frau, die allein wohnte, doch eine Frau, deren Mann im Krankenhaus ist, kann selten große Ansprüche stellen. Und wenn ich vor dem Haus stand und über das weite Land blickte, war es immer die Autostraße, die mich am meisten tröstete und faszinierte.
    Frühmorgens, mit einer sicheren Nacht hinter mir, duftendem Kaffee, den Zeitungen, Toast und dem Radio vor mir, gab es keinen anderen Ort der Welt, an dem ich lieber gewesen wäre. «Zähle deinen Kredit», pflegte meine Mutter zu sagen, als gute Wünsche aus der Mode kamen, und auf Kredit war ich gebettet wie auf einem sechsstelligen Kontoauszug. Natürlich hatte ich auf der Sollseite zuviel zu tun, und niemanden, der mir zuhörte, wenn ich es sagte.
    Ich leide unter meinem Geselligkeitstrieb wie andere Leute unter Zahngeschwüren. Ich genieße es, im Mittelpunkt einer Party zu stehen, ich freue mich darauf, durch ein Zimmer voller fremder Leute zu gehen; ich habe dann immer das Gefühl, in eine Tüte mit einer bunten Bonbonmischung zu langen. Ich finde Schlangen an der Bushaltestelle herrlich, ich liebe den Schlußverkauf bei Harrods und das herrliche Gewühl auf Rummelplätzen am Wochenende. Warum also nun die offene Weite? Wir müssen fast alle Kompromisse machen. Dies war meiner.
    Ich hatte einen Mann, der sich nichts Schöneres vorstellen konnte, als in entlegenen Wäldern über schmutzige Wurzeln zu stolpern. Ich hatte mal ein Pferd, das ich adoptierte, weil die Hundefutterfabrik beunruhigend nahe war. Außerdem habe ich eine Sammlung: unzählige Möbelstücke, Kunstgegenstände (Nichteingeweihte nannten es

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