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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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den ich aus meinen jeweiligen Unternehmungen herausschlug, die Gemeindesteuern bezahlen könnte, und manchmal klappte es auch. Meine persönlichen Ausgaben waren schließlich lächerlich gering. Eine arbeitende Ehefrau ist weniger eine zusätzliche Einkommensquelle als ein verringerter Ausgabeposten. Wenn man viel um die Ohren hat, kann man nicht groß zum Schlußverkauf, zu Tupperware-Parties oder ins Kino gehen, und man hat auch keine Zeit für Einkaufsfahrten. Man kann nicht zum Bingo gehen, man kann nicht auf Wohltätigkeitsveranstaltungen und Golfplätzen herumtrödeln oder in den Cafés von Bath mit einem Liebhaber turteln. Das Motto eines Ehemanns sollte sein: «Eine berufstätige Frau ist ein Risiko weniger. » Frauen, die außer Haus arbeiten, haben selten Zeit, Illustrierte mit teuren Verbrauchertips zu lesen oder sehnsüchtig von Acapulco zu schwärmen. Und sie sind zu sehr mit ihren eigenen Techtelmechteln im Kollegenkreis beschäftigt, um sich um andere zu kümmern.
    Am Nachmittag rief ich noch einmal beim Maler an und meldete mich mit schleppender, gleichgültiger Stimme, um zu demonstrieren, wie wenig mir seine Unzuverlässigkeit ausmachte. Ich wußte nämlich, daß die Rechnung, sobald er sich an die Arbeit gemacht hatte, ein paar Tage später kommen würde, und der Gedanke quälte mich.
    «Mr. Treddie?» fragte ich und lächelte ins Telefon. Es war das Lächeln Nr. 1 in meinem Repertoire. Gezwungen und starr. «Wie ich sehe, haben Sie doch noch nicht angefangen...»
    «Wie bitte?» sagte er, als zweifelte er daran, daß ich meine fünf Sinne beisammen hatte. «Haben Sie denn nicht unsere Leitern gesehen?» Er tat so, als wären damit die Wände schon gestrichen.
    «Na ja», stimmte ich zu, «aber...»
    «Und in der Auftragsbestätigung sagten wir doch , nicht wahr?»
    Möglicherweise hatte er einen Durchschlag vor sich liegen. Ich nicht.
    Ich seufzte. «Das ändert nichts an der Tatsache, daß Sie noch nicht angefangen haben, und wir sind inzwischen eingezogen. Wir sind beim Einrichten, und ich kann Ihre Leute jetzt unmöglich gebrauchen. Deshalb denke ich, es wäre vielleicht besser, wenn wir die ganze Sache auf später verschieben.» Ich schaltete auf Lächeln Nr. 3, Triumph, und lehnte mich zurück. Ich finde, man muß immer lächeln, nicht um Optimismus auszustrahlen, sondern weil es die Gesichtsmuskeln am besten trainiert. Es hilft einem, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich passiert (und das ist, wenn man es richtig betrachtet, fast immer lustig), statt auf das, was passieren könnte (und das ist oft gar nicht lustig). Ich habe eine ganze Reihe von Lächeln drauf, und die meisten sind inzwischen unbewußt katalogisiert und in meinem Kopf gespeichert. Ein Druck auf die Taste meines Gedächtniscomputers, und ich hab’s - rette sich wer kann.
    «Ich verstehe», murmelte Mr. Treddie und dehnte das Verb in die Länge, damit ich sah, wie gut er das kleine Manöver durchschaute, mit dem ich seinen absurden Kostenvoranschlag drücken wollte. Und damit ich sah, daß er ernstlich zu erwägen begann, mich für immer von seiner Kundenliste zu streichen.
    «Meine Jungs haben im Augenblick furchtbar viel um die Ohren. Ein Gemeindeauftrag: bündige Leisten und so etwas, sehr kompliziert.» So ausgedrückt, klang es wie Wasserrohrbruch, dringend. Was er wirklich meinte, waren die Wandschränke in den gemeindeeigenen Sozialwohnungen, die sein Schwager, Gemeinderat X, nach seinem Geschmack bei ihm bestellt hatte. Ich hatte im Lokalblatt ein paar Leitartikel darüber gelesen, wie sehr die Gemeindeabgaben in die Höhe schnellen würden, weil man Fußbodenheizungen einbauen ließ und die (veralteten) von Hand zu öffnenden Garagentüren durch Schwingtore ersetzte, die auf ein elektronisches Signal von selbst hochklappten, und nach allem, was ich wußte, hätte es mich nicht gewundert, wenn sie außerdem noch Terrassenkamine in Auftrag gegeben hätten. Für Wohnungen, die von unseren Steuern bezahlt werden, kommt ja nur das Beste in Frage.
    «Diese Steuern», seufzte ich beziehungsreich, und er sagte: «Sie geben uns dann Bescheid, ja?» Wir überlegten beide stumm, ob die Arbeit wirklich notwendig war und woher das Geld kommen würde.
    Mit der Großzügigkeit von Gemeinderat Midas, Stadtkämmerer, kann ja doch niemand konkurrieren.
    Andererseits hatte es keinen Sinn, mir einzureden, der Zustand des Hauses sei gar nicht so übel. Die Mauern standen zwar und würden vielleicht genug Bildern
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